Ich freue mich, habe ihn mühevoll restauriert,
den Volksempfänger aus Bakelit, und poliert,
Baujahr neunzehnhundert achtunddreißig,
und funktioniert sogar, alte Technik fleißig.
Stolz steht er da, aber wirft viele Schatten,
aus der Zeit, als die Kreuze Haken hatten.
Einst hörte man leise Nachrichten um nicht zu stören,
wusste auch, man konnte damit Feindsender hören,
der Führer drohte mit Zuchthaus und sogar zu töten,
dieses Radio für die Nachwelt erhalten ist vonnöten.
Stolz steht er da, aber wirft viele Schatten,
aus der Zeit, als die Kreuze Haken hatten.
Der einzige Sender spielt Musik aus fernen Orten,
bekannter wären Hitler, Goebbels und Konsorten,
doch nie wieder wollen wir den totalen Krieg,
spiel Lieder vom Frieden, nicht Krieg und Sieg.
Stolz steht er da, aber wirft viele Schatten,
aus der Zeit, als die Kreuze Haken hatten.
Kommentar:Ja, das ist doch klasse! Scheiß auf die Kreuze mit Haken. Das ist Nostalgie und ich kenne jemanden der kann die noch reparieren! Hat selber noch solch eine Kiste bei seinen Eltern stehen. Ich bin damit auch groß geworden. Unserer hatte noch ein sog. magisches Auge, um die Senderstärke zu peilen, also welcher Sender stark genug ist, dass man ihn reinholen kann. Sogar den Polizeifunk konnte man damals damit abhören. Elfenbeinfarbende Tasten usw. Guter Klang auch! Gratulation dazu! Schön Dein Gedicht für eine Sache die es doch Wert ist auch wenn der Grund damals ein anderer war ihn herzustellen! Was kann das Gerät dazu - NIX!
Kommentar:Vielen Dank lieber Michael,
dass dir mein Gedicht gefällt. Ich habe mir das Radio aus technischen Gründen vorgeknöpft und nicht aus politischen. Ok, in meinem Gedicht kommen Namen vor, wo ich schlucken musste und ich habe mir schon vorgestellt, was dieses Radio wohl in der Vergangenheit alles erlebt hat.
Liebe Grüße Wolfgang
Kommentar:Danke lieber Alf,
ja, ich bin stolz, dass ich ihn hinbekommen habe. Die Ersatzteilbeschaffung war nicht einfach; eine Elektronenröhre aus Polen, Schalter aus China, ein Knopf aus meiner Bastelkiste, Lautsprechermembrane neu zentriert und befestigt, neuer Bespannstoff und ... und ... und. Und als Belohnung sitze ich meistens nachts davor (da ist die Luft sauberer und man empfängt mehrere Sender) und lausche der Gegenwart, denke aber auch an die Vergangenheit und wünsche mir eine friedliche Zukunft.
Liebe Grüße Wolfgang
Kommentar:Gratuliere, lieber Wolfgang. Wir haben auch noch ein Rundfunkemfänger aus der Nachkriegszeit. Das war noch Qualität. Das Ding läuft bei uns auch noch.
Nach solch einer Reparatur kannst du dir wirklich auf die Schulter klopfen.
Und wenn solch ein Radio wirklich reden könnte...
Kommentar:Ich danke dir lieber Jens,
ja, das war noch solide Handarbeit. Welches Gerät von heute würde wohl in 84 Jahren noch funktionieren?
Liebe Grüße Wolfgang
Kommentar:Liebe Varia,
herzlichen Dank für dein Lob. Ich freue mich auch immer wieder etwas von dir zu lesen, deine hochwertigen Gedichte und deine fundierten Kommentare. Da erkennt man(n) die Fachfrau. Du hast die Schlüsselzeile meines Gedichts erkannt; spiel Lieder vom Frieden. "Lieder vom Frieden" ist tatsächlich eine gute Idee für ein Gedicht ...
Liebe Grüße Wolfgang
Kommentar:Vielen herzlichen Dank liebe Angélique,
deine Worte unter meinem Gedicht machen das Werk erst vollständig.
Liebe Grüße und bleib gesund
Wolfgang
Kommentar:„Ok, in meinem Gedicht kommen Namen vor, wo ich schlucken musste und ich habe mir schon vorgestellt, was dieses Radio wohl in der Vergangenheit alles erlebt hat.“
…und was es in der heutigen Zeit erleben würde! Es käme aus dem Stauen gar nicht mehr raus …
Kommentar:Liebe Soléa,
ich danke dir. Ja, du hast recht; das Radio käme aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Und ich finde Menschen sympathisch, die ein reparierter Volksempfänger mehr begeistert als das neueste Modell eines Smartphones.
Liebe Grüße Wolfgang
ich würde sagen du hast hier ein hybrides Gedicht verfasst. Hauptgründig und Mittelpunkt ist der Volksempfänger, unterschwellig politische Vergangenheit.
Wobei der Begriff Volksempfänger beides schon ansich beinhaltet.
Kommentar:Vielen Dank lieber Jürgen,
hybrides Gedicht ist eine passende Bezeichnung. Ich habe tatsächlich versucht Technik und unsere angeknackste Vergangenheit ineinander zu verschachteln.
Dank und Lob, dass du das erkannt hast.
Liebe Grüße Wolfgang
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Vor seinem Häuschen sitzt der Alte wieder.
Fast neunzig schon, der Arbeit müde.
Genug im Leben hat er sich geplagt;
der Arbeit hat er längst „Ade“ gesagt.
Grauweiße Wolkentürme
wanken gen Osten.
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Wassertropfen funkeln in
kahlen Astgespinsten.
Zerzaust erzählen letzte Blätter
von Wärme, [ ... ]