Der Volksempfänger

© Wolfgang Sonntag

Ich freue mich, habe ihn mühevoll restauriert,
den Volksempfänger aus Bakelit, und poliert,
Baujahr neunzehnhundert achtunddreißig,
und funktioniert sogar, alte Technik fleißig.
Stolz steht er da, aber wirft viele Schatten,
aus der Zeit, als die Kreuze Haken hatten.

Einst hörte man leise Nachrichten um nicht zu stören,
wusste auch, man konnte damit Feindsender hören,
der Führer drohte mit Zuchthaus und sogar zu töten,
dieses Radio für die Nachwelt erhalten ist vonnöten.
Stolz steht er da, aber wirft viele Schatten,
aus der Zeit, als die Kreuze Haken hatten.

Der einzige Sender spielt Musik aus fernen Orten,
bekannter wären Hitler, Goebbels und Konsorten,
doch nie wieder wollen wir den totalen Krieg,
spiel Lieder vom Frieden, nicht Krieg und Sieg.
Stolz steht er da, aber wirft viele Schatten,
aus der Zeit, als die Kreuze Haken hatten.


© Wolfgang Sonntag


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Kommentare zu "Der Volksempfänger"

Re: Der Volksempfänger

Autor: Michael Dierl   Datum: 14.11.2022 21:47 Uhr

Kommentar: Ja, das ist doch klasse! Scheiß auf die Kreuze mit Haken. Das ist Nostalgie und ich kenne jemanden der kann die noch reparieren! Hat selber noch solch eine Kiste bei seinen Eltern stehen. Ich bin damit auch groß geworden. Unserer hatte noch ein sog. magisches Auge, um die Senderstärke zu peilen, also welcher Sender stark genug ist, dass man ihn reinholen kann. Sogar den Polizeifunk konnte man damals damit abhören. Elfenbeinfarbende Tasten usw. Guter Klang auch! Gratulation dazu! Schön Dein Gedicht für eine Sache die es doch Wert ist auch wenn der Grund damals ein anderer war ihn herzustellen! Was kann das Gerät dazu - NIX!

lg Michael

Re: Der Volksempfänger

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 14.11.2022 22:41 Uhr

Kommentar: Vielen Dank lieber Michael,
dass dir mein Gedicht gefällt. Ich habe mir das Radio aus technischen Gründen vorgeknöpft und nicht aus politischen. Ok, in meinem Gedicht kommen Namen vor, wo ich schlucken musste und ich habe mir schon vorgestellt, was dieses Radio wohl in der Vergangenheit alles erlebt hat.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Der Volksempfänger

Autor: Alf Glocker   Datum: 15.11.2022 8:15 Uhr

Kommentar: Toll sowas zu besitzen!

Liebe Grüße
Alf

Re: Der Volksempfänger

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 15.11.2022 10:33 Uhr

Kommentar: Danke lieber Alf,
ja, ich bin stolz, dass ich ihn hinbekommen habe. Die Ersatzteilbeschaffung war nicht einfach; eine Elektronenröhre aus Polen, Schalter aus China, ein Knopf aus meiner Bastelkiste, Lautsprechermembrane neu zentriert und befestigt, neuer Bespannstoff und ... und ... und. Und als Belohnung sitze ich meistens nachts davor (da ist die Luft sauberer und man empfängt mehrere Sender) und lausche der Gegenwart, denke aber auch an die Vergangenheit und wünsche mir eine friedliche Zukunft.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Der Volksempfänger

Autor: Jens Lucka   Datum: 15.11.2022 19:23 Uhr

Kommentar: Gratuliere, lieber Wolfgang. Wir haben auch noch ein Rundfunkemfänger aus der Nachkriegszeit. Das war noch Qualität. Das Ding läuft bei uns auch noch.
Nach solch einer Reparatur kannst du dir wirklich auf die Schulter klopfen.
Und wenn solch ein Radio wirklich reden könnte...

