Die Party ist vorbei. Er hat aufgeräumt. Und sitzt jetzt in
einer Ecke. Und sieht sich an was alles vergessen wurde.
Eine Brille. Ein Schal. Eine Handtasche. Eine Mütze. Eine
Brieftasche. Und er sieht sich die Sachen genau an.

Die Brille ist von Anton. Anton war ein Spezialist im
bauen von Kartenhäusern. Immer etwas höher und größer.
Bis sie wieder zusammen fielen. Und noch höher und
größer. Bis sie wieder zusammen fielen. Und noch höher
und größer. Bis sie wieder zusammen fielen. Höher! Höher!
Höher! Nur um zu sehen wie sie wieder zusammen fielen.
Dann dachte er sich: "Was soll der Job?“ Und hat sich zum
Bäcker umschulen lassen. Und jetzt backt er Brötchen. Er
ist zwar nicht mehr so berühmt, wie der Erbauer von
Kartenhäusern. Aber die Leute lieben seine Brötchen.
Und, das hat mehr leben als Kartenhäuser zu bauen. Nur
um dann zu sehen wie sie wieder zusammen fielen!

Der Schal ist von Anna. Anna war immer verrückt nach
den neuesten Moden. Immer zehn Kataloge an der Seite.
Und jeden Tag ein neues Kleid. Moderner als das Kleid
von Gestern. Jeden Tag ein Paar neue Schuhe. Moderner
als die Schuhe von Gestern. Jeden Tag eine neue Bluse.
Moderner als die Bluse von Gestern. Dann dachte sie sich:
"Was soll das Ganze?“ Und sie hat angefangen richtige
Bücher zu lesen. Und hat sich dann für Obdachlose
engagiert. Und jetzt gibt es Leute die sie brauchen. Leute
für die sie auch Morgen noch wichtig ist. Und das ist
jetzt mehr für sie, als etwas das heute in Mode ist. Und
schon Morgen nicht mehr zählt.

Die Handtasche ist von Christel. Christel hat Versicherungen
verkauft. Und den Leuten alle Sicherheit versprochen. Die
gute Versicherung. Für die noch bessere Sicherheit. Die
bessere Versicherung. Für die absolute Sicherheit. Die
endgültige Versicherung. Für die wahre Sicherheit. Die
Sicherheit, mit der es nur Sicherheit gibt. Alle Sicherheit
dieser Welt. Dann dachte sie sich: "Was soll der Job?" Und
was verkaufe ich da? Und sie hat angefangen Medizin zu
studieren. Und ist jetzt Ärztin. Und erklärt den Leuten wie
sie gesund bleiben. Und was so die Sicherheit ist: „Gesunde
Ernährung! Klares Denken! Vernünftiges Leben!“

Die Mütze gehört Thomas. Thomas war Straßenmusiker.
Immer mit der Hoffnung auf die große Karriere. Und der
Liebe und der Zuneigung von Millionen. Die Ihn und seine
Lieder bewundern. Und nur mit Ihm und seinen Lieder das
Leben mögen. Und nur mit Ihm und seinen Liedern etwas
vom Leben wissen. Und nur mit Ihm und seinen Liedern denken
können. Und nur mit Ihm uns seinen Liedern etwas besitzen.
Und dann dachte er sich: "Was soll der Job?" Und er ist Lehrer
für Musik geworden. Und zeigt jedem seiner Schüler das er
singen kann. Das er eine Stimme hat die wichtig ist. Mit dem
sein ganzes Leben ein Lied ist. Mit dem er die Welt neu sieht.
Und das Leben mit all seinen Wundern.

Die Brieftasche gehört Michael. Michael war Makler. Und hat
die teuersten Häuser verkauft. Häuser mit allem Luxus. Teurer
und noch teurer. Mit mehr Luxus Und mit noch mehr Luxus.
Und teurer und noch teurer. Mit Luxus hier. Mit Luxus da.
Luxus in jeder Ecke. Luxus in jedem Raum. Luxus! Luxus!
Luxus. Ohne ende Luxus. Mit allen Raffinessen. Dann dachte
er sich: „Was soll der Job?“ Und wer braucht Luxus? Und noch
mehr Luxus Und mehr und mehr und mehr Luxus. Und heute
wartet er Mietshäuser. Und sorgt dafür das alles wichtige
funktioniert. Und in Ordnung ist. Die einfachen Dinge. Mit
denen das Leben allen Luxus hat, den es benötigt.

Er hat aufgeräumt. Und sitzt in der Ecke. Und er weiß: "Die
Party ist vorbei!“ Das andere Leben beginnt. Und wer es sieht
und begreift gewinnt. Und ist reich. Den Sonnenaufgang. Den
blauen Himmel. Und Wiesen. Und Parks. Und Menschen die
wissen was zählt.


© Klaus Lutz


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Beschreibung des Autors zu "Aufgeräumt"

Den Text, habe ich vor ein paar Tagen schon einmal angefangen.
Aber dann wieder zur Seite gelegt. So, mit der Frage: "Ist die
Idee in Ordnung?" Sage ich damit etwas neues. Und zwar so
das es beschäftigt. Und zum Nachdenken anregt. Und so irgend
jemand das entdeckt worauf es ankommt: "Die Poesie des
Lebens!" Dass, was in jeder Lebenslage hilft. Dass, mit dem
ein Mensch weiter macht. Und nicht aufgibt.

Die Poesie des Lebens. Dass, wenn die Worte mehr als Worte
sind. Wenn sie vom Alltag angesteckt werden. Wenn ihr Tonfall
sich ändert. Wenn es keine Sicherheit mehr gibt. Wenn das
weiße Blatt Papier weg ist. Und nur das grau bleibt. Wenn der
Beweis erbracht werden muss das die Sprache stimmt. Das es
etwas gibt das ich weiß. Etwas das hilft.

Der graue Alltag. Und die Sprache die eine neue Heimat findet.
Die Sprache, mit der Wände farbig werden. Die Sprache, die
den Gedanken Flügel schenkt. Die Sprache, die neues Licht in
alte Träume bringt. Das Denken mit dem Wissen. Die Sprache
reicht nur, wenn sie für das Leben da ist. Wenn sie dem Leben
neue Kraft gibt. Wenn sie nicht nur redet. Sondern nahe an dem
ist was geschieht. In der Politik. Auf der Welt. Mit den
Menschen.

Die Sprache, die alle Schönheit besitzt weil sie klar und
nüchtern ist. Die Sprache, die Wahrheit besitzt weil sie nie den
Blick für das Leben verliert. Die Sprache die weiter geht. Die
Sprache die immer neues entdeckt. So lalalala. Ich habe für
diese Sprache meine Lösung gefunden. In einem Cafe, in das
ich hin und wieder gehe. Und das wunderschön ist. In einem
Tee den ich entdeckt habe. Und der eine wahnsinnig gute
Qualität besitzt. In einer Stille die ich geniesse. Und die mir
alle Klarheit gibt.

Also, wenn wieder einmal Chaos angesagt ist: "Mit der
Behinderung! Mit Nachbarn! Mit Ämtern! Mit dem Leben so
überhaupt!"Es geht also weiter. Ich bleibe unbesiegbar. Ich
werde immer schöner! Ich werde immer klüger. Ich werde
immer sympathischer. Und so nebenbei, finde ich auch die
Wahrheit des Lebens. Die Wahrheit, die nur auf mich
gewartet hat. Und die Welt wird endlich Glücklich! Denn
ich bin da! So tralalala wird sie sein: "Die Poesie des Leben!"
Grüße Klaus

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