Vom Regen und der Freundschaft

Du sitzt jeden Tag unter diesem Dach.
Ganz normal.
Das Dach war schon immer da. Wie sollte es denn jemals reißen, oder gar ganz verschwinden?
Es kann nicht anders sein. Du warst schon immer hier und es ist sicher.
Die Dinge nehmen ihren Lauf.
Das Dach bekommt sein erstes Loch.
Jedes Dach bekommt Löcher.
Du nimmst es hin.
Das Loch ist da.
Nicht schlimm.

Genug freie Stellen, die noch trocken sind.
Wieso die Mühe? Das kleine Loch?!
Du bleibst weiter sitzen.
Was soll geschehen? Das Loch wird das Haus nicht überfluten.
Du setzt dich weg. Rückst den Stuhl einfach weiter.
Das Loch ist aus dem Sinn.

Der Regen kommt, der Regen geht.
Ein neues Loch entsteht.
Damit hast du nicht gewettet!

Das erste Loch, weit weg vom Stuhl, kommt dir wieder in den Sinn.
Wie war es unter diesem Loch?
Du konntest einfach flüchten.
Zum ersten Loch drehst du den Kopf.
Ist es gewachsen?

Du hast den Regen ganz vergessen.
Aus dem Tropfen wird ein Fluss.

Eimer gibt es überall.
Du stellst einen darunter.
Es ist wieder trocken. Du setzt dich hin.
Fühlst dich wieder sicher.

Nicht lange.

Dein Blick fällt auf das zweite und du erkennst ein drittes, kleineres Loch.
Nicht halb so groß, wie das erste, dennoch lässt es Regen rein.

Mehr Eimer!
Die haben doch schonmal geholfen.
Mehr Eimer!

Es ist wieder sicher.

Ganz kurz.

Der erste Eimer ist schon voll.
Klar, du brauchst mehr, damit es wieder trocken ist.

NEIN!

Es wird zuviel.

Du siehst ein viertes, fünftes und ein sechstes Loch.
Unterschiedlich groß und keines hält dem Regen stand.
Das Wasser steigt dir an die Knöchel.
So viele Eimer kannst du unmöglich hier hinstellen.

Du nimmst die Treppe nach unten.
Was soll's?!
Wieso solltest du denn weiter oben sitzen, wenn es hier viel sicherer ist?

Wieder setzt du dich hin.
Alles ist gut.

Doch nicht weit von dir weg, es tropft von der Decke.
Was nun?

Ein Eimer.
NEIN!
Gleich zwei.
Nur noch die zwei.

Keine Zeit zum setzen. Ein Riss zieht durch die Decke.
Du brauchst mehr Eimer.
Viel mehr Eimer.

Die Decke reißt.

Dein Haus war nie sehr groß, also musst du runter, in den Keller.
Hier ist es dunkel, es riecht vermodert und du kannst dich kaum bequem setzen.

Was soll's?!
Hier ist es trocken.

An die Dunkelheit gewöhnst du dich und die Dinge, die du vorher nicht wagtest zu berühren, werden dir immer vertrauter.

Hier musst du nicht weg.
Soweit kommt der Regen nicht.

Der Sturm ist nicht geduldig.

Ohne tropfen reißt die Decke. Der Raum füllt sich mit Wasser. Die Treppe überflutet.
Kein Weg nach Oben.

Gehst unter, tauchst auf und wieder gehst du unter.
Kein Ausweg.

Eine Hand umschlingt dein Handgelenk.
Zieht dich heraus, stärker als jedes Wasser.

Kannst du das Wasser beseitigen?
Kannst du sogar die Löcher flicken?

Allein wärst du ertrunken.


© Donald90


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Beschreibung des Autors zu "Vom Regen und der Freundschaft"

Das erste mal, dass ich etwas 'rausschicke.
Bitte schreibt mir eure Meinung, auch wenn sie nur kurz und knapp ist.

Es geht um den Umgang mit Problemen und denen, die dir dabei helfen.




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