Sie tauchen ein

Sie tauchen auf



für eine Aneinanderreihung

erwählter Augenblicke



nehmen Sie Anteil

vernehmen im Halben den Lebenslaut

vergeben das Moment der Menschlichkeit



Rauschen in Wörtern herbei mit weit greifender Geste



So schnell wie Sie ein Ankommen platzieren

ist ihr Verstummen und

Entweichen aus dem Lebenskreis



Zurück in scheinbar

V E R T R A U T E S

ist nicht weniger als

ein Muster mit

F u n k t i o n




R o u t i n e

das Wort von augenscheinlich hohem Wert

höher angesetzt als das

wertbefreite Sein



Sie klagen über die Klage

und sehen nicht

dass ein verstummen den GRUND allen Klagens

ERHÄLT und FESTIGT!



Stumm und Verstummen sind die kleinen Brüder des verfrühten Todes


Ich begrüße jede von Sachlichkeit gekennzeichnete Wort- und Sprachwahl



Es ist besser Hand an Worte zu legen

als an sich selbst



Das letzte was uns bleibt ist die Stimme

die eigene

nicht die

g e b o r g t e



So etwas bleibt unser

u n g e a c h t e t

von

Zwang und Nötigung

von

Beugung und Täuschung



Das Leben ist ein gänzlich anderes geworden



Die

S p r a c h e

welche unser Land überzieht

ist noch immer durchzogen von den

Zeit-Texturen

worin aktuell prägendes

a l s

U N D E N K B A R

g a l t




Noch passt die Sprache der Beschönignung nicht zu dem Land



Aber dies ändert sich

Daran werden die Finger der Anti-Klage-Liga nichts ändern



Wir alle vermögen nur zu modifizieren

was benannt werden kann

Wo verstummen dominiert

kann NICHTS mehr erschaffen werden



Hier endet ALLES Leben

i m m e r z u

und

w e l t w e i t


© Monja Ben Messaoud


1 Lesern gefällt dieser Text.



Beschreibung des Autors zu "B ü r g e r b o x"

Gewidmet ist dieser Text der aus dem Leben heraus getretenen Schauspielerin Silvia Seidel.
Leider hat das berufliche Glück aus Kindertagen ihr eher Probleme, denn wahrhaftig Chancen zur Seite gestellt.
Vielleicht wäre es sinnvoll, sich zu überlegen ob früh zu Ruhm gelangte Kinder und Jugendliche schon während den Filmproduktionen kontinuierlich psychologisch begeitet werden können.
Öffentlichkeit ist schon für Erwachsene, also scheinbar ausgereifte Menschen, schwer im Umgang. Für Kinder und Jugendliche ist es ein Spielfeld, welches allzu schnell wieder genommen wird, und in einer zarten Kinderseele ein Riesen-Vakuum hinterlässt.
Kommen hier noch existentielle Nöte hinzu, ist dies einfach zu viel.
Davon ganz abgesehen, ist eine Filmlandschaft, welche sich so sehr von Medienbildern leiten lässt, bei der Vergabe von Charakterrollen, eine wenig autonom agierende.
Silvia Seidel hätte viel mehr gekonnt, als es ihr zugebilligt wurde.
Persönlich wird mir ihr unglaubliches Lächeln in Erinnerung bleiben.
Vermutlich war es weniger der Tüll-Tand aus ihrer Erfolgsserie "Anna", als vielmehr
dieses unglaublich ansteckende und gleichermaßen anrührende Lächeln.
Jeder hat das Recht über sein Leben zu entscheiden.
Auch bezogen auf eine letzte Konsequenz.
Es ist nur sehr traurig, dass ihr Dasein niemanden wirklich mehr als ein Blick wert war.
Sie war beruflich nicht isoliert und dennoch still am leiden, ohne Sicht von Außen.
Aufmerksamkeit ist ein wichtiges Element im menschlich verantwortbaren Umgang.
Wenigstens in Augenblicken sollte uns dies gelingen.

Bezeichnenderweise gelang dies einer Tätigen im Bereich der Dienstleistungsbranche.
Leider zu spät.


Ich werde dieses Lächeln sehr vermissen, so wie ich sie auch in guten Filmrollen vermisst habe.





