Lebensrettende Verhaftung
Nach einer jüdischen Erzählung.
Ein Mann einer verfemten Minderheit
ging die Wolga entlang ein Uferstück weit.
Als er ausrutscht und ins Wasser fällt,
ruft er lauthals um Hilfe,
die sich als Polizei auch prompt eingestellt.
Der korrekte Beamte setzt schon zum Rettungssprung an,
bis er erkennt:
Ein Jude, der Mann.
Solchen Menschen hilft er mitnichten,
weil die vermeintlich nur Unheil anrichten.
Also zieht er seine Uniform wieder an
und bedeutet dem wasserspuckenden Mann,
er möge verdammt krepieren
und in der Wolga elendig erfrieren.
Da brüllt der verratene Tropf in seiner Not,
er wünsche dem Polizeipräfekten den Tod.
Und alle Staatsbeamten wären kriminell.
Jetzt reagiert der Ordnungshüter aber rasend schnell,
den Übeltäter im Wasser noch festzunehmen,
ihn frisch verhaftet
zum Protokoll auf die Wache zu nehmen.
Überglücklich
lässt sich der erschöpfte Mann
nicht lange bitten,
hätte er doch fast den Wassertod erlitten.
Merke:
Ein Mensch und sein Leben sind nichts wert,
es sei denn, als Täter, der den Rechtsfrieden stört.
Kommentar:Hallo Wolfgang, Man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll. Makaber aber so treffend. Eben ein klassischer Karwatzki. Übrigens, toll umgesetzt. Mehr davon... Gruß Pedda
Kommentar:Lieber Wolfgang, Dein Gedicht hat mich sehr berührt! Ich schließe mich Pedda´s Kommentar an.
Du hast es wirklich einmalig gut umgesetzt!
L.G. Angélique
Kommentar:Hallo Wolfgang,
eine typisch jüdische Geschichte mit dem entsprechenden morbiden Humor, in seiner Quintessenz von dir perfekt umgesetzt. Wodurch könnte man den damaligen? Zeitgeist besser charakterisieren, als durch die Tatsache, dass jemand um einer Not zu entgehen, sich wissentlich in eine andere begeben musste. Gruß, Alex
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