Stumm stehst du da, mir so vertraut
und kaum noch erdverbunden,
und in der trocknen, welken Haut,
da klaffen große Wunden.

Der Wind durchs kahle Haupt dir zieht,
Armstümpfe sich erheben,
gebrochen schon so manches Glied,
du hast dich längst ergeben.

Dem Efeu dienst du als Vasall,
umkränzt dich mit Girlanden,
bedeckt den schleichenden Verfall,
wo einst die Blüten standen.

Von Leben gibt es keine Spur,
Skelett braucht keine Pflege,
ringsum sprießt üppig die Natur,
als ob's kein Ende gäbe.

Doch lieb ich dich, weil man vergisst,
das Leben oft verkennt,
So fall noch nicht, bleib wie du bist,
als mahnend Monument.


© Pedda/gog 22.10.2012


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Beschreibung des Autors zu "Toter Baum in Nachbars Garten"

Täglich sehe ich diesen kahlen, toten Baum. Erst wollte ich, dass der Nachbar dieses Schandmal fällt, doch nun hab ich es lieb gewonnen als Mahnmal der Vergänglichkeit.

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Kommentare zu "Toter Baum in Nachbars Garten"

Re: Toter Baum in Nachbars Garten

Autor: Alex Anders   Datum: 22.10.2012 17:02 Uhr

Kommentar: Hallo Pedda! Und wieder wird Leben daraus! Würde das alte nicht vergehen, könnte kein neues entstehen, ginge der Platz uns aus. Nebenbei: Auf keinem lebendem Baum wohnen so viele Insekten wie auf einem toten (und manche können nur auf totem Holz leben). So konnte ich es mir erlauben, einmal einen gestürzten Apfelbaum liegen zu lassen. Ich habe ihn nicht zersägt und verbrannt, auch als Dank dafür, dass er uns die besten Äpfel von allen geschenkt hatte. Dir schönen Dank für den gelungenen Nachruf. Gruß, Alex

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