Land der großen Dichter

Unser Land wird immer kälter
was ist nur gscheh'n?
Menschen werden älter
und werden nicht mehr geseh'n.

Land der großen Dichter
wirst nun bald vergeh'n?
Durch so manchen Trichter
uns're Worte geh'n.

Um dann Form vollendet
und jeden Sinns entstellt,
ins Gegenteil gewendet,
wie es gerade gefällt.

Die Nacht ist fortgeschritten
über Land und Leute.
Es wird nur noch gestritten
gestern und auch heute.

Große Mächte breiten
gleich einem Vogelzug
sich über unsere Weiten
wie ein starker Pflug.

Finst're Heere rauschen
Korps um Korps bereit.
Doch wir Armen lauschen
dem Choral der Zeit.

Gott ist unser Richter
und der Herr des Lebens.
Die Worte unsrer Dichter
mahnten nicht vergebens.

Das Erbe uns'rer Väter
stand für Recht und Leben.
Morgen sind es Gräber
die sie uns'ren Kindern geben.

Bald darf jeder töten,
wann immer es beliebt.
Und für ein paar Kröten
wird Leben ausgesiebt.

Unsre Töchter trauern
und sind im Leid getränkt.
Unsere Söhne bedauern
von wem sie nun gelenkt.

Der Heimat wohl verbunden
steh' ich hier ganz fest.
Und wein' in tristen Stunden
meiner Tränen Rest.

Der Abend naht in Bälde
und gesellt sich sanft zu mir.
Zwar, frier ich in der Kälte,
doch Hoffnung kommt von dir.


© G. Höß


4 Lesern gefällt dieser Text.

Unregistrierter Besucher
Unregistrierter Besucher
Unregistrierter Besucher


Beschreibung des Autors zu "Land der großen Dichter"

Das Metrum ist weitgehend dem Ostpreußenlied entlehnt. Ein paar Gedanken auch, wobei Worte und Begriffe aufs Heute übertragen wurden.

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Land der großen Dichter"

Re: Land der großen Dichter

Autor: Soléa   Datum: 18.04.2023 19:11 Uhr

Kommentar: Gefällt mir sehr gut, kann mich gut reindenken und fühlen!

Viele Grüße
Soléa

Kommentar schreiben zu "Land der großen Dichter"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.