Umweltjifte und dergleichen
waren früher nich bekannt,
da wars Essen noch ne Freude,
ooch det Trinken hier im Land.
Aber seit man Umweltjifte
und dergleichen Zeugs erfund,
is der Mensch total jeliefert,
allet is jetzt unjesund!

Les ick da, det äußerst kritisch,
heutzutag Vaniljen- Eis,
früher aß mans mit Vagnüjen
jeden Sommer massenweis.
Heute is selbst die Vanilje
von nem Pestizid bedroht,
schmecken tut se ausjezeichnet
aber nachher is man dot.

Jrüne Aale, sonst det Beste,
wo der Mensch nur haben kann,
sind nu ooch nich zu jebrauchen,
Schwermetalle sind da dran.
Isst se eener mit Vagnüjen
an der Spree zum Abendbrot,
liegt er gleich in letzten Zügen,
etwas später isser dot.

Sammelste im Wald Dir Pilze,
frisch jebraten – een Genuss--,
Cadmium und Radiostrahlen
folgen dem gleich uffen Fuß.
Wenn Du allet hast jejessen,
biste zwar der Strahlemann,
spätestens nach vier, fünf Wochen
holt Dich denn der Sensenmann.

Hummer, Muscheln und dergleichen,
wie jesund det früher war,
Heute jibt es Killeralgen
in dem Nordseezeug sogar.
Haste allet uffjepräpelt
denkste nach dem Vesperbrot:
„Warum is mich denn so übel?“
Nächsten Morgen biste dot.

Hast nen Schnitzel uffen Teller,
solltest überprüfen Du,
ob des Rindvieh seine Mutta
war aus England eene Kuh.
BSE dein Hirn erweichet
und es kribbelt Dir im Bauch,
es sind zwar nich Umweltjifte,
doch krepieren tuste auch.
Bier – wat warn det noch für Zeiten -
soff man wie det liebe Vieh,
Heute stöhrn Nitrosamine
und noch mehr von die Chemie.
Schluckste Deine vierte Molle,
wirste im Jesicht janz rot,
nach de fünften kriegste Fieber,
nach de sechsten biste dot.

Ooch det Atmen is jefährlich,
wenn ick Dir jut raten kann,
Mitmensch atme nich zu ville,
sieh die Luft Dir erst mal an.
Bei Ozon und Stickoxide
hilft Dir keen Karbol und Jod,
Feinstaub macht Dich furchtbar müde
und bald biste mausedot.

Det ick mit de S- Bahn rutsche
kommt mir nich mehr in den Sinn,
voll isse mit Allergenen,
da kriegt mir keen Aas mehr rin.
Steigste ein, fidel und munter,
plötzlich spürste Atemnot,
fährste bis zum Zoo hinunter
steigste aus und biste dot.

Willste mit ner Mausi schmusen
und vielleicht noch etwas mehr,
lege Dich nich an ihr Busen,
passe uff bei dem Vakehr.
Aids Bazillen stehen Schlange,
wollen ooch bei Dir mit rin,
abends wird Dir langsam bange
und demnächst da biste hin.

Nee, ick sag schon, von dem Leben,
hat man jarnichts wie Verdruss,
weil man die vafluchten Jifte
immerzu verschlucken muss.
Alle Tage muss man lesen,
wie det Mistzeug uns bedroht
und wir armen Lebewesen
fallen um – platsch – mausedot.

Nach dem Janzen hier gehörten,
fragt man sich : muss det so sein?
Tuste allet, kannst druff warten,
wie ne Primel jehste ein.
Tustet nich – is det noch Leben? –
fragste Dir, schockschwerenot,
irgendwann, vielleicht schon Morgen
biste ooch jenauso dot!


© abraham1110


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Beschreibung des Autors zu "Umweltjifte sind überall"

Das Gedicht habe ich in Anlehnung an ein ähnliches Thema aus den 20'er Jahren auf aktuelle Themen zurecht gebogen.
Verfasst auf Berlinerisch, ich hoffe trotzdem verständlich.

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