Des Todes Schippe, nicht heute.

Schweiß tropft von meiner Nase herab,
meine Muskeln machen langsam schlapp.
Ich lasse Dich nicht von mir gehen,
kann Dir nur verzweifelt in die Augen sehen.

Du bist wie gelähmt genau wie ich,
erst im Nachhinein ist es fürchterlich.
75 Meter Abgrund unter Dir,
nie wieder trinken wir so viel Bier.

Auf dem Weg nach Hause auf der Brücke,
und dann diese eine behinderte Mücke,
wir wollen sie töten, lachen zusammen dabei,
du taumelst auf die Reling zu, ich höre Geschrei.

Schon hängst Du aussen am Geländer dran,
wie ein Wunder ich noch reagieren kann.
Ich halte Dich an einer Hand wie kann es sein?
Du wiegst 95 Kilo und bist nicht gerade klein.

War es das Bier was mir die Kraft gegeben hat?
Merke wie deine Hand wird vom Schweiß ganz glatt.
Ziehe Dich mit einer Kraft nach oben,
haben wir deinen Tod nochmal aufgeschoben.

Beide kreidebleich stehen wir uns gegenüber,
umarmen uns nur, es gehen Minuten vorrüber.
Lass uns schnell nach Hause gehen mein Kumpel,
schließlich ist es bereits kalt und dunkel.


© Erik Schiller


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Beschreibung des Autors zu "Des Todes Schippe, nicht heute."

Ein Freund erzähle mir mal, dass er eines Nachts betrunken auf der Hochbrücke über unseren Nord-Ostsee-Kanal war, als sein Freund über das Geländer stürzte.

Er hat ihn wieder über das Geländer gezogen. Er war weniger muskulös, konnte aber imense Kräfte aufbringen in der Notsituation.
Diese "Heldentat" ist bemerkenswert und ich kann verstehen, warum die beiden immernoch durch Dick und Dünn gehen.

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Kommentare zu "Des Todes Schippe, nicht heute."

Re: Des Todes Schippe, nicht heute.

Autor: Uwe   Datum: 24.01.2015 22:25 Uhr

Kommentar: Für das von dir Beschriebene ein solches Gedicht zu machen, das finde ich oberprima, Enrico!
Uwe

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