Ich weiß so wenig über dich und doch so viel,
meist war ein Schweigen das, was uns verband.
Du sprachst nicht gerne über Seele und Gefühl,
das war für dich ein unbekanntes Land.

Was dich getrieben hat in deinem Leben,
das große Ziel, der Plan, der helle Stern,
es mitzuteilen, war dir nicht gegeben,
dich anderen zu öffnen, lag dir fern.

Doch hast du die Musik in mir geweckt,
mich damit, ohne es zu ahnen, reich beschenkt,
und auch das Dichten habe ich durch dich entdeckt.
Ganz unbewusst hast du mein Leben stets gelenkt.

So vieles habe ich von dir, was mich heut prägt
und was mich ausmacht, was ich bin.
So vieles, was mich heut durchs Leben trägt,
Geschick und Kraft und Zuversicht und Sinn.

Wir beide haben uns zum Schluss gefunden,
auch wenn uns schließlich nicht viel Zeit mehr blieb.
Und denk ich nun an dich in stillen Stunden,
kannst du dir sicher sein: ich habe dich geliebt.


© Ulrich Kusenberg


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Kommentare zu "Vater"

Re: Vater

Autor: Ree   Datum: 29.04.2014 11:31 Uhr

Kommentar: Ja, die Liebe des Sohnes ist spürbar ind deinem Gedicht, lieber Ulrich, und auch seine Fähigkeit, die Liebe seines Vaters zu spüren, obwohl er diese ihm nicht direkt mitteilen konnte .. Es berührt mich sehr. :)
L.G. Ree

Re: Vater

Autor: noé   Datum: 30.04.2014 11:48 Uhr

Kommentar: Das macht mich noch ein bisschen trauriger, meinen Vater nur bis zum 3. Lebensjahr gehabt zu haben.
Mein ganzes Leben ist davon geprägt, dass ich ihn NICHT hatte. Du Glücklicher...
noé

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