Maienzeit, Freudenzeit, Fröhlichkeit weit und breit
Ihr Wiederkommen kann uns allen helfen
Auf dem Feld, wohlbestellt, wächst die Welt, wie's gefällt
Dunkle Blumen stehen neben gelben
Durch das Gras sind sie bereits gedrungen
Und im Wald die Vielfalt, die ohn Zahl da erschallt
Schöner ward er nie jemals besungen

Ich säng nicht einfach mit, hätt ich Fried, des ich bitt
Käm doch einer, mich zu trösten!
Ich bin verzagt alle Tag, ohne End ist meine Plag
Ich nähm es gern, würd mich jemand erlösen
Dein Liebesblick, der macht mich ganz von Sinnen
Meine Klag ist alle Tag, doch ich schweig und verzag
Liebesblick, lass dein Bild in mir drinnen!

Große Not, denn mir droht ein Idiot mit dem Tod
Das ist Hildebold von Berenreute
Irenfried und der Schmied, holt für sie einen Strick
Denn mitmachen ließen sie die Leute
Berwin, den mag niemand gerne reizen
Amelolt, Berenbolt hab'n gewollt, dass man Gold
Für meinen Kopf bezahlen würd in Preussen

Als ich sah, sie sind da, ging ich Narr zu der Schar
Wollte schau‘n, was diese Kerle täten
Irenbeer und andre mehr liefen quer hin und her
Säbelschwingend als ob sie mähten
Da sprach ich: "Nun wollt' ich eines wetten:
Wie ihr droht so verroht, schwingt und schnaubt, rast und tobt
Dagegen würd ein Heer vergebens fechten!"

Mit Lockenhaar kam fürwahr Hildemar und ich sah,
Er und eine schöne Frau, die scherzten
Hoch er sprang ihr zum Dank auf die lang schon morsche Bank
Bewundern sollt sie den Beherzten
Die Bank stürzt ein, er fällt auf sie herunter
Ganz gebannt ich da stand, als ihr Gewand sich entband
Und ihr feiner Haarkranz rutschte runter

Bitte sehr, lieber Herr! Seht doch her! Was noch mehr?
Wie soll sie sich da erwehren?
Aus der Traum mit den Frau'n! Mit ‘nem Zaum an den Baum!
Dieser Schaden soll ihn lehren!
Er will sich mit schönen Mädchen balgen
Hin und her, kreuz und quer, nur nach seiner Begehr
Solcher hinge besser gleich am Galgen!

Beinah wurd‘s mir gewährt, als ein Schwert ihn versehrt
Ein halbes Bein von einem der zehn Genossen
Enzeman griff ihn an, nur mit Müh er entkam
Er hat kein Mädchen jemals mehr gestoßen
Ob Erfüllung ich hier noch mal finde?
Hätt mein Teil, Fried und Heil, wenn einmal noch ein Seil
Ihm seine alle Viere binde

Maienzeit ohne Feindseligkeit - Meienzît âne nît


© Jürgen Wagner


2 Lesern gefällt dieser Text.




Beschreibung des Autors zu "Maienzeit ohne Feindseligkeit - Meienzît âne nît"

Übertragung des mittelhocheutschen Gedichtes von Neidhard von Reuenthal "Meienzît âne nît" (s. https://youtu.be/lCN3RyOLQgQ)

Meienzît âne nît vrouden gît wider strît,
sîn widerkommen kan uns allen helfen.
ûf dem plân âne wân siht man stân wolgetân
liehtiu brûniu bluemel bî den gelfen.
durch daz gras sint si schôn ûf gedrungen.
und der walt manecvalt ungezalt ist erschalt,
daz er wart mit dem nie baz gesungen.

Ich süng nit nâch ir sit, haete ich vrid des ich bit,
ob mir ieman koeme dran ze trôste.
ich bin verzeit, mîniu leit unverjeit sint sô breit;
ich naeme ez noch, swer mich dâ von erlôste.
liebes blic der kan mich schicken wilde.
ez ist mîn klage alle tage, und gedage als ein zage.
liebes blic, lâz mich bî blickes bilde!

