Ich sitze hier am Fenster, während es draußen in Strömen regnet. Gedankenverloren schaue ich in die Ferne und fühle wie die herbstliche Kälte in mir Einzug hält.
Fröstelnd werfe ich mir einer meiner Wolldecken über und sehe weiter nachdenklich dem Regen zu.

Stunden vergehen.
DerTag weicht dem Abend und der Abend der Nacht.
Nun liege ich zu gedeckt und mit geschlossenen Augen in meinem Bett.
Müde bin ich, aber meine endlosen Gedanken lassen mich nicht schlafen.

Wie so oft in den letzen Tagen, steigt in mir der Wunsch hoch, dich wiederzusehen und mich abermals in deinen Schutz zu begeben. Aber ich weiss, dass dies nie mehr sein kann, denn du gingst fort und ich weiss nicht wohin.

Traurig öffne ich meine Augen und starre zur Decke hoch.
Meine Hände ballen sich zu Fäusten und wütend schlage ich gegen die Wand hinter mir.


Warum musste alles nur so kommen und enden?
Warum war ich einfach nicht fähig, Menschen dauerhaft an mich zu brinden?
War es wirklich "nur" diese dämliche Krankheit oder streckte doch mehr dahinter?
Was stimmt mit mir nicht?

Tränen der Wut und der Verzweiflung steigen mir in die Augen und rinnen über meine Wangen.
Ich kann es einfach nicht verstehen.
Warum hatte man ausgerechnet mir so ein grausames Schicksal auferlegt?

Für immer allein...war es das noch wert?
War dieses Leben es wirklich wert gelebt zu werden?
Oder sollte ich doch hier und jetzt all diesen Mist beenden?

Ich wische mir meine Tränen aus dem Gesicht, stehe auf und gehe mit gesenktem Kopf zum Spiegel im Bad.
Zögernd hebe ich ihn hoch und betrachtete mein Spiegelbild.

Bin das wirklich ich?
Sind das wirklich meine Augen, die mich da hasserfüllt und geichermaßsend nach Hillfe schreiend anstarren?

Erschrocken über diese Tatsache, weiche ich ein paar Schritte zurück und senke meinen Blick.
Ich sehe auf meine Arme und zeichne wieder gedankenverloren die vielen Narben aus alter Zei nach.

So schöne, bleiche Haut.
So schöne, bleiche Narben.

Jede Einzelne hatte ich mir einst selbst zugefügt, weil ich mich verloren und fehl am Platze fühlte.
DU warst damals der Einzige der für mich da war und stets ein offenes Ohr für mich hatte.
Von dir hörte ich nie wirklich ernsthafte, böse Worte und genau deswegen liebte ich dich so sehr, wie einen großen Bruder, den ich biologisch nie haben werde.

Zumindest habe ich es so in Erinnerung behalten.

Seufzend gehe ich zurück in mein Schlafgemach, doch lege ich mich nicht zurück ins Bett.
Mein Weg führt mich erneut zum Fenster und ich sehe in die weite Ferme dieser Nacht hinaus.

Der Regen hat aufgehört. Die grauen Wolken haben sich schon lange verzogen und den STernen das Himmelszelt überlassen.
Von einer tiefen Sehnsucht getrieben, sehe ich uzu ihnen hinauf und denke an dich.
Wo du jetzt wohl gerade bist?

Ich strecke meine Arme nach den Gestirnen aus und erneut erfüllt mich der Wunsch wieder bei dir zu sein.
Und langsam beginne ich zu begreiffen.

Alles was ich damals je wollte war, von dir geliebt und geachtet zu werden, denn ich wollte eine gute und gehörsame kleine Schwester sein.
Doch ich vergaß dabei für mich selbst zu leben und jetzt kann ich es nicht mehr, denn das Lebewohl von dir, wiegt so schwer in meiner Brust.
Es fällt mir schwer, nicht daranzudenken und jeder Schritt, jeder Atemzug, alles was ich tue, ist erfüllt von dieser Lerere, die du hinterlassen hast.

Langsam senke ich meiner Arme wieder und gehe zurück in mein Bett. Ich schließe meine Augen und obwohl ich so unheimlich hundemüde bin, kann ich nicht schlafen, denn...

Du fehlst mir so sehr...


© Sarana Kairi Haruka Halloween


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Kommentare zu "Für Ro"

Re: Für Ro

Autor: Sandro N   Datum: 18.09.2017 12:25 Uhr

Kommentar: Sehr gefühlvoll.
Und realistisch erzählt.
Man kann sich hervorragend in die Person hineinversetzen, vor allem weil die Perspektive im Laufe der Geschichte immer tiefer in die Gefühlsebene geht.
Hat mir sehr gefallen, freue mich schon auf dein nächstes Werk.
Gruß, Sandro

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