Lilith und die Vertreibung aus dem Paradies
(Eine ziemlich persönliche Zusammenfassung mit Quellenangaben zum „Selbststudium“)

Alles fing mit Adam an, diesem ersten „Menschen“. Lilith, sein erstes, mit ihm aus Lehm geschöpftes Weib, und deshalb ihm gleichberechtigt (1 Mose 1,27: „...und schuf sie als Mann und Frau...“), wurde ihm zu aufmüpfig, weil sie auf ihrer Gleichberechtigung mit ihm bestand. Es ging direkt zu Anfang ziemlich heftig zu in dieser ersten Paarbeziehung. Er wollte ein angepasstes Weib, das zu allem Ja und Amen sagte und ihn als Herrn anerkannte. Und er wollte eine Frau, die nicht darauf bestand, beim Sex oben zu liegen. Nein, oben war seine Position, sie hatte sich von ihm dominieren zu lassen!

Aber nicht mit Lilith! Sie rief den unverschlüsselten Namen Gottes ("Schem Hammeforasch", eine Zauberformel), bekam Flügel (daher also hat die penetrante Energy-Drink-Werbung ihren Spruch!) und entschwand mit dem Wind(-Gott) über die Mauern des Paradieses.

Nach der verborgenen Geschichte in der Geschichte hatten sie eine gemeinsame Tochter: Eva. Leider hatte Lilith diese bei Adam zurück gelassen. Eva war genauso, wie Papa Adam sich sein Bettgespielchen wünschte: angepasst, unterwürfig, leicht zu dominieren, weil sie nur „gebaut“ war (Übersetzung) und nicht „geschöpft“, also nicht auf einer Ebene mit ihm. Als seine Tochter Eva ihre Früchte (Busen) bekam, ließ er sich dadurch „verführen“. Adams Rippe ist nur eine phallische Allegorie, er hatte nicht den in der Bibel als solchen beschriebenen Tiefschlaf, er hatte Beischlaf. So wurde Eva zur Ur-Mutter deklariert und hochstilisiert und war zufrieden mit diesem Los.

Lilith (babylonisch/sumerisch „Lilitu“ = „Windgeist“) also lebte am Roten Meer in der Wüste und schickte drei Engel (Sanvi, Sansanvi und Semangelaf)in eine eben solche. Dabei lachte sie herzhaft, da diese Gott-Gesandten sie bei Strafandrohung auf dessen Geheiß vom Studium der Thora ab- und zu ihrem jammernden Adam ins Paradies zurückbringen sollten (aha!?), um sich diesem selbstgerechten und überheblichen ersten Manne zu unterwerfen.

Adam nämlich träumte immer wieder von der unerreichbaren Schönheit Liliths, die angepasste Eva war doch ziemlich langweilig. So war er heimlich über die Mauer des Paradieses gestiegen, in der Meinung, dass Lilith ihn als Mann so gut gebrauchen könne, wie er sie als Nebenfrau. Er fand sie beim Studium der Thora. Hierbei handelte es sich nicht um die aus Tinte auf Pergament geschriebene, sondern um die Ur-Thora, geschrieben mit schwarzem Feuer auf weißem Feuer, die auf Gottes Knien ruhte.

Zuweilen studierte auch Adam diese Ur-Thora, aber nicht so intensiv wie Lilith es tat, und nur, was ihm passend schien, gab er an Eva weiter. Lilith freute sich, ihn zu sehen, weil sie dachte, die Thora mit ihm zusammen studieren zu können. Er aber wusste, dass sie ihm da inzwischen über war und verzichtete. Als sie gegenseitig ihren Irrtum einsahen, ging Adam wieder ins Paradies zurück und erzählte Eva alle möglichen verdrehten Dinge über Lilith, zum Beispiel, dass sie nachts als Dämon geflogen komme, um ihn zu besuchen. Eva glaubte Papa Adam alle von ihm und dem Teufel gefärbten Erklärungen zu Lilith, seinem ersten Weib.

Da Lilith sich zwar nicht nach Adam sehnte, wohl aber nach menschlicher Gesellschaft, hatte sie versuchsweise probiert, über die Mauer wieder ins Paradies zurück zu klettern. Das aber wurmte Adam, denn wenn sie ihn nicht mehr wollte, sollte sie auch das Paradies nicht mehr haben, so!! Deshalb hatte er die Mauer höher gebaut.

Als Eva eines Tages an dieser Mauer entlang ging, sah sie einen Apfelbaum, der einst von ihr zusammen mit Adam gepflanzt worden war. In der Zwischenzeit reichten seine Zweige über die Mauer hinüber. Eva nun kletterte auf diesen Baum und sah auf der anderen Seite Lilith, die nur auf diesen Moment gewartet hatte und die sich ihr freudig näherte. Aber statt sich mit ihr zu verbünden, schleuderte Eva ihr alle Verleumdungen an den Kopf, die sie unreflektiert übernommen hatte. Sie nahm die Gelegenheit wahr, ihr alles Dunkle ihrer eigenen Seele aufzubürden.

