Gestern waren wir noch Dichter,
gestern strahlten noch Gesichter,
gestern malten wir Konturen,
heute verlaufen hier die Spuren,

gestern planten wir schon Feste,
gestern strömten schon die Gäste,
gestern pflanzten wir den Garten,
heute bleibt nur noch zu warten,

gestern wehten noch die Fahnen,
gestern konnten wir's noch ahnen,
gestern ferne Endstationen
sind Orte, die uns heut bewohnen,

gestern waren wir Rebellen,
gestern wollten wir uns stellen,
gestern war's noch Lust auf Morgen,
heute macht bloß heute Sorgen,

gestern folgten wir der Sonne,
gestern spürten wir schon Wonne,
gestern wollten wir aufstehen,
heut bis morgen schlafen gehen,

gestern brannten noch die Seelen,
gestern glänzten Wortjuwelen,
gestern sah'n wir Sterne funkeln,
heute folgt die Nacht im Dunkeln.

Heute sind wir grau und bieder.
Doch auch heute ist bald gestern wieder.
Heute schweigen noch die Lieder.
Bis Morgen früh brennt Gestern nieder.


© Sebastian Deya


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