Der Wolf erkennt nun schnell die Chance,
seine Kraft zu demonstrieren.
Er verliert die Contenance.
Ja, er faucht zu seinen Tieren:

„Seht das tote Schaf an! Diese
Kreatur! So kommt nur näher!
Diese Tiere von der Wiese,
diese alten Rasen-Schmäher

wollen uns beleidigen.
Mein Gefolge, hört, wir müssen
das Waldrecht verteidigen.
Unsre Fahne höher hissen.“

Der Hase fängt zu jubeln an,
der Hund klatscht ängstlich hinterher.
Nur der Fuchs sagt irgendwann:
„Das geht so nicht. Nein. So nicht mehr.

Habt Ihr‘n Wolf je heulen sehen?
Schaut Euch nur den Gange an!
Er ist kein Wolf. Will Euch verdrehen,
wie es nur eine Schlange kann.

Und diese will nur Macht alleine.
Nicht mit uns! Wir stürzen sie!
Lehnt Euch auf! Wir gründen eine
neue Wald-Demokratie!

Der Hund, der fängt zu jubeln an,
doch der Hase, sagt aus Angst:
„Der Wolf bleibt unser Führungsmann.
Ich tue nicht, was Du verlangst.“

Der Fuchs fragt sich nun: „Seh ich doppelt?“,
denn es kommen aus den Weiten
hundert Hasen angehoppelt,
um den kleinen Fuchs zu häuten.

Der Wolf sagt: „Aller Ehren wert!
Vorbei, dass dieser Fuchs rumräubert!
Zum Schluss wird der Hund eingesperrt.
Der Wald ist von Kritik gesäubert.“

Und die Moral? Mein Kind, sei still!
Ich dachte, eines lerntest Du:
Der Wolf diktiert mit viel Gebrüll.
Und die Kuh? Die Kuh schaut zu.


© pischki


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Beschreibung des Autors zu "Tierschreie (die Mähkritik, Teil II)"

Der zweite Teil meiner "Mähkritik". Geschrieben anlässlich der bedenklich stimmenden Entwicklungen in der Türkei.

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