Der Winter

der Winter zeigt
dass er noch existiert
der Klimawandel scheint
für ein paar Tage surreal
jede Pfütze und auch der Atem
vor der Nase
er gefriert
leuchtende Sonne auf den Bergen
und Nebelsuppe
in jedem Tal

die oftmal schon halbtoten Bäume
strecken in kunstvoll fraktaler Geometrie
ihre laublosen Äste
reifüberzogen und bizarr
ins Nebelmeer

für Romantiker und Kinder
erfüllen sich Winterträume
die Winternatur transzendiert
einfallslose Phantasie

jetzt einfach loslassen
und endlos fliegen
erst im milden Frühjahr
dann Wiederkehr

für Wohnungslose in Fußgängerzonen
ist jede Nacht nun Überlebenstest
sie schützen ihre Existenz
mit Isomatten und Decken
und wünschen sehr authentisch und stolz
dass man sie einfach leben
und in Ruhe läßt

das Gas aus Auspuffrohren und Kaminen
kondensiert ohne Zeitverzug
zur nach Deutung rufenden Nebelfigur
Schneekristalle und tauendes Eis auf Bürgersteigen
werden in Auge und Hirn
bei dem, der intensiv beobachtet
zu wahren Wundern der Natur

ganz ohne weise zu sein
spürt jeder von ganz allein
gibt man sich seinen Sinnen hin
erlebt man tiefen Sinn


© ulli nass


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Kommentare zu "Der Winter"

Re: Der Winter

Autor: agnes29   Datum: 15.02.2018 20:58 Uhr

Kommentar: Lieber ulli, du hast den Winter und alles Drumherum sehr schön beschrieben. Wir reden gern vom Frühling, weil wir so ungeduldig sind, dein Gedicht hat zwei Seiten die mir gefallen haben.
Es grüßt dich Agnes!

Re: Der Winter

Autor: possum   Datum: 16.02.2018 0:52 Uhr

Kommentar: Lieber Ulli, dies finde ich so schön dein Werk, gerne angehalten, liebe Grüße!

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