Denk ich zurück an jenen Raum,
Wo das Fenster schräggestellt,
Dann fühl ich den verblassten Traum
Von einer alten Welt.

Als ich ihn zum ersten Mal betrat,
Hing ein einziges Bild an der Wand,
Gleichwie im Antiquariat,
Am alten Flohmarktstand.

Ein Bild von einer alten Zeit,
Die mir noch nicht bekannt:
Ich war von unsrem Deutschland weit
An Italiens nördlichem Strand.

Kam ich zum ersten Mal herein,
Da waren wir zu dritt.
Wir tranken einen roten Wein
Und lasen ein Manuskript.

Zu dritt interpretierten wir
Der vagen Worte Sinn
Und lasen diese dort und hier
Und fanden uns darin.

Welch Freude hat es uns gebracht!
Welch herrlichen Ertrag!
Wie haben wir so oft gelacht
Am Abend und am Tag!

Trat ich herein zum ersten Mal,
Da haben wir rezitiert,
Das Script, das alle Zeit uns stahl,
Das mich so inspiriert.

Kam ich in jenen Raum zurück,
Da war ein Jahr vorbei.
Zur Wand gerichtet meinen Blick,
Sah ich der Bilder drei.

Wie gerne hab ich dort geweilt,
Im Raum mit dem schrägen Dach!
Und Anekdoten ausgeteilt,
Bis schmählich es zerbrach.

Denk ich zurück an jenen Raum,
Den ich so sehr verehrt,
Fühl ich mich wie im schönsten Traum,
Der nie mehr wiederkehrt.


© Marina Garanin


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