Endstation


Gestern
war ich dort
in einem der

endstationen

wo mich im flur
ein schmerzend beissender
geruch empfing

etwas zu früh
für die besucherzeit
und ein uringeschmack
verbreitete sich
im gebäude weit

in ätzender nässe
bereits wund gelegen
frustriertes warten
auf trocken
frisches hegen

sparmaßnahmen

groß betrieben
bei den menschen
die im alter
nun auf der strecke
blieben

doch überfüllte windeln bleiben

solange wie es geht
sagt gevater staat
auch wenn der mensch
nach reinheit
herzzereißend fleht

so liegen arme

mütterchen und männer
die im krieg bereits
treu fürs vaterland gekämpft
nun unwürdig in ihrem sein
wieder einmal schwer gedämpft

pflegepersonal unterbezahlt

so wählen
immer seltener
menschen
diesen dienst
für den nächsten

in den räumen
wo lebende manchmal
fast weniger
als tote
zählen

demütigendes leiden

der entblößung
dort
in der endstation
solange ein hauch
von atem bleibt

bevor

die pein
bei stiller erlösung
in einen frieden
hinein
schweigt








Alle Rechte bei der Autorin!


© possum


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Beschreibung des Autors zu "Endstation"

Gestern war ich in einem der Heime, wo Gelder hinten und vorne fehlen, dies fand ich so etwas von menschenunwürdig, deswegen mußte ich es nieder schreiben in meinen Zeilen heute ...

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Kommentare zu "Endstation"

Re: Endstation

Autor: Suedwind   Datum: 07.07.2014 23:00 Uhr

Kommentar: Ist bei uns leider auch so! Wenn du alt und hilflos bist, bist du nur mehr eine Bürde.....
Liebe Grüße
Gustl!

Re: Endstation

Autor: possum   Datum: 08.07.2014 0:44 Uhr

Kommentar: Leider ... danke lieber Gustl! Liebe Grüße!

Re: Endstation

Autor: noé   Datum: 15.07.2014 19:38 Uhr

Kommentar: Der Text gefällt mir, nicht der Inhalt. Es wird tatsächlich zu Tode gespart. Die Löhne und Gehälter in diesem Bereich sind so gering, dass selbst Leute, die gerne diesem Pflegenotstand durch ihren Arbeitseinsatz abhelfen würden, es sich nicht leisten können, sich beruflich in diesem Sektor zu engagieren, weil sie selber irgendwie überleben müssen.
Aber das wiederum wirft ein grelles Schlaglicht auf unsere Gesellschaft, in der nur der "gepampert" wird, der dem Staat Geld in die Kassen spült als Gutverdiener. Wer auf Solidarität angewiesen ist, kann diese nicht mehr erwarten.
Das erinnert mich an meine Großmutter, die - sterbend - splitterfasernackt bei im Februar weit geöffneten Fensterflügeln in blauem Neonlicht und Eiseskälte auf der vergitterten Bettkante saß und mit dem Waschlappen in der Hand auf das Gewaschenwerden wartete, als ich sie nachmittags (!) besuchen kam. Der "Zug" riß mir die Tür aus der Hand beim Betreten des Zimmers; in Deutschland; in einem christlich geführten Krankenhaus.
Ich war nicht mehr gerne gesehen, nachdem ich lautstark unterstellte, dass man den Sterbeprozess beschleunigen wolle...
noé

Re: Endstation

Autor: possum   Datum: 15.07.2014 23:08 Uhr

Kommentar: O liebe Noe, da hast du so einen zu Herzen gehenden Komment hier geschrieben, hab allerherzlichen Dank dafür ...! Liebe Grüße sende ich dir über die Welt!

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