Es fiel einmal vor vielen Jahren
Im Wald den Kuckuckseltern ein,
In der Erziehung Zeit zu sparen,
So suchten sie für künftige Kinderlein,
Nach den wohl klügsten Rabenpaaren,
Dort legten die Kuckuckseltern fein,
Zwischen den warmen Federhaaren
Ins Rabennest ihre Eier rein.

Sie baten die Rabenlehrer,
Den Kindern alles beizubringen:
"Macht den Lernstoff schwer und schwerer,
So wird dem Kind mal viel gelingen!"

"Bedenkt, dass der jungen, leeren Köpfe Bregen
Zur der wohl feinsten Lehre taugen
Da junge Hirne - wie leere Töpfe Regen -
Noch leer am meisten Lehre saugen!
Drum fanget mit der Lehre an,
Gleich nach dem Schlüpfen aus dem Ei.
Das ists, was man begehren kann,
Lasst keine Zeit dem Kinde frei!"


"Nach Zwölf Jahren hol ich mein Kind zurück,
Dann muss es alles Wicht'ge können,
Mein Kind wird voll sein von Weisheit und Glück,
Und meinem Kind ist das zu gönnen!"

Den Rabenlehrern war unumstritten
Wie dieses Ziel nun zu schaffen sei:
Für jedes Lernfach in Sauseschritten
Ganz viel Stoff für die Schülerei!

Der Rabenlehrer zu den Kindern:
"Zwölf Jahre müsst ihr es ertragen,
Um schlechte Noten zu verhindern,
Den Lernstoff auswendig zu sagen!"

Sie ging zwölf Jahre, die große Schmach
Die Schüler plapperten alles nach;
In dieser Kunst wurden sie Meister,
Diese kleinen, armen Geister.

Dass die 12 Jahre fertig waren,
Fiel dann 'nem Kuckucksvater ein;
Er war gespannt nun zu erfahren,
Wie klug sie jetzt sind, die Kinderlein
Er suchte klügste Kinderscharen,
Kuckuckskinder, so weise und fein
Doch fand nur plappernde Papagein'.


© Alle mit dem Gedicht verbundenen Rechte sind meine.


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