Da liegt sie wieder - die Insel - vor mir,
Kühl und lasziv schaut sie mich an.
Auf meiner Irrfahrt bläst mich der Zephir
(Wie ein Streichholz im Rinnstein treibend)
Doch immer wieder in ihren Bann.

Als ihre Blicke das Treibgut streifen,
Tentakel mich zwingen vom Kurs abzuweichen
Und scharfe Krallen den Balken umgreifen,
Da kann ich den Leuchtturm nicht mehr erreichen.

Meine Segel sind schlaff und zerrissen,
Papiertücher stillen blutende Wunden,
Ich lege mich wehrlos in die Kissen,
Das neue Eiland zu erkunden.

Doch wohin ich mich in der Wildnis wende,
Zum nackten Fels oder landeinwärts zum Wald,
Irgendwann hat das Forschen ein Ende
Und ich steh' wieder am Strand ohne Halt.

Dies ist der grausame Fakt - gemeißelt in Stein,
Der auch diese Insel nur ein Eiland läßt sein.

Manche durchmaß ich an einem Tage,
Andere erst nach vielen Jahren,
Doch das Meer stellt stets mir die Frage:
"Will dein Schiff nicht weiter fahren?"

Die Sehnsucht nach Sonne, Wind und Wellen
Erfüllt sich wenn neue Stürme wühlen
Und mich meine salzigen Quellen
Wieder in den Rinnstein spülen.


© Pedda/gog


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Beschreibung des Autors zu "Odyssee"

Die Suche nach der Richtigen entpuppt sich allzu oft als frustrierende Odyssee: Sehnsucht - Hoffen - Bangen - Enttäuschung und dann alles wider von vorn.

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