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Kommentare zu "B ü r g e r b o x"

Re: B ü r g e r b o x

Autor: Angélique Duvier   Datum: 24.08.2012 13:20 Uhr

Kommentar: Dieses Gedicht berührt mich zutiefst. Viele von uns Schauspieler/innen machen eine schwere Zeit durch. Silvia Seidel war bekannt, aber es gibt viele die lediglich durch das Theater bekannt sind und sich leider aus denselben Gründen das Leben nahmen, so auch eine gute Freundin vom mir. Vielen Dank für Dein Gedicht!

Re: B ü r g e r b o x

Autor: MonjaBenMessaoud   Datum: 24.08.2012 16:00 Uhr

Kommentar: Dankeschön Angelique,

für das Kompliment.

Auf dieses Spartenthema-Thema sollte aufmerksam gemacht werden!
Über die Medien gab es die letzten Jahre Randnotizen darüber, dass die Wege für Nachwuchsschauspieler enger und härter gepflastert sind als zu früheren Jahren.
Dies hat auch mit dem zu tun, worüber ich viel schrieb.
Die Kulturschaffenden sind immer die ersten, welche zusätzlich zu leiden haben, in Zeiten wo nur Zahlen-Fakten zählen. Hier braucht es Öffentlichkeit, damit sich der Geist entwickeln kann, um die Situation für vieles zu ändern!
Daher die öffentliche und sachlich fundierte "Klagekultur".
Es geht schließlich nicht nur um die tot gesparte Kultur im Nachwuchsbereich, dass ist lediglich ein Symptom dafür, dass der Druck für ALLE MENSCHEN aller Berufssparten zum zerreißen gespannt ist, seit einer Agenda2010.
Auch eine funktionale, da auf Kreativität angewiesene Ökonomie wird so am Ende tot gespart!
Kreativität funktioniert nie auf Knopfdruck und bei Repression.
Sie bleibt in solchem Falle ganz aus.
So stirbt eine Gesellschaft auch einen inhaltlichen, nebst wirtschaftlichen Tod.
So stirbt jedes Wachstum einen langsamen und konstanten Tod.

Re: B ü r g e r b o x

Autor: Angélique Duvier   Datum: 24.08.2012 18:35 Uhr

Kommentar: Es betrifft allerdings weniger den Nachwuchs, sondern überwiegend Schauspielerinnen ab ca. 40 Jahren, für die jungen Schauspielerinnen gibt es ganz gute Rollenangebote und Engagements, für Männer gibt es grundsätzlich mehr Rollen und diese ohne Altersbegrenzungen, auch werden die Herren nicht so sehr auf das äußere Erscheinungsbild reduziert. Dennoch ist es für uns alle nicht leicht.
Liebe Grüße!!!

Re: B ü r g e r b o x

Autor: MonjaBenMessaoud   Datum: 24.08.2012 22:08 Uhr

Kommentar: Das ist ja auch im Mutterland des kommerziell erfolgreichen Films, den USA, ein Problem.
Frauen werden tendenziell auf Aussehen reduziert, je älter desto schlimmer.
Männer werden als "gereifte Schauspieler-Persönlichkeit" begriffen.
Hier kommt wohl ein latent erhalten gebliebenes rückständiges Frauenbild zum tragen.
Das Problem hier ist, dass Frauen, vor allem jene mit überdurchschnittlichen Aussehen, sich in jungen Jahren auch freiwillig auf ihr Aussehen reduzieren lassen, und damit einer oberflächlichen Form von Frauenbild Raum gewähren, was mit zunehmenden Alter dann zum großen Problem anwächst. Andererseits was soll eine Frau mit gutem Aussehen tun, wenn sie im Außen nur darauf reduziert wird. Sie kann noch so sehr mit Geist brillieren, dies steht oft nicht im Vordergrund. Es ist fast eine Form von Diskriminierung.
Menschen sollten als Persönlichkeit begriffen werden, mit jeweils individueller Geschichte. Bei Schauspielern umso mehr, da ihnen ihre Persönlichkeit die Quelle liefert um den Beruf ausüben zu können. Handwerk ist nötig, aber nie zu trennen von der jeweiligen Persönlichkeit. Kulturdarben im Zeitalter der Oberflächenbehandlung von Gesellschaft und Funktionalität. Nein, es ist für Niemanden wirklich leicht.
Liebe Grüße sende ich gerne Herzlich zurück * Alles Gute!

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