Lieber Onkel Alexander,*
ich bin etwas durcheinander,
sag' mir doch, ist's wirklich wahr,
was mir erzählte mein Papa:
Du und dein Sicherheitsverein
belauscht uns alle insgeheim?
Ihr sollt auch alle Emails seh'n,
das find' ich aber gar nicht schön,
und Telefongespräche hören,
das würde mich nicht weiter stören,
tätet ihr's nur in eurem Land,
doch auch bei uns - ist allerhand.

Darum kann ich es gesteh'n,
was mir neulich ist gescheh'n:
Ich hab' meinem Vater 10 Euro geklaut,
hab' Angst, dass er mich jetzt verhaut,
doch das weißt du ja sicher schon,
denn ich benutzte mein i-Phone,
um damit bei meinem Freund zu prahlen,
jetzt muss ich sicher dafür zahlen.
Darum wollte ich dich fragen:
Wirst du es meinem Papa sagen?
Du musst versteh'n, ich fürcht' mich so,
komm ich jetzt nach Guantanamo?

Die Antwort des Mr. Alexander:

Ich kenne gegen uns die Hetze.
Wir halten uns an die Gesetze.
Das ist doch alles übertrieben.
Hier wird nicht belauscht und mitgeschrieben.
D'rauf geb' ich dir mein Ehrenwort.
Wir löschen alles auch sofort.

Du brauchst gar keine Angst zu haben,
selbst wenn du stähltest wie die Raben,
denn ich und meine Agentur
sammeln Informationen nur
über Terroristen und Attentäter,
nicht über Jungs und ihre Väter.
An denen haben wir gar kein Interesse.

P.S. Übrigens, bevor ich's vergesse:
Ich hoff', mein Junge, eins ist dir klar,
dein Vater ist nicht dein Papa.



* Keith B. Alexander - U.S. General und Direktor der NSA (National Security Agency)


© Pedda/gog 17.08.2013


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Beschreibung des Autors zu "Brief eines Jungen an die NSA"

Was weiß die NSA alles über uns? Wird auch dieses Gedicht von ihr gesehen und abgespeichert? Habe ich schon eine Akte bei der NSA?

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Kommentare zu "Brief eines Jungen an die NSA"

Re: Brief eines Jungen an die NSA

Autor: Karwatzki,Wolfgang   Datum: 24.08.2013 1:01 Uhr

Kommentar: Hallo Pedda,
was soll ich zu deinem Brief an die NSA sagen?
Genial.
Du hast das derzeit weltweit brisanteste Thema zu Geheimnisverrat,Gewissenskonflikt, Terrorismus, Pressefreiheit und Persönlichkeitsschutz auf eine familiäre Ebene reproduziert,die in ihrer kindlichen Naivität nur gewinnen kann.
Gruß
Wolfgang

Re: Brief eines Jungen an die NSA

Autor: Pedda   Datum: 25.08.2013 15:07 Uhr

Kommentar: Hallo Wolfgang, Ich danke dir für deinen lieben Kommentar. Ja, dieses brisante Thema ließ mich nicht ruhen und die Pointe finde ich auch ganz witzig. Du hast recht, das komplexe Thema musste ich durch die Sicht des Kindes reduzieren und konnte es so schön der Lächerlichkeit preisgeben. Gruß Pedda

Re: Brief eines Jungen an die NSA

Autor: Liana Sagittarius   Datum: 10.11.2013 9:37 Uhr

Kommentar: Die Akte haben wir alle schon, egal wie unbedeutend es sein mag. Aber so geht man auch wieder in der Masse unter.

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