Es geht uns doch gut

Uns geht es noch zu gut,
viel zu gut um Irgendetwas unternehmen zu wollen.

Solange wir eine räumliche Distanz haben,
solange es uns so gut geht,
dass wir uns noch das Elend der Anderen
aus dem Fernsehsessel ansehen können,
dass wir Fenster haben um uns,
scheinbar,
vor der Außenwelt zu verschließen.

Solange wir ein Dach über dem Kopf haben,
das verhindert,
dass uns der Himmel auf dem Kopf fällt.

Solange wir Kleidung haben,
die uns wärmt
wenn eine Eiseskälte die Welt durchstreift.

Solange die Nahrung aus dem Supermarkt kommt
und wir nur zugreifen müssen
sobald uns der Hunger heimsucht.

Solange werden wir uns nur Gedanken
über das Elend in der Welt machen
während wir vor dem Fernseher sitzen
und uns, beim Abendesen,
mitleidsvoll,
Berichte vom Elend der Anderen ansehen.

Solange werden wir auch nichts
dagegen
unternehmen.


© Michael Jörchel


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Kommentare zu "Es geht uns doch gut"

Re: Es geht uns doch gut

Autor: minsal   Datum: 22.08.2013 23:35 Uhr

Kommentar: Hallo Michael Jörchel, das sind genau die Sinnhypothesen, die den Politikeklektizisten in die Karten spielen: Na dann sorgen wir doch dafür, dass wir das alles verlieren, dann tun wir endlich etwas...

"Solange werden wir auch nichts dagegen unternehmen"
...ist eine Ohrfeige für alle die, die sich unermüdlich und selbstaufopfernd für andere einsetzen.
Ich wundere mich sehr darüber, dass es dafür "gefällt mir" gibt! Ich persönlich bin fassungslos! Es ist ein Gedicht, ich lese Dich da nicht heraus und schon gar nicht Deine persönliche Haltung oder Meinung, das muss bei meiner Kritik klar sein!

(wenn es aber tatsächlich Deine Meinung wiederspiegelt, dann verurteile ich sie und bezeichne sie als indolent kurzsichtig!)
HG Minsal

Re: Es geht uns doch gut

Autor: micha221b   Datum: 23.08.2013 0:48 Uhr

Kommentar: Hallo Devatomm, danke für deinen Kommentar, da hast du recht, der Mensch gewöhnt sich an alles und fängt irgendwann an abzustumpfen.

Hallo minsal, auch für deinen Kommentar, recht herzlichen Dank.Ich freue mich natürlich auch über kritische Beiträge denn ich würde an mir zweifeln, wenn ich es allen Recht machen würde. Es ist mir auch noch nicht gelungen etwas zu schreiben bei dem alle glücklich und zufrieden sind. Es ist allerdings auch nicht mein bestreben, dieses zu tun. Meine Texte beziehen sich meistens auf bestimmte Menschen und Verhaltensweisen und manchmal auch mit unserem/meinem inneren Schweinehund.
Sicherlich gibt es auch Menschen, die sich unermüdlich und selbstaufopfernd für Andere einsetzen. Diese Menschen haben auch meinen vollsten Respekt. Diese spreche ich allerdings auch nicht hier an.
Es geht hier mehr um die Menschen, die, wenn es ihnen gut geht, sich nicht für das Leid der Anderen interessieren, mehr noch, Menschen die diese Menschen sogar für ihr Elend verurteilen. "Selber schuld, Arbeitsscheu, zu doof zum überleben, zu unselbständig usw. (solche Bemerkungen kennt man ja zu genüge.) Aber sollte es ihnen dann doch einmal selber schlecht gehen sie dann am lautesten schreien, dass ihnen keiner hilft und dass die Welt so ungerecht ist und dass einfach nur die Anderen schuld an dessen Unglück ist und dabei vergessen, dass sie für die Anderen auch nur "die Anderen" sind.
Mir ist dabei auch der bekannte Spruch von Martin Niemöller durch den Kopf gegangen.

„Als die Nazis die Kommunisten holten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Sozialdemokraten einsperrten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Sozialdemokrat.

Als sie die Gewerkschafter holten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Gewerkschafter.

Als sie mich holten,
gab es keinen mehr,
der protestieren konnte.“


Liebe Grüße
Michael

Re: Es geht uns doch gut

Autor: minsal   Datum: 25.08.2013 1:36 Uhr

Kommentar: Hallo Michael, Dein Kommentar gefällt mir. Es ist aber für mich aus dem Gedicht so nicht heraus zu lesen, dafür ist es zu allgemein gehalten. Ich bin mir absolut sicher, dass Du eloquent genung bist, um das Gedicht so zu schreiben, dass es genau die anspricht, die Du ansprechen möchtest.
hg Minsal

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