Sie hatte sich nicht angemeldet,
kam einfach so vorbei.
Sie hatte kastanienrote Haare,
hatte ein nerviges Hündchen dabei.

Stuppi hieß der Hund,
man wußte nicht was hinten - vorn,
nur das Halsband, was recht bunt,
machte von dessen Umstand kund.

Ihre Handtasche war aus Krokoleder,
die Einschußlöcher waren nicht kaschiert.
7 Stück zählte ich, früher waren‘s Fehler,
heute nennt man das couragiert.

Die Jeans war nicht aus der Mottenkiste,
sie war der Stand der Haute Couture.
400 Euro für dieses Lumpenschlitzte,
für diese neumodische Subkultur!

Die Stiefel gingen bis zum Halsansatz,
es hätt nicht viel gefehlt.
Sie roch nach etwas Schnaps,
als sie sich aus den Klamotten schält.

Dann zog sie ihre Perücke aus,
ich dachte, guten Tag Frau Mond.
Sie hatte gar kein Haar darauf,
war ich ganz und gar nicht mehr gewohnt.

Gequetscht den Busen in ein Mieder,
ähnlich der von zwei Pylonen.
Bei Bewegung rotierten diese Großkaliber,
in einer horizontalen Dimension.

Kannst Du mir ein Tattoo machen?
Am Hinterkopf, eins das ist knackig!?
Wo sonst, sagte ich, du machst ja Sachen,
die einzige Stelle die ist noch nackig!

Sowas hat ich noch nie gesehn,
ein lebendiger Farbkasten auf zwei Stelzen.
Die Tattoos, die meisten nullachtfuffzen,
so mies gemacht, waren wirklich ätzend!

NEIN, sprach ich - mach ich nicht,
ist mir einfach zu dumm!
Ein Kaugummi knatschte mir in‘s Gesicht,
ach, bitte, bitte, aaach-MANNoo-kommm!!!

Nix zu machen! - Nicht mit mir!
Mußt Dir jemand andren suchen!
Sie ging zum Kühlschrank, zog ein Bier,
und fing laut an zu fluchen!

Diese schlimmen Wörter lass ich weg,
sie wären im Gedicht gewöhnlich.
„Die miesen Tattoos müssen weg!“
Sprach ich zu ihr versöhnlich!

OK, ok, sie lies sich drauf ein,
ich verband ihr überraschend die Augen.
Sie verstand was ich damit mein,
die Überraschung soll ja echt was taugen!

Dann legte ich los - war echt mein Ding,
wollt sie von den miesen Tattoos befreien.
Mit diesem Zeug mit dem sie ging,
intuitiv, mußte es was andres sein!

Struppi jaulte, sprang auf den Tisch,
fing an sich dafür zu interessieren.
Meine Arbeit betrachtete er kritisch,
schien ihn aber zu imponieren.

Aus ’nem Tattoo ’nen Knochen machen,
das war meine brillante Idee.
Struppi schien es sehr zu gefallen,
er jaulte und bellte wie noch nie!

Inklusive ’nem Totenkopf dran,
wie gewünscht an der Rückseite des Kopfes.
Jedenfalls kam‘s gut bei Struppi an,
er fand, es sei nicht zu toppen!

Als das Werk war vollbracht,
Struppi vor Freude jaulte und krakeelte,
Sein Frauchen als Knochensalat,
nun waren sie ein Herz und eine Seele!


© Michael Dierl


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Beschreibung des Autors zu "Ein Herz und eine Seele"

Es erinnert mich an die Zeit als ich darüber nachdachte ein Tattoo-Laden zu eröffnen, weil ich Spaß dran gehabt hätte aber diese Stecherei, hab da mal zugeschaut, war nicht so mein Ding! Airbrush ja aber Tattoos NEIN!!! Irgendwann ist mir dazu dieses Gedicht so über den Weg im Geiste gelaufen und ich habe es aufgeschrieben. :-)

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Kommentare zu "Ein Herz und eine Seele"

Re: Ein Herz und eine Seele

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 13.04.2021 12:10 Uhr

Kommentar: Lieber Michael,
es ist dir hier gelungen trotz der Reime den Sinn nicht zu entfremden.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Ein Herz und eine Seele

Autor: Jens Lucka   Datum: 13.04.2021 20:09 Uhr

Kommentar: Hahaha... , ja So hat sie einen Fan gefunden, der sich jeden Tag an ihr erfreut. ;-))

Gruß, Jens

Re: Ein Herz und eine Seele

Autor: Michael Dierl   Datum: 13.04.2021 20:50 Uhr

Kommentar: Hi, Euch beiden. Ja, Danke für die Kommentare. Ein uraltes Gedicht von ----- keine Ahnung wann ich das geschrieben hab! Vielleicht über 30 Jahre her. Bin gerade so am Ausmisten. Hab damals alles auf Papier geschrieben. Was heißt geschrieben gekritzelt. Mußte lange überlegen bis ich's entziffern konnte :-/. Teilweise dann doch neu geschrieben oder umgeschrieben. Beim Tippen fällt einem dann immer noch eine Änderung ein. So, dann Dank nochmals! Bis mal wieder!

LG Michael

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