Eigentor

Er war umjubelt von den Massen,
hat keine Torchance ausgelassen.
Dem Fußball blieb er stets verbunden,
hat bei den Bayern seine Heimat gefunden.
Ein Mann, den man schätzt und den man ehrt,
der sogar in den besten Kreisen verkehrt.

Nie nahm er ein Blatt vor den Mund,
Moralvorstellungen tat er kund,
seine Wahrheiten wurden anerkannt,
er war als Saubermann bekannt,
über jeden Verdacht erhaben,
ein Mann mit Format und guten Gaben.

Nun das: er hat Steuern hinterzogen,
das Finanzamt dreist belogen.
Geschockt ist jetzt das ganze Land
und mancher keine Worte fand.
Geld verdirbt den Charakter, wie man sieht.
Schnell man in dieses Sprichwort flieht.

Doch Herr Hoeneß hat in seinem Leben
nicht nur genommen, auch gegeben.
So manchem, der völlig ruiniert,
hat er einen Neuanfang finanziert.
Ein schlechter Mensch ist er also nicht,
was der Redensart nun widerspricht.

Was er getan hat, war nicht richtig.
Dass er bestraft wird, ist ebenso wichtig.
Mit Geld, dass man dem Staat vorenthält,
man der Allgemeinheit in den Rücken fällt.
Denn wie, bitte schön, soll ein Staat funktionieren,
wenn nur einige wenige ihn finanzieren?

Doch frage jeden, der empört jetzt brummelt:
Hast Du noch nie in der Steuererklärung geschummelt?
Und weiter: Falls Du Millionär einmal bist,
bist Du sicher, dass Du das Versteuern nicht vergisst?
Freust Du Dich, wenn man Dicht nicht entdeckt?
Dann auch in Dir ein Uli Hoeneß steckt!

Dazu fällt mir folgendes Bibelwort ein:
Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein!

© www.persoenliche-gedichte.de

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Karwatzki,Wolfgang
Pedda
Alex Anders

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