Grôze nôt mir enbôt der mir drôt ûf den tôt;
daz ist Hildebolt von Bernriute.
Irenvrit und der smit werden glit an eim wit,
daz si mit gemache lân die liute!
Berewîn den mac nieman überhiuzen.
Amelolt, Berenbolt hânt verscholt daz man solt
über mich gegeben hât ze Priuzen.

Ich kam dar âne vâr ungewar zuo zir schar;
ich sach waz die getelinge taeten.
Irenber und ir mêr gieng entwer hin und her
mit ir kipfelklingen, sam si maeten.
dô sprach ich: 'nû wolte ich einez wetten,
daz ir gedrod und ir gesnod würde vrod an eîm blod
nieman künde mit heres kraft enphetten.'

Hildemâr mit dem hâr, der kam dar, ich nam war
wie er mit der schoenen begunde schimpfen..
hôch er spranc ân ir danc ûf ein banc, diu was kranc.
daz solt si im prîsen vür ein glimpfen
daz ir bêder lîp sich muoste schütten.
mir was ant, dô ich enphant daz ir gewant sich enbant
und ir kluogez schapel muoste entrütten.

Ich klage iu, her, ditze mêr. seht ir her, wartet wer!
wie solte si ze disem dinge gebâren?
ir nemt sîn goum âne soum an eim zoum in eim boum.
umb den schaden dâ solt er bejâren.
wolde er under schoenen kinden walgen
hin und her als entwer, als ouch er hât die ger,
bezzer waere er hienge an einem galgen.

Ich was vert nâch gewert, dô ein swert im verrêrt'
ein halbez knie von eim der zên genôzen:
Enzeman lief in an; kûme entran er von dan.
er het niemer mêr kein meit gestôzen.
würde ich noch ze Riuwental gerochen,
ich haet heil, vröuden teil, und waer geil, ob ein seil
im alliu vieriu haete ab gebrochen.

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Maienzeit ohne Feindseligkeit - Meienzît âne nît"

Re: Maienzeit ohne Feindseligkeit - Meienzît âne nît

Autor: Angélique Duvier   Datum: 05.03.2022 21:41 Uhr

Kommentar: Lieber Jürgen,

ob wir die Maienzeit wohl alle noch erleben?
Ich wünschte wir hätten schon Mai und der Krieg in der Ukraine wäre vorbei!

Liebe Grüße,

Angélique

Re: Maienzeit ohne Feindseligkeit - Meienzît âne nît

Autor: Michael Dierl   Datum: 05.03.2022 22:02 Uhr

Kommentar: Hallo Jürgen, das ist ja wirklich seeeeeeeeeeeeeehr interessant. Diese Namen wie Hildebold, Berwin, Irenfried, Amelolt usw. habe ich noch nie von gehört. Sehr interessant der Text und schön, dass Du ihn übersetzt hast denn ich käme da nicht zurecht. Bin gerade am lesen! Ja, im Mai fängt das Leben an zu pulsieren und der Mensch ebenfalls und im Mittelalter wurde kurzer Prozess gemacht schätze ich mal wenn sich Streithähne bewaffnet gegenüberstanden gerade um ihre Männlichkeit gegenüber diversen Frauen zu demonstrieren. Ist heute auch nicht viel anders! Der Text reimt sich auch in einem Satz mehrmals. Da muss man sich erst einmal dran gewöhnen. Ich bin jetzt 2 Mal durchgelesen weil's mal was ganz anderes ist! Hat Spass gemacht! Man kommt sich gleich in die Vergangenheit versetzt! Hahahahaa.....

lg Michael

Re: Maienzeit ohne Feindseligkeit - Meienzît âne nît

Autor: Juergen Wagner   Datum: 07.03.2022 12:06 Uhr

Kommentar: Ich hoffe auch, dass bis zum Mai wieder Frieden einkehrt in Osteuropa - und auch bei uns. Und wir alle etwas aus diesem Krieg gelernt haben. Danke Euch und Grüße in den März! Jürgen

Kommentar schreiben zu "Maienzeit ohne Feindseligkeit - Meienzît âne nît"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.