Bettellied an Mutti

(frei nach Matthias Claudius und damit irgendwie auch nach Paul Gerhardt)

Ein Licht ist aufgegangen.
Lang war die Sicht verhangen,
doch jetzt wird vieles klar.
Aber sie steht da und schweigt.
Und in uns aufwärts steigt
glutheißer Zorn. Na, wunderbar!

Wie ist die Frau doch stille,
in ihrer schicken Hülle,
als würd sie mit uns schmolln.
Wie eine stille Kammer,
wo wir des Lebens Jammer
verschlafen und vergessen solln.

Seht ihr die Frau dort stehen?
Sie ist nur halb zu sehen.
Wirkt dennoch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
die uns nachdenklich machen,
weil wir sie einfach nicht verstehn.

Und alle ihre Kinder
hält sie für arme Sünder.
Die wissen gar nicht viel.
Die spinnen Luftgespinste
und suchen viele Künste
und kommen weiter ab vom Ziel.

Frau, lass uns Wahrheit schauen,
schenk bitte uns Vertrauen,
nicht nur den hohlen Schein!
Lass uns doch wissend werden
und mit Dir hier auf Erden
als Deine Kinder glücklich sein!

© Sabine Thaler

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noé
Lotte
axel c. englert

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