Liebe Grüße, Jens

Re: Der Volksempfänger

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 15.11.2022 19:38 Uhr

Kommentar: Ich danke dir lieber Jens,
ja, das war noch solide Handarbeit. Welches Gerät von heute würde wohl in 84 Jahren noch funktionieren?
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Der Volksempfänger

Autor: Varia Antares   Datum: 15.11.2022 20:12 Uhr

Kommentar: Lieber Wolfgang,

ich freue mich, dass es wieder etwas von Dir zu lesen gibt. Dein Gedicht gefällt mir gut, und Dein Schreibstil hat die gewohnte hohe Qualität. :-)

"Lieder vom Frieden" - wäre vielleicht eine gute Idee für ein neues Werk?

Apropos: Es gibt gerade einen Schreibwettbewerb zum Thema "Vom großen und vom kleinen Frieden".

Die Ausschreibung ist hier, falls jemand teilnehmen mag:

https://www.burgenland.at/service/landes-ombudsstelle/kinder-jugendanwalt/goldenes-kleeblatt/

Friedliche Grüße
Varia

Re: Der Volksempfänger

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 15.11.2022 20:52 Uhr

Kommentar: Liebe Varia,
herzlichen Dank für dein Lob. Ich freue mich auch immer wieder etwas von dir zu lesen, deine hochwertigen Gedichte und deine fundierten Kommentare. Da erkennt man(n) die Fachfrau. Du hast die Schlüsselzeile meines Gedichts erkannt; spiel Lieder vom Frieden. "Lieder vom Frieden" ist tatsächlich eine gute Idee für ein Gedicht ...
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Der Volksempfänger

Autor: Angélique Duvier   Datum: 16.11.2022 22:23 Uhr

Kommentar: Wow, lieber Wolfgang! Toll Dein altes Radio und super Dein Gedicht, ich hoffe Dein Radio wird nur noch über Frieden und Harmonie berichten.

Liebe Grüße,

Angélique

Re: Der Volksempfänger

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 16.11.2022 23:55 Uhr

Kommentar: Vielen herzlichen Dank liebe Angélique,
deine Worte unter meinem Gedicht machen das Werk erst vollständig.
Liebe Grüße und bleib gesund
Wolfgang

Re: Der Volksempfänger

Autor: Soléa   Datum: 17.11.2022 8:16 Uhr

Kommentar: „Ok, in meinem Gedicht kommen Namen vor, wo ich schlucken musste und ich habe mir schon vorgestellt, was dieses Radio wohl in der Vergangenheit alles erlebt hat.“

…und was es in der heutigen Zeit erleben würde! Es käme aus dem Stauen gar nicht mehr raus …

Liebe Grüße
Soléa

Re: Der Volksempfänger

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 17.11.2022 10:43 Uhr

Kommentar: Liebe Soléa,
ich danke dir. Ja, du hast recht; das Radio käme aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Und ich finde Menschen sympathisch, die ein reparierter Volksempfänger mehr begeistert als das neueste Modell eines Smartphones.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Der Volksempfänger

Autor: Jürgen Skupniewski-Fernandez   Datum: 17.11.2022 15:33 Uhr

Kommentar: Lieber Wolfgang,

ich würde sagen du hast hier ein hybrides Gedicht verfasst. Hauptgründig und Mittelpunkt ist der Volksempfänger, unterschwellig politische Vergangenheit.
Wobei der Begriff Volksempfänger beides schon ansich beinhaltet.

Viele Grüße - Jürgen

Re: Der Volksempfänger

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 17.11.2022 17:39 Uhr

Kommentar: Vielen Dank lieber Jürgen,
hybrides Gedicht ist eine passende Bezeichnung. Ich habe tatsächlich versucht Technik und unsere angeknackste Vergangenheit ineinander zu verschachteln.
Dank und Lob, dass du das erkannt hast.
Liebe Grüße Wolfgang

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