Im Feld, wo grauer Regen niederwäscht
und Roggen flachschlägt, der schon fett im Stand,
da tanzt der Bettelmann mit seiner Braut,
tief unterm Rock bei ihr die freche Hand.

Der Samoel streicht die Fiedel sehr galant,
und Hangis dreht die Leider starr und blöd,
der dünner Wind zerwirbelt ihm das Haar,
ein Lächeln über seine Züge geht.

Die Recha lässt die Fliegenaugen rollen
und presst die Hände auf die hohe Brust,
sie dreht den dicken Hintern groß im Kreise,
schon fährt in Samoel eine letzte Lust.

Er schickt ihr aus den gierig kleinen Augen
einen verlangend heißen Liebesblick,
der Bettelmann hat das jedoch gesehen,
schlägt Samoels Fiedel wutentbrannt in Stück.

Da ist die lustige Runde schnell zerstoben,
nur Hangis dreht die Leier lieb und mild,
der Samoel weinte viele schwere Tränen,
weil seine Fiedel nun im Regen quillt.

Und in der Stadt, die lange schon im Schlafe,
knurr ́n große Hunde dumpf im warmen Stroh.
Ein fetter Bürger liegt auf seinem Weibe,
und süßer Apfelhauch schwebt irgendwo.


© mychrissie


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