Abendsonne streichelt den Horizont
weit im Westen
in anmutiger Verehrung mit
verliebten Gesten

sind vergebliche Versuche nur
den erloschenen Tag zu reanimieren
dieser möchte sich zieren
gerne einfach widerstehen
gerne niemals vergehen

keine Wolke fleckt
das zart schwindende Licht
die Augen,das Selbst
erschauern
derweil es sicht bricht . . .

in der Neige vom rotem Wein
im kristallenen Glas
aus dem ich gestern noch trank
mich beinahe vergaß

nun am Himmel spermatozoengleich
Konturen sehr scharf und
trotzdem irgendwie sinnlich
und ganz weich

die Kondensstreifen
metallener Flugmaschinen
sie stiegen am Horizont auf
aus erhabenen Ruinen

bleidigen doch als fötide Gase
des Himmels Blau
und wohin ich schau . . .

sehe ich dies Signum
von menschlichem Genie
von grenzenloser Fantasie

bin zugleich fasziniert
und zutiefst irritiert
bis ganz tief im Innern
meine Seele nur noch friert

Nervenzellen wimmern
Herzkammern flimmern
doch auch dies ist Natur
mahnt an Untergang pur

und währenddessen
wird Welt neu vermessen

die Sonne erlischt
doch man hört nicht
wie es es zischt

alle Metaphern bleiben platt
und kein Reim macht jemals satt
gleich einem ewigen Fluch
bleibt frustran jeder Versuch . . .

die rosafarbenen Farbnuancen
in Sprache wortreich zu fassen
bevor sie für immer
dann im Nachthimmel verblassen

Transzendens überzeugend suggerierend
sich in filigranen Fraktalen selbst variierend

und bald schon wieder
klar und blank
das Firmament
zeigt sich so
wie Homo Sapiens
es seit Äonen kennt

gnadenvoll im Jetzt
einmal nur
anbetend erbeben
leben


© ulli nass


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