Flucht


Was
wissen wir schon
besonders unsere generation
die noch niemals diese schmerzen
von hunger und durst
oder die angst der kriege
erleben mußte

was wissen wir denn davon

wie es fühlt
das tiefe leid
wenn die liebsten
aus den armen gerissen werden
vor augen der kinder
und überall der tot
auf den strassen lauert

und flüchtet
mit wenig gepäck
aus der vertrauten heimat
weil das sein unerträglich
in verlorener hoffnung
zu einem sterben wird
obwohl man atmet

gar nichts verstehen wir von dem seelenleid anderer

nahezu verbittert
in unseren schmittchen
kleinkram nöten verwurzelt
weil wir es nie erfahren mußten
dieses gefühl einer demut
wie es ist als fremder anzuklopfen
und um asyl zu betteln

es zu spüren
dass man eigentlich
nirgendwo daheim ist
vielleicht eventuell geduldet wird
jedoch mit blicken der verachtung
als wäre ein schwerverbrecher
dabei versucht nur verzweifelt

irgendwie am leben zu bleiben sich freizuschwimmen

ja die älteren
sie kennen diese wunden noch
wie sie einst in ihrem herzen bluteten

aber wir

... was wissen wir schon ...



Alle Rechte der Autorin!


© possum


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Kommentare zu "Flucht"

Re: Flucht

Autor: axel c. englert   Datum: 11.06.2015 10:52 Uhr

Kommentar: Liebe Possum!

In der Schönen Neuen Welt –
Wird das Elend kaltgestellt…

LG Axel

Re: Flucht

Autor: ulli nass   Datum: 11.06.2015 11:49 Uhr

Kommentar: ich bin davon überzeugt,manche werden es nie wissen,
und manche wissen es einfach - so wie Du . . .
liebe Grüsse
ulli

Re: Flucht

Autor: sissy   Datum: 11.06.2015 18:19 Uhr

Kommentar: Und selbst manche, die es erlebt haben, haben es aus ihrem Gedächtnis gestrichen,
oder war es damals etwas ganz anderes?

Liebe Grüße und danke für diese starken Zeilen! Sigrid

Re: Flucht

Autor: possum   Datum: 13.06.2015 1:12 Uhr

Kommentar: Weil ich wieder in Eile, sag unhöflich ganz lieben Dank mit lieben Grüßen zu euch allen!!!

Re: Flucht

Autor: Juergen Wagner   Datum: 13.06.2015 8:23 Uhr

Kommentar: Ein großes Thema. Ein paar Gedanken kommen mir dazu.

Ich glaube, dass das Mitgefühl vieler Menschen bei Flüchtlingen sich nicht aus Ignoranz in Grenzen hält, sondern weil es meist eine Überforderung ist für die Städte und Kommunen, für die Nachbarn und Mitbürger. Die Integration kann nicht gefordert, sie muss bewältigt werden. Das war ja auch nach dem Kriege hier so, als viele Deutsche zurückkamen und man plötzlich seinen Raum noch mit einer anderen Familie teilen musste.

Was wir nur erahnen können, sind die Bedingungen, unter den die Menschen z.B. in Libyen, Afghanistan, Irak und Syrien leben. Wenn ich mir vorstelle, eine Terrormiliz wie die IS würde sich auf meine Stadt zubewegen und die Regierung könnte nicht helfen, würde ich vielleicht auch fliehen.

'Was wissen wir schon...' - Das kommt darauf an. Wer etwas erfahren hat, weiß - dem- oder derjenigen kann man nichts mehr vormachen, auch wenn es natürlich fast unendliche Steigerungen des Leides und der Schmerzen gibt.

Ich fürchte, dass diese Lawine des Terrors und des Flüchtlingsleids, die uns im Nahen Osten gerade besonders vor Augen steht, nur doch ein kollektives Aufbäumen vieler Staaten wirklich gestoppt werden kann - und muss! LG und einen friedvollen Tag! Jürgen

Re: Flucht

Autor: possum   Datum: 14.06.2015 9:02 Uhr

Kommentar: Da bin ich auch deiner Meinung lieber Jürgen, danke für deinen Komment und liebe Grüße!

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