Es war gemütlich, so verborgen in der Masse,
nur im Netz zeigte ich meine Klasse,
ich tauschte mich aus, konnte nachdenken,
und erlebte, wie Fremde mir Bewunderung schenkten,
ich hatte Zeit zum Reagieren, fühlte mich wohl,
musste niemanden direkt gegenüber treten
und etwa blöde Kommentare hören, ganz ungebeten.
Ich war anonym und fand Gleichgesinnte.

Doch im Leben so unsichtbar zu sein,
so missverstanden zu werden,
das war nicht schön.

Ich wünschte mir, dass mich die Leute sehen,
dass sie eine Chance bekommen, mich zu verstehen.

Ich kann euch sagen, wie ungemütlich es mit einem Mal wurde,
als ich aus meinem Schatten heraustrat,
ich fühlte mich nackt und hatte Angst,
so sehr, wie man es sich nicht vorstellen mag

Die Angst ist jedes Mal wieder da,
wenn ich etwas Mutiges tue,
Ich nenne es mutig, denn ich stelle mich meinen Ängsten
und ganz ehrlich: Vieles davon würden nur wenige tun.

Dabei ist vieles gar nicht so schlimm,
auch ich mache mir zu schnell zu viele Gedanken,
was wäre wenn und was soll man nur von mir denken?

Fakt ist doch, dass die Leute über mich reden,
egal, was ich auch immer tun mag,
da konzentriere ich mich doch lieber auf mein Leben,
denn ich muss nicht auf jede Meinung etwas geben.
Kritik ist schön und gut, aber nur, wenn sie mich voranbringt.
Der Ton, finde ich, ist dabei auch nicht unwichtig.

Ich bin entspannter, wenn ich weniger auf negative Reaktionen schaue
und stattdessen auf positives Feedback und brauchbare Ratschläge baue.
Auch entscheide ich, wann ich worauf, wie reagiere,
ist nur etwas schwer, wenn jemand direkt vor mir steht,
aber doch kann ich später noch auf etwas zurückkommen.

Bei Nachrichten kann ich mir genug Zeit nehmen,
ohne, dass es jemanden auffallen würde,
mit Menschen zu schreiben, ist immer noch die kleinste Hürde.
Man muss nicht gleich antworten,
denn jeder macht Verschiedenes über den Tag
und man kann zurückschreiben, wann man mag.

Wenn man beginnt, Gespräche nicht nur zu haben, sondern zu leiten,
werden die Unterhaltungen einem weniger Kummer bereiten ...


So fand ich die Gemütlichkeit in der Ungemütlichkeit.


© Lisa Marie Samuel


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Kommentare zu "Die Gemütlichkeit in der Ungemütlichkeit"

Re: Die Gemütlichkeit in der Ungemütlichkeit

Autor: Honigtraum   Datum: 18.07.2017 10:41 Uhr

Kommentar: Ungemütlichkeit kann auch sehr bequem sein ;-). Schöner Text.
Gruß, Honigtraum

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