Ach, die Menschlichkeit vollends verloren
haben wir im Konsumrausch
und nichts, ja nichts bringt sie zurück!
Verschuldet bis auf beide Ohren,
trauern manche nach dem Tausch
und fragen: wohin ist das Glück?

Das Glück, sorglos und frei zu leben!
Wo täglich neue Krisen winken,
ist es heut nicht mehr oft zu finden.
Wir müssen nach der Freiheit streben!
Das Geldkartell darf uns nicht linken!
Dieser Kampf muss uns verbinden!

Jeder denkt zuerst an sich,
dann ist an jeden ja gedacht,
alle andern sind egal.
Diese Moral ist widerlich!
Wer hat das nur aus uns gemacht?
Wir vermehren doch die Qual!

Vertraute Menschen werden sterben,
weil sie selber einsam sind
und den Lebensmut verloren.
Macht nix, gibt's ja was zu erben!
Denkst du so, denkt's bald dein Kind,
welches du hast selbst geboren.

Ist sie frei, die unsre Welt?
Nein, sie wird regiert vom Geld!
Von seinem trüben Schein erhellt,
glänzt die Erd' zum Himmelszelt.
Wer hat das Geld denn hergestellt,
welches uns nun überfällt,
des Millenniums großer Held?

Vom Menschen einst erfunden,
dann damit abgefunden,
bis heut nicht überwunden!

Finanzmärkte und Kapital,
der Wert von beiden ist fatal!
Doch wir haben keine Wahl.

Während in Hollywood die Filmstars in der Sonne liegen,
in Afrika die Menschen sterben wie die Fliegen.
Doch wir wollen schöne Filme sehn.
Was soll dann mit den Armen bloß geschehn?

Das ist mir jetzt schnurzpiepegal!
Ich muss schnell zum Kinosaal,
bevor der neue Film anfängt
und die Masse den Saal sprengt.
Was kümmert mich denn Afrika?
Vorher war ich noch nie da.

An der Wall Street gehn die Lichter aus,
die Banker gehn vergnügt nach Haus,
weil dort jemand ist, der für sie kocht.
Anderswo sieht's anders aus,
im Sudan wär man froh über ein Haus,
doch dort wird fleißig unterjocht.

Genau in dem Moment, als der Banker verschlingt sein Abendbrot,
kentert vor der tunesischen Küste ein volles Flüchtlingsboot.


© Bastian Düring


5 Lesern gefällt dieser Text.









Kommentare zu "Geld regiert die Welt"

Re: Geld regiert die Welt

Autor: Karwatzki,Wolfgang   Datum: 02.05.2012 23:55 Uhr

Kommentar: Eine brilliante Gesellschaftskritik. Hut ab und weiter so.
Dein stakkatoartiger Schreibstil gefällt mir.Er hat "Reimdisziplin" ohne daß die Textaussagen darunter leiden.
Für die "ruckelfreie" Darbietung also noch ein besonderes: TOLL.

Gruß
Wolfgang

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