Nur tote Fische
schwimmen mit dem Strom
glaubte das Rindvieh
noch zu wissen
als es zufrieden schmatzend
in der steigenden Flut
selektierend
die Hinfortgerissenen zählte
um die eigene Wahrheit
so lange zu erbrechen
und wiederzukäuen
auf das sie wenigstens
einen Moment ihm
nach Überzeugung schmecke

Weiß der Geier
ob der Ochs
es noch merkte
in welche Richtung
er trieb
bevor sein Leben
sich in den Fluten verlor
mit dem Feuer spielend
wie ein Fähnchen
im Wind
lebend
überließ er es
der Strömung
nur deren Stärke
entschied
ob er standhalten würde

Flußabwärts
in der entlegensten Bucht
liegen sie aufgereiht
als wäre dies der Ort
für den sie bestimmt
als wäre dies der Ort
an dem verschiedenste Arten
noch als Herde weilten
nach einem kurzen Leben
gemeinsam versammelt
so jung noch
als wäre dies
der verlassene Ort
an dem sie unvergessen
ewig verwesen

Flußaufwärts derweil
suhlen sich die Schweine
wohlig
in ihrem verächtlichen Gegrunze
die Nasen rümpfend
wenn sie in Erinnerungen
Schwäche wittern
weil sie in Erinnerungen
kurz noch einmal
in der Luft liegen

Wie eine unangenehme Randnotiz
die nicht hätte sein müssen
wenn tote Tiere doch endlich
einfach nur
das Schwimmen lernten


© Sebastian Deya


1 Lesern gefällt dieser Text.



Beschreibung des Autors zu "Vertreibgut"

http://wp.me/pR81q-Bi

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Vertreibgut"

Re: Vertreibgut

Autor: Karwatzki,Wolfgang   Datum: 13.01.2013 17:43 Uhr

Kommentar: Bin begeistert, bravo.
Gruß
Wolfgang

Kommentar schreiben zu "Vertreibgut"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.