Von Oben sehe ich herab

Nun bin ich fort, ich seh herab.
Ein Grabstein thront im Blumenmeer.
Fein geschmückt ist dieses Grab.
Sie denken wohl es freut mich sehr.

Ich hab die Menschen kaum gesehen
als ich hilflos war und ganz alleine.
Ich seh sie jetzt am Grabstein stehen
und ich seh auch Manche weinen.

Als ich nicht mehr nützlich war
zum Arbeiten, zum Feiern gehen
waren viele nicht mehr da
sie wollten mich nicht leiden sehen.

Nun sind alle hier versammelt.
Sie stehen ernst und stumm und starr.
Ich lieg vor ihnen, fest verrammelt
und jeder sagt, wie gut ich war.

Wär ich der Mensch, den sie beschreiben.
So nett, so gut, im Herzen groß.
Warum wollte keiner bleiben
als ich, allein, die Augen schloss?

Darum spart euch diesen teuren Stein,
diese Blumen, diese Kerzen.
Ich mag ihn nicht, den kalten Schein.
Ich wollte eure Herzen.


© Michael Jörchel


8 Lesern gefällt dieser Text.









Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Von Oben sehe ich herab"

Re: Von Oben sehe ich herab

Autor: [email protected]   Datum: 06.10.2014 5:32 Uhr

Kommentar: Großartiges Gedicht !Leider hast du nur die bittere Wahrheit beschrieben....
Liebe Grüße , Petra

Re: Von Oben sehe ich herab

Autor: possum   Datum: 06.10.2014 9:42 Uhr

Kommentar: Wie wahr leider, lieber Micha! LG!

Kommentar schreiben zu "Von Oben sehe ich herab"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.