Das Außen als der Raum von Nichtidentifikation


Eine Welt im Bestreben der Übersichtswahrung, ist eine Welt
der Festlegung von Regularien des Alltäglichen und Funktionalen.
Wer nicht gewähren lassen kann, was ihm unverständlich erscheint, erbaut eine Welt der Grenzen.
Mechanismen einer Ordnungsliebe ohne Lebensgefühl, legen fest, wer,
wie, wozu seine Position in Raum und Sein zu beziehen hat.

Strukturen, welche aus dieser Haltung heraus erschaffen werden, spiegeln dies wider, indem sie jenseits der Norm nichts gelten lassen und eine solche vermeintlich "abseitige" Existenz mit Lebesraumverengung sanktionieren.
Der Umgang solcher Struktur ist ein Umgang, welcher eine Welt im
hermeneutischen unterstellt.
Das Eine und nichts Anderes zählt mehr.
Doch was geschieht, wenn dieses Eine sich nicht an der Gesetzmäßigkeit des Lebens und der Friedfertigfertigkeit orientiert?
Was geschieht, wenn solch eine Struktur in eine Welt positioniert wurde, wo längst in mehrheitlicher Form die kommunikative und Lebenskontext fundierte Verbindung von Vielfalt existiert?

Anachronistische Verhaltensraster legen verbindlich die Norm des
zu gewährenden fest, ohne in ihrer Struktur noch Teil dieser
modernen Welt neuer Unübersichtlichkeit zu sein.

Welch ein nicht zu lebender Widerspruch der Lebendigkeit
im Kontext von Vernutzung wird hier dem Einzelnen als existentielle
Unzumutbarkeit überantwortet.
Eine Überformung gen Sinnlosigkeit und Realitätsverneinung.
Nichts ist einfach und zu vereinfachen in einer Welt des Ineinander
Ausfließens.
Durch die Vernetzung der Kommunikation in weltweiter Form, verbinden
und überlagern sich die Perspektiven auf Leben und Wertesystem.
Eine Übersichtlichkeit gemäß territorialer Vorstellung ist in gelebter Kommunikation und Wahrnehmung nicht mehr gegeben.

Nicht die Mauer oder sichtbare Grenzen, legen die Sphären des Unvertrauten fest, sondern der Grad an Nichtidentifikation bildet eine neue Variante von Außen.

In der Gegenwart unseres Heute bildet sich ein Außen an den
Grenzen der Kommunikation.
Wo Überschaubarkeit der Suche nach Perspektivischem Reichtum entgegen steht, bilden sich neue Mauern und Grenzen, welche nicht
mit Baggern einzureißen sind.

Es sind die Mauern diametraler Wahrnehmung, unabhängig
von kultureller Provenienz, welche heute ganze Gesellschaftsschichten voneinander trennen und gegen einander ausspielen.
Die Spaltung der Gesellschaft als Machtprinzip.
Selbst das Teilen von Lebensraum und Zeit in Gestalt von Augenblick, lässt keine Annäherung zu, aufgrund einer Kluft von
Wahrnehmung.

Wahr ist und für wahrhaft wird gehalten, was den Kriterien der
Überschaubarkeit zu entsprechen scheint.
Der Freie Fluss von Leben und Lebendigkeit ist ein Grauen für jene, welche sich gedanklich nicht mit Umwelt und Fragestellung zu
verbinden wünschen.
So wird das unerwünschte Element an Leben des Platzes und Raumes verwiesen, unter der Vorgabe, das dem so geboten sei.

Jedem das Seine unter vertrauter Bezugnahme lebensferner Menschenansicht.
Segregation von vermeintlichem Nutzen.
Das Außen beginnt dort, wo die Verbindung von Sein und Zeit auf
die Ebene der Unerwünschtheit verschoben wird.
Was nicht sein darf, wird nicht als existent geduldet.

Wie kann Unrecht in unserer Gegenwart verhindert werden, wenn die
Abkehr von Menschlichkeit und Wahrnehmung zum obersten Gebot erhoben wird?
Ordnung ist nur solange als Ordnung eine Notwendigkeit für eine
freiheitliche Gesellschaft, solange die Freiheit des Einzelnen gewahrt bleibt.
Eine Gesellschaft ist die Summe vieler vereinzelt Einzelnen.
Die Nichtachtung des Einzelnen in seiner Vielfalt bedeutet in der
Folge auch eine Nichtachtung von Vielfalt innerhalb des Zusammenspiels gesellschaftlicher Schichten.
Wo die Ausgrenzung zum obersten Gebot erhoben wird, zerstört sich das Fundament eines friedfertigen Gemeinwesens, bedingt durch normierende Funktionalität, selbst.

Das Außen ist der Raum von Nicht-Existenz und Nicht-Kommunikation.
Eine Ideologie der Leere, welche Menschen entleert, sie ihrer Ideale und Inhalte beraubt, denn der ominöse Markt will es so.


© Monja Ben Messaoud


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Beschreibung des Autors zu "Wo beginnt ein Außen ?"




Der 22. März 2013 war ein Wendepunkt für Sein und Inhalt.
Es hat kein Jahr benötigt, um Raum und Perspektive an eine
Entscheidung, basierend auf Nicht-Wahrnehmung, zu verlieren.



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