Sonnenaufgang


Aurora glüht, die Sterne weichen
das Welt-Verbrechen rafft sich auf –
vom Himmel bis zur Hölle reichen,
die Vor- und auch die Hinter-Zeichen
und so beginnt der Tageslauf.

Die Wölfe steigen aus den Betten,
ihr Nachtwerk, das im Zwielicht liegt,
schwebt noch geruchlich in den Städten,
gemacht sind schon die ersten Wetten.
Der Erdkreis ist noch nicht besiegt.

Im Morgendunst liegt Hoffnung brach,
sie dringt aus Angst und Pein ans Licht,
denn auch die Schafe werden wach –
vergittert ist ihr Schlafgemach –
sie leben in der Unterschicht.

Dann brennt die Sonne ihren Gang.
Sie freut sich, denn die Opfer schreien.
Die ersten Stunden zieh‘n sich lang
und schon verbreitet sich der Zwang,
um alle in den Dienst zu weihen.

Man freut sich bald auf’s Abendrot,
der Tag ist immer Wiederholung,
die jedem Sklaven dauernd droht,
in der Bemühung um das Brot,
Zur Nacht gibt es, zum Schein, Erholung.

Dabei ist Morgen auch Versprechen,
auf ein bewusstes Glück im Sein,
uns, frei von Ohnmacht, zu erfrechen,
wenn einmal alle Dämme brechen,
dann bricht vielleicht auch dieser Schein.


© Sur_real


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