Lilith kehrte – so belastet – in die Wüste zurück und tat sich indessen mit dem Dämon Djinns zusammen. Mit ihm zeugte sie so fleißig Dämonen-Nachkommen, dass ihre Zahl in die Tausende ging. Der ob ihrer Unbotmäßigkeit sehr erboste Gott ließ zur angedrohten Strafe täglich 100 von ihnen umbringen.

Vor Trauer und Gram über diesen Schmerz, wandten sich Lilith und Konsorten den Neugeborenen der Israeliten zu. Von akkadischen Quellen (einer ausgestorbenen semitischen Sprache aus vorwiegend Mesopotamien) rührt wohl auch die Annahme her, Lilith sei selbst kinderlos gewesen, denn dort ist die Sprache von der „Familie LIL“, bestehend aus drei Geistern, einem männlichen und zwei weiblichen, lilû, lilītu und lilî. Der eine weibliche Geist, Lilitu, ist dort unfruchtbar und bringt Neugeborene um, indem er sie mit dem Gift seiner Brüste säugt. Sie töteten also die Säuglinge des Nachts (noch heute gefürchtet), gefährdeten das Leben von Schwangeren und Gebärenden in Grenzsituationen und brachten auch den jungen Männern – natürlich ebenfalls nachts – allerlei Krankheiten sexueller Art und Not, Pein und Tod. Weshalb vor dem Aufenthalt in Trümmern und Ruinen als Stätten des Umbruchs, vor allem vor der Stadt, gewarnt wurde. Anscheinend wussten auch die Alten, wo man sich für „Techtelmechtel“ am besten heimlich trifft - trau, schau wem.

Auch in der Bibel, im Alten Testament, tritt Lilith nur an dieser einen Stelle auf, die man in Jes 34,14 nachlesen kann. Ein einziges Mal nur, in einem Nebensatz, findet Lilith als untergeordneter Nachtgeist in Ruinen, dem Wohnort von Nachtgeistern wie Eulen, Straußen und Schakalen, abschreckende Erwähnung, ansonsten aber wird sie totgeschwiegen. Die Frage stellt sich unwillkürlich dem/der Denkenden: Warum darf es die allererste Frau, die angeblich kinderlose, nur in den Apokryphen geben? Sollte man dahinter eine undefinierte, weil tiefsitzende Ur-Angst (wessen und wovor?) vermuten? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt... Wenige nur haben Verwaschenes von Lilith gehört, dabei sucht man Ochs' und Esel absolut ergebnislos in der Bibel, und dennoch stehen sie jedes Jahr wieder an der Krippe, sogar in Gotteshäusern.

Inzucht war zu diesen „paradiesischen“ Zeiten noch alltäglich- und allnächtliches Treiben; Adam und Abkömmlinge verstießen in keiner Weise gegen irgendein Gesetz oder eine herrschende Moral, denn es gilt immer nur die Moral, die die jeweiligen Gesellschaften sich selber geben – und das variiert im Laufe der Jahrhunderte. So wurde Inzucht erst dann verteufelt, als selbst dem größten Idioten klar wurde, dass sie auf diese Weise nur sich selber züchten. Erst dieses gilt als die Erlangung von Erkenntnis und als Vertreibung aus dem Paradies. Seither sind die Früchte der Tochter für den Vater tabu. Inwieweit dadurch das Züchten von Idioten tatsächlich eingedämmt werden konnte, das überlasse ich der Beurteilung des mehr oder weniger geneigten Lesers, gleich welchen Geschlechtes.


Quellenangaben (zum „Selbststudium“):
http://www.koinae.de/1Urvaeter.htm
http://www.myss.de/Religion/lilith.html
http://www.hagalil.com/archiv/2000/09/lilith.htm
http://die-andere-seite.blog.de/2012/06/09/kirche-erste-frau-adams-verschweigt-13832755/
https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/lilit-3/ch/8e9b4a4098bfd07bdb62f7bb9e7d13d9/


© noé/1999 - 2014 Alle Rechte bei der Autorin.


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Kommentare zu "Lilith und die Vertreibung aus dem Paradies"

Re: Lilith und die Vertreibung aus dem Paradies

Autor: Alf Glocker   Datum: 07.05.2014 7:10 Uhr

Kommentar: Hochinteressant!! Und wieder mal ein Beweis (für mich allerdings nur), daß man sich erst ganz genau informieren sollte, wenn man gerne an etwas glauben möchte...

Alf

Re: Lilith und die Vertreibung aus dem Paradies

Autor: noé   Datum: 07.05.2014 7:27 Uhr

Kommentar: Klingt nach Wasser auf Deine Mühlen...
(Welche Informationschancen haben Babys?)
Also, ICH habe es nur 'reingesetzt, weil ich die ganze "Geschichte" hochinteressant (!) finde, aber "man" halt übe dieses Thema von ansonsten berufener Seite nichs erfährt, nur verschämtes Wegschauen, was wiederum mich seit langem (man schaue: 1999 - 2014) schon zunehmend verärgert hat.
noé

Re: Lilith und die Vertreibung aus dem Paradies

Autor: Alf Glocker   Datum: 08.05.2014 8:59 Uhr

Kommentar: zurecht!

Alf

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