Als Kind
und immer noch jetzt als
erwachsene Frau
mit geschlossenen Augen
rieche ich Rosmarin
Hecken in Kroatien
die Feigen auch
süß und
wespenumschworren
Ich rieche
das Shampoo der Ex
ihre Lippen
groß
leicht gespreizt
ihren Nacken
warm und feucht
und
Ahorn
Heiße Pommes im Schwimmbad
rot
Chlor und LSF-50
Grasabdrücke
auf den Schenkeln meiner Mutter
nassen heißen Stein
und die runzligen Füße meiner Schwester
und
Ahorn und Zimt
Ich rieche Ahorn zur Zeit
und Minze
Wer ist dieser Baum
den ich da rieche?
Wer bin ich?
Baumschleicherin
Im Ahorn und Zimt und Curry
Ihr Shampoo kenne ich auch
Hab gebadet im Ahorn
Und Ahorn in mir
Ohne Chlor und heiße Pommes
nur
Nacken und Lippen und Zimt
in mir
einmal
Ich rieche
Rauch
knisternd gelb zwischen Fingern
brennende Bäume
im Meer
Ich rieche Hellblau, Rosa und Weiß
meine Augen sind zu
in dir
Was kann man tun für Ahorn?
Für einen Baum ohne Äste
ohne Wurzeln und Blätter
Was kann ich tun?
Außer riechen an dir
schleichen im Schatten
mit zimtenen Tatzen und Minze im Haar
mit geruchslosem Gift im Blut
das salzige Tropfen dir schenkt
Ich rieche
nichts mehr
An meinem Laken klebe nur ich selbst
kein Tropfen
kein Molekül mehr
von dir
Ahorn
Aber wenn du gehst
an was rieche ich dann?
Ich rieche an meinen eigenen Achseln
Ich rieche an Schuhsohlen
Ich rieche an Mülleimern
Ich strecke
meine Nase aus dem Fenster
und warte
ohne zu wissen
auf was
Kommentar:Deine Zeilen wecken ganz starke, eigene Erinnerungen. Liegt wieder einmal zwischen Genie und Wirrnis. Und doch entscheide ich mich auch diesmal für Genie.
Gruß, Verdichter
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