Wieder so ein mieser Tag,
dass ich um Rat die Flasche frag.
Doch wie immer bleibt sie stumm.
Bin ich es, oder ist sie so dumm?
Unergiebig, dieser Plausch,
statt Antwort hab ich einen Rausch,
doch hat es trotzdem was gebracht:
der graue Tag wurd' endlich Nacht.
Am nächsten Tag bin ich nicht schlauer,
frag die Flasche noch genauer.
Diesen Stursinn wiederum
nimmt mir meine Leber krumm.
So vergehen Jahr und Tag,
bis meine Leber nicht mehr mag.
Nun bleibt nicht nur die Flasche stumm.
Mit dem Tag ist auch mein Leben um.
Der Welt fällt das nicht weiter auf.
Vielleicht scheißt noch ein Hund darauf.
Einen wie mich steckt der Tod einfach ein.
Einer wie ich ist selbst beim Sterben allein.
Und ich weiß nicht einmal: sollte ich dafür dankbar sein?
Seit ein paar Monaten bin ich in der Obdachlosenhilfe tätig. Es macht traurig und betroffen, wie tief ein Mensch fallen kann. Wenn es nicht Drogen sind, ist es der Alkohol. Oft genug kann man nicht mehr helfen.
Kommentar:Wie sagt man so schön....?????
Finger weg vom Alkohol....
....lass uns lieber zusammen ein Gläschen Wein trinken...grins...
Lg.Vergissmeinnicht.
sehr gut umgesetzt das Thema Alkohol und Obdachlosigkeit.
Es ist ein trauriger Teufelskreis, den viele nicht durchbrechen können und schlussendlich auf der Strasse landen.
LG und alles Gute bei deiner neuen Tätigkeit - Bluepen
Kommentar:"Drogen und Alkohol, da lass die Finger von".
Bei Menschen, die keine Perspektive mehr haben, ist es der Alkohol oder die Drogen, die das Leben noch ein wenig erträglicher machen, lässt sie die Welt durch einen Schleier sehen. Bis die letzte Flasche getrunken oder die letzte Spritze gesetzt wird.
Du hast mit dem Gedicht, liebe Verdichter, die passenden Worte für diese verlorenen Seelen gefunden.
Kommentar:Da hast du mit einem sehr schönen Versmaß ein sehr trauriges Kapitel unserer modernen, digitalisierten Leistungsgesellschaft angesprochen. Süchte sind häufig die Folgen mangelner Achtsamkeit und Selbstsorge. Burnout, Mobbing und Alkoholmissbrauch dokumentieren die emotionale Verarmung vieler Menschen. In meinem Gedicht Sucht habe ich das auch versucht, zu beschreiben.
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