Goethe, das Ferkel von Weimar
Ein Schweinkram in drei Akten


Akt 1: (spielt in Weimar)

Goethe spricht zu Frau von Stein:
„Bei Ihnen möcht' ich Sau schon sein,
statt Teeplausch mit barocken Tassen
möcht' ich an Ihre Glocken fassen,

um die, statt Anstand vorzugeben,
von Lust gebannt emporzuheben;
wenn auch – gesteh' ich Tor beklommen –
die Schwerkraft mir zuvorgekommen.

Ich würd' gern Ihre Nippel drücken,
falls Sie nicht gleich den Knüppel zücken.
Ich möcht' mich gern verlocken lassen,
den Wonnekelch nicht trocken lassen“.

Jäh sieht man Frau von Stein erröten,
und zornig schimpft sie ein auf Goethen:
„Was ich jetzt sage, Sie Genie,
das gilt für Burschen grad wie Sie!

Sie könn'n mir all die Bengel schenken,
die vorlaut ihre Schwengel schwenken,
und wenn sie Lust im Becken fühlen,
gleich Böcken unter Röcken wühlen.

Ich hab die Lümmel eh gefressen,
die täglich ihre Pimmel messen,
mit Maßen prahlen, bodenlosen,
zwei Zoll nur in den Lodenhosen,

und dann mit geilen Dramenblicken
sich eilen, Damen zu beglücken.
Parbleu! Da reckt sich's wie beim Hengste,
kein Rock verdeckt's, nicht mal der längste.

Statt mich mit Stuss dumm anzumachen,
lassen Sie's bei der Vulpius krachen!
Die Plunschkuh wird's eh lieber mögen,
wenn Sie mal wieder drüber fegen!“

Was er von Frau von Stein gehört,
hat Goethe ungemein verstört.
Gern hätte er sie heiß gestopft,
den Takt auf ihrem Steiß geklopft

und sie voll Freude durchgeritten.
Er stand nun mal auf Arsch und Titten,
kaum hat er einen Rock gesehen,
da war’s um diesen Bock geschehen.

Weil alle Damen rasend lüstern:
„Dem würd’ ich' gern ein’n blasen“ flüstern
und nach des Dichters Samen dürsten,
hasst er Verzicht auf's Damenbürsten.

Kaum kann er heute es verkraften,
dass keine Bräute ihn entsaften.
Nicht mal die Stein will auf sein Lager!
Er fühlt sich klein und als Versager.

_____

Akt 2: (spielt in Jena)

Um nicht zu zeigen, dass er sauer,
hüllt Goethe sich in blasse Trauer.
Er könnt's noch heut mit Schiller treiben,
und mit dem einen Knüller schreiben.

Doch Schiller sitzt am „Wallenstein“,
füllt sich den Wein in Schwallen ein.
Schluckt man den bis zum Lallen rein,
drückt nicht mal mehr der Gallenstein.

Ja, ja, der Friedrich! – Froh wie nie,
schreibt der „Die Piccolomini“.
Der spitzbenaste Schiller-Bube
zückt seinen Füller in der Stube;

das Fallobst in der Schreibtischlade
ist für ihn fast wie Bionade.
Er liebt nun mal beim Reimestammeln,
wenn Äpfel faul im Heime gammeln.

Von Goethes weisen Kommentaren
will er heut einen Scheiß erfahren.
Oft hat's bei ihm Verdruss entzündet,
dass dieser einen Schluss nie findet.

Schiller sieht man die Hände ringen,
er will sein Werk zu Ende bringen!
Ein Wort noch – jetzt liest er’s beklommen,
und findet jeden Vers vollkommen.

_____


Akt 3: (spielt ebenda)

Doch wer lärmt da am Eingangstor?!
Potzblitz! Der Goethe steht davor,
und im Laternenscheine schon
sieht jeder seine Erektion.

Die beiden Fäuste, die geballten
reckt er aus des Gewandes Falten,
spricht Jungfern aus dem Schatten an,
ob er sie nicht begatten kann:

„Ich will nicht brav bei Ihnen ruh’n;
ich möchte tun, was Bienen tun
und was den Missionar erregt,
wenn er auf den Vikar sich legt“.

Doch alle Damen gehen lieber
mit einem „Fick dich selbst!“ vorüber.
So was hat der Geheimrat nimmer
erlebt bei einem Frauenzimmer,

das hat ihm keine je geboten,
denn Vulpius duldet seine Zoten.
Saft schäumt in seinen bloßen Hoden
und sammelt sich im Hosenboden.

Heim schleicht er, darbend wie noch nie,
verfasst die Farbentheorie,
mit der schafft er heut keinen Hit,
so sehr drückt’s ihn in seinem Schritt.

Und selbst der Zwischenkieferknochen
ist ausgekocht seit vielen Wochen.
Wut kocht jetzt auch im Dichterfürsten,
denn er muss als Verzichter dürsten

wie wir, wenn wir voll Pein verzichten
und lieber Sauereien dichten
mit unpoetisch nackten Sätzen,
die höchstens die Beknackten schätzen.

Doch Goethe hat’s genial geschafft
und zwar mit höchster Meisterschaft,
zu platte Schweinerei’n zu meiden,
nein, sie sie in Verse fein zu kleiden.

Ja, Goethe war schon schizophren,
das muss man wissen und verstehn –
Ein Versegott im Dichterzimmer,
im Schlafgemach ein ganz ein Schlimmer.

Ganz lässig schrieb der Schwerenöter
danach noch ein paar Hexameter.
Lasst uns, da wir das kaum erreichen,
schnell aus dem feuchten Traum entweichen.

Zuhaus gelingt dann am Computer
von 100 Versen grad ein guter.
Vom Tippen uns die Finger brennen
und jeder muss bedrückt erkennen:

Verglichen mit dem Dramenfürsten,
ward uns, sowohl beim Damenbürsten
wie auch beim Knittelverseschmieden,
der große Wurf noch nie beschieden.

_____


Epilog

Das Licht geht an, die Tür’n stehn offen,
der Vorhang fällt, wir seh’n betroffen,
dass offenbar schon einst in Weimar
im Schwange solche Schweinerei war.

Heut’ klickt man Hashtags, ist empört,
Anbaggern ist wohl nichts mehr wert.
Drum für das Mit-dem-Schwanze-stechen
wollt ich mal eine Lanze brechen.

Es weiß sogar der Bonobo:
Wenn’s Fell juckt, macht ihn Rammeln froh!
Die ganze Horde klatscht im Wald,
wenn er ein Affenweibchen knallt.

Doch mich – obgleich ich Sex bedichte –
fragt nie, wie ich den wohl verrichte!
Fragt nie nach meinen kleinen Tricks,
denn ohne Anwalt sag ich nix!


© Peter Heinrichs


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Beschreibung des Autors zu "Goethe das Ferkel von Weimar"

Naturalia non sunt turpia

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Kommentare zu "Goethe das Ferkel von Weimar"

Re: Goethe das Ferkel von Weimar

Autor: Michael Dierl   Datum: 15.04.2024 15:18 Uhr

Kommentar: Woowwwwww......gern gelesen und dabei oft grinsen müssen. Ja, der Goethe, der hatte es mit der Vielweiberei! ;-)

lg Michael

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