Grabschänder

Ein schwarzer Rabe, eine Zierde seiner Art,
Wacht an meiner Seite, selbst wenn der Winter naht.
Sein majestätisches Antlitz schreckt die meisten Dummen fort.
Erscheint ihnen als Todesbote, sehen sie ihn an einem Ort.

Von welcher Torheit dieser Trugschluss zeugt,
Zeigt wie man bei ihnen der Erkenntnis von Falschheit vorbeugt.
Ich will mir nicht anmaßen, ihre Taten zu tadeln.
Doch hier aus meinem Grabe lässt es sich leicht Schlechtes adeln.

Wie sie für ihre absurden Theorien meine Worte verschwenden,
Wie sie für ihre Ideologien die Ideen meines Geistes schänden,
Mit ihren Mäulern mir das letzte Fleisch vom Körper nagen,
Wie pietätlos sie eine gegangene Seele plagen.

Ansichten und Werte, die in des Dichters Worten leben,
Gestohlen, verbogen, gebrochen nach des Autors Ableben.
Gefiele wohl dem kühnen Poet diese neue Sicht auf seine Zeilen?
Aber nur gut, dass seine Meinung dazu im Grabe muss verweilen.

Oh, mein einziger Freund, du schwarzer Rabe.
Du verdrehst nicht den Sinn meiner Wortesgabe!
Oh, mein Freund, du wachst nur hier
Über einen Toten und sein Vermächtnis begraben unter dir.


© Jacques Bernard


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Kommentare zu "Grabschänder"

Re: Grabschänder

Autor: Doris Demski   Datum: 08.04.2017 19:49 Uhr

Kommentar: -traurig-schön-genial-herzzerreißend-

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