N a c h t s t u n d e n
tropfen in Deinen Tag


Buchstabenweite von
schwerem Gewicht
und schwer wiegender Gewichtung
faltet sich behutsam
dennoch mit
konsequentem Maß
über blind gelebtes Erleben



V I E L

ist so viel weniger als wenigstens

ist zu viel um in Begriffe oder
Geschichten gefasst zu werden



E R F A H R U N G

greift nach
unduldbarem
Verweilen

verläuft sich mit
enteiltem Schritt
in pragmatisch platzierte Blindstellen
gewollter Unabkömmlichkeit



H E U T E

ist so viel weniger
als jener in Unschuld
wie auch Hoffnung
eingeschlagener Morgen
nun vergangener Tage in Licht



Z E I T F R A G M E N T E

verfangen sich
in Überschneidungen
unbelebter Sprache
ohne Anbindung an Welt



Das geleibte Heute
bleibt das Vergehen
derer welche
zu schaffen und
erschaffen gedachten
ohne Blicke zu tun auf das

W e n i g e
im Vielen

sowie das

V i e l e
im Wenigen

was das Leben
ihnen bereit war
zu schenken.



K E I N E
Augenblicksweite
bleibt erhalten.



L E E R E
an
Inhalt und Empathie
ist ein
k a l t e r
B e g l e i t e r
in
sterbender Welt


© Monja Ben Messaoud


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Beschreibung des Autors zu "VERGEHEN"



Ein nicht ganz freiwilliger Beitrag zu den heutigen
Karfreitags-Feierlichkeiten.
Als Idee entstand dieser Text während dem Kurzaufenthalt in Leipzig auf
der dortigen Buchmesse.
Eine interessante Stadt und eine schräge Messe zu allem rund um das Lesen im Heute.
Vollendet wurde dieses Lyrik-Fragment von den Ereignissen der letzten zwei Wochen.

Es ist schon bemerkenswert, wie sich eine zuerst positiv darstellende Situation
von Grund auf ändert, nur weil sich ein Rädchen im Zusammenklang eines
Menschlichen Miteinanders vollkommen gegenläufig bewegt.
Nichts geht mehr.
Alles unhaltbar, untragbar.
Von einem Augenblick zum anderen.

Da stören sich Menschen darüber, was aus dieser Welt wurde und wird, im Bezug
auf den Grad an Zerstörung, und selbst sind sie in einem Moment der gedankenleeren Launenhaftigkeit gewillt, etwas stimmiges aber auch unbequemes an Begegnung in den Schmutz zu treten.
Dabei fängt doch unsere weite Welt im kleinen, vereinzelten an.
Sie fängt mit Worten an, die auch so gemeint werden sollten, wie sie mal
ausgesprochen wurden.
Fehlende Kontinuität im Umgang mit Geschichte ist nicht nur ein Problem
der Politik.
Sie fängt bei und unter uns Menschen an.

Warum können Menschen nicht das, was Tieren so leicht fällt ?
Zu achten, sich zu erinnern, sich auf jemanden als Leben ernsthaft beziehen.
Und für uns soll Christus gestorben sein ?

Wir scheren uns doch noch immer einen Dreck um all das schöne und gute auf der Welt.
Für Tiere hätte es sich wohl gelohnt.
Für die Schöpfung namens Natur auch.
Für das Tier Mensch scheinbar eher nicht.
Jener kann offenbar nur zerstören und Nichtachtung leben.

Damals, Heute und Morgen ?
Nichts neues aus einer verhärteten Welt.




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Kommentare zu "VERGEHEN"

Re: VERGEHEN

Autor: simon   Datum: 29.03.2013 23:18 Uhr

Kommentar: Liebe Monja Ben Messaoud, ich bewundere deine Werke, die für mich sehr viel Tiefe und eine scharfe Beobachtungsgabe widerspiegeln; dennoch! - Verallgemeinerungen helfen nicht weiter; Aufklärung muss den Anspruch der Differenzierung beinhalten...ansonsten wirkt sie wie Negativattribute eben wirken, sie verführen zur Hoffnungslosigkeit! Auch das Wort, das wir an Menschen richten, richtet und muss die Richtung angeben! (diese Kritik hier richtet sich mehr an dein "Nachwort" als an das "Gedicht" selbst!
LG Simon

Re: VERGEHEN

Autor: MonjaBenMessaoud   Datum: 30.03.2013 11:32 Uhr

Kommentar: Lieber Simon,

wenn etwas als Verallgemeinerung empfunden wird, dann möchte ich dies folgendermaßen ergänzen: Du hast Recht. Verallgemeinerung, so sie als solche gemeint ist, bedient nur eine Schuldkeule, was niemals meine Absicht ist oder war.
Grundsätzlich greife ich etwas heraus.
Tendenzen, welche von großer Tragweite und Bedeutung für viele sind.
Der "Kommentar" wiederum ist natürlich eher dem Augenblick und somit der
kurzzeitigen Daseinsqualität geschuldet, während die Texte versuchen den außerzeitlichen Aspekt heraus zu arbeiten. Ich schreibe bewusst "versuchen".
Alles was wir leben, wird immer Fehlstellen und Grund für Kritik bieten.
Dennoch halte ich die Art und Weise, wie man dem jeweils Anderen entgegen tritt
für sehr bedeutend.
Wenn hier grundlegendes in Häufung, trotz friedvoller Absicht, in den Schmutz getreten wird, dann tut es mir leid, dass sich dies in einer Kommentierung niederschlägt, wewlche kein Kommentar im formellen sein kann und möchte, sondern vielmehr Wörter-Abschnitt einer erlebten Existenz.
Jeder kann nur für sich schreiben, dennoch geschieht dieses vereinzelte längst
Vielen.

Die scheinbare "Verallgemeinerung" ist also einer Art literarischen Provokation zuzuordnen, damit überhaupt noch jemand irgendetwas von all dem Vielen wahrnimmt.
Ein Nachwort ohne solch Einfärbung ist mir schlicht unmöglich, weil zu viel, zu lange und zu heftig alles Tun und Sein niederschlägt.
Niemand ist da noch neutral!
Nur Tote vermögen dies.
Dennoch möchte ich nicht auf die Nachworte verzichten, da sie wohl einiges
dechiffrieren, was ansonsten nicht zu deuten wäre.

Fazit:
Meine Lyrikfragmente sollen die essentielle Überschneidung herausarbeiten, meine kommentierenden Nachworte sind lediglich Zeugenworte eines eigentlich sprachlos werdenden Bürgers unserer Jetzt-Zeit.

Ich danke Dir für Deine wie immer treffliche Wahrnehmung und Deine stets zuvorkommende Art, in welcher Du diese berechtigte Kritik hervor bringst.
Hiervon lässt sich nur lernen.
So nehme ich das auch wirklich mit einem Danke auf.

Wie immer Alles Gute Dir und Deinem Sein in Eigenzeit

Lieben Gruß

Monja

Re: VERGEHEN

Autor: simon   Datum: 30.03.2013 17:30 Uhr

Kommentar: Liebe Monja, ganz herzlichen Dank für die Kritik meiner Kritik! -jetzt verstehe ich es besser!!! [Die scheinbare "Verallgemeinerung" ist also einer Art literarischen Provokation zuzuordnen, damit überhaupt noch jemand irgendetwas von all dem Vielen wahrnimmt.] ...auch Danke für deinen Vertrauensvorschuss und deine (reife) Kritikfähigkeit!
herzlichst Simon

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