Erst warst du ein praktisches Arbeitskleid,
Aus derbem Stoff und zu allem bereit.
Schon Farmer und Cowboys schwitzten in dir,
Du warst unkaputtbar, doch längst keine Zier.

Dann wurdest du eine Ideologie,
Ohne dich zeigten die Hippies sich nie.
Wir nannten dich da noch Nietenhose,
Man trug dich auf, 501, du Famose.

Von der Jugend stets geliebt und verehrt,
Von den Alten aber gehasst und zerstört.
Wir haben dich in Revolten geschickt,
Und war da ein Loch, dann wurd' es geflickt.

Später warst du salonfähig und fein,
Mit goldener Litze und mit Stickerei'n.
Selbst in die Disco konnte man mit dir geh'n,
Mit Bügelfalten, aber ohne Ideen.

Sogar die Punker trugen dich am Bein,
Stachen Sicherheitsnadeln in dich rein,
Haben gern Löcher in dich gerissen,
Dich verbrannt, verdreckt und vollgeschissen.

Man verpasste dir auch gern einen Latz,
Du wurdest baggy, da hatte man Platz.
Dann wurdest du mit Steinen gewaschen,
Bis du verblichen bis auf die Taschen.

Und heute höre ich dich nur noch schrei'n,
Denn jeder Fettarsch zwängt sich in dich rein.
Da hängst du nun und man hat dich im Blick,
Als Markenklamotte in der Boutique.

In Formen und Farben, ganz wie man will,
Man zeigt sich in dir, doch selbst ist man still.
Ich wünsche dir noch ein langes Leben,
Ach was, dich wird es wohl ewig geben.


© Pedda/gog Juli 1982


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Beschreibung des Autors zu "O tempora, o mores! Die Geschichte der Jeans"

Wie sich die Zeiten ändern kann man auch an einem Kleidungsstück nachempfinden.

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