Die alte Frau am Zebrastreifen

Die schweren Schritte schlurfen mühsam
und langsam über den Asphalt.
Die Frau scheint müde. Sie ist ärmlich,
recht ungepflegt und schon sehr alt.

Die weißen Haare stumpf und schütter,
das Angesicht zerfurcht und grau.
Sie stützt sich auf den Stock beim Gehen
die arme, alte, müde Frau.

Der Zebrastreifen ist die Hürde,
die sie kaum noch bewält'gen kann.
Ich sitze hinter meinem Lenkrad
und seh' die Frau betroffen an.

Wie hart war wohl ihr langes Leben?
Wie schwer der Alltag hier und heut?
Seit wann ist sie so krank und ärmlich?
Hat sie im Leben viel bereut?

Hat sie Verwandte? Vielleicht Kinder?
Wer hilft ihr und ist für sie da?
Oder wird man sie einstmals finden,
einsam verstorben – hier, ganz nah?

Die Frau erreicht den Bürgersteig,
ich fühl' beinah schon Schuld.
Sie nickt mir zu und ich erkenn:
Sie dankt für die Geduld!!


© Corinna Herntier


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