Gestern lagen wir noch unter Bäumen,
Sommer ließ uns küssend träumen,
als wir hoch zur Sonne lachten,
unter blauem Liebe machten,
da ließen wir die Seelen fliegen,
die wir fingen, sie zu wiegen.
Wir ließen innre Kinder spielen.
Bis die ersten Blätter fielen,

unter denen wir ihn kommen sahen.
Wir spürten diesen Winter nahen.
Nun begräbt ein kalter Haufen,
vor dem wir fliehend wegglaufen,
was wir selbst nicht mehr gesehen.
Ich steh davor und kann nicht gehen,
während sie ihr Salz streuen,
in die Wunden, sich zu freuen,

steh ich daneben und muss bleiben,
kann nicht gehen, lass mich treiben,
steh daneben, muss mich fragen:
Wohin wird die Angst mich plagen?
Muss nicht heulen, sondern weinen,
lieben, hassen, hoffen, scheinen,
Leere, Blut und Wasser schwitzen,
so rinnt ein bisschen Schnee in Pfützen

und sickerf dann in feuchte Erden.
Ob wir drin versinken werden?
Frag ich mich und halt sie feste,
diese Liebe, unsre Reste,
mit der Angst, mich zu verlieren,
mit der Angst, hier zu erfrieren,
stehe ich bei Wind und Wettern,
halt mich fest an ein paar Blättern,

die gefrorenes mit Frühling schmücken.
Was ich will ist, sie zu pflücken,
was ich will ist, an dich denken,
was ich will ist, sie dir schenken,
was ich will ist, das sie duften,
was ich will ist dafür schuften,
was ich will, ist sie dir geben.
Was ich hoff? Sie lassen leben.


© Sebastian Deya


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Kommentare zu "Alte Liebe rostet nicht"

Re: Alte Liebe rostet nicht

Autor: agnes29   Datum: 29.01.2016 11:16 Uhr

Kommentar: Lieber Sebastian, ein langes Gedicht das ich gerne gelesen habe.
Schööön!
LG Agnes

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