Die Blumen sterben und der Regen weint.
Bald bin ich mit dir, mein Verderben,
geschwisterlich erneut vereint.
Vergangenheit – sie liegt in Scherben…
und dennoch holt sie mich jetzt ein.
Die alten Schatten wecken mich!
Das ist so wunderlich und „fein“.
Im Innern‘n gibt es einen Stich!

Gesichter, die nicht freundlich waren
umringen mich nunmehr erneut.
Die Missgeschicke, deren Scharen
ich noch zu jeder Zeit bereut,
„erfrischen“ jetzt die alten Glieder
und ich erstarr‘, wie damals auch.
Die Last des Lebens drückt mich nieder
und Flaugefühl füllt meinen Bauch.

Die Nacht ist wie ein grelles Tor,
ihr Gut erscheint mir neu verstockt.
Was einmal war kommt wieder vor,
wobei der Schalk im Nacken hockt,
der mich seit Ewigkeit verlacht.
Er stranguliert mich liebend gern.
Ich trag‘ die graue Eselstracht
und ganz zerrissen ist mein Kern!

Das dunkle Herz der Lebensjahre
weist strikt auf jammervolle Schlünde.
Zu Berge stehen mir die Haare –
ja, das hat seine „guten“ Gründe:
der Feind ist sichtbar, doch verboten
ist’s mir, ihn jemals anzuzeigen!
Denn darauf stehen schlechte Noten –
er trägt die Orden! Ich muss schweigen!


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Der weinende Regen"

Re: Der weinende Regen

Autor: noé   Datum: 27.09.2014 9:00 Uhr

Kommentar: Dein schweigend Haupt zu neigen
dem Regen zu, mit ihm zu weinen,
die schweren Tropfen in den Zweigen,
dich mit Vergangenem vereinen,

das dich in diesen dunklen Nächten
aus der Erinnerung besucht,
zu fürchten, dass von diesen Mächten
dein armes Wesen sei verflucht,

ist naheliegend, doch nicht richtig.
Wenn dem Erleben man sich stellt,
so zeigt es dir - und das ist wichtig -
sie wandelt sich grad, deine Welt.

So heißt es vielleicht, Abschied nehmen
von sehr vertrauter alter Qual,
und sich befreien von all jenem,
das vordem nie dir ließ die Wahl ...

BiSi noé

Re: Der weinende Regen

Autor: Alf Glocker   Datum: 27.09.2014 10:23 Uhr

Kommentar: Schnorch!

LieGrü CraBro

Re: Der weinende Regen

Autor: Cornelia G. Becker   Datum: 27.09.2014 10:36 Uhr

Kommentar: Wie gut ich Dein Gedicht nachfühlen kann, lieber Alf... könnte es doch auch aus meiner Feder stammen
Es gibt Schatten in der Nacht, mit denen wir leben lernen, denen wir vergeben können, doch ihre Stimmen holen uns immer wieder einmal ein.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Cornelia

Re: Der weinende Regen

Autor: Alf Glocker   Datum: 27.09.2014 10:42 Uhr

Kommentar: Oh, danke, liebe Cornelia. Fast hätte ich gesagt "es freut mich, daß ich das nicht alleine so empfinde". Nein, aber beruhigen tut es mich schon!

Auch liebe Grüße und schönes Wochenende.
Alf

Re: Der weinende Regen

Autor: possum   Datum: 27.09.2014 22:54 Uhr

Kommentar: Lieber Alf, ich schicke nur ganz schnell meinen Dank für all deine wundervollen Werke! LG!

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