Ich esse gern, das wird ein jeder wissen,
zudem besitz ich einen süßen Zahn,
Ich bin verliebt in jeden Leckerbissen
und komme einfach nicht dagegen an.

Meine Oma zeigte mir schon früh das Backen
und brachte mir auch noch das Kochen bei.
Ich lernte schnell, beim Essen zuzupacken,
mein Onkel hatte eine Bäckerei.

Er gab mir oft vom Bienenstich die Ränder,
vom Apfelkuchen jeden Mandelrest,
und blieb noch Sahne auf dem Tortenständer,
dann war’s für mich fast wie ein Weihnachtsfest.

Ich ernähre mich gesund und mit viel Liebe
und kenne zur Thematik jedes Buch.
Ohne Lust zu essen, das wär für mich trübe,
mich lockt ja schon der schnöde Kochgeruch.

Zum Frühstück fang ich an mit Haferflocken,
danach kommt ein Baguette mit viel Belag.
Dann ist das Brot beim Kauen nicht so trocken,
und außerdem, weil ich’s so gerne mag.

Man sagt, ein Apfel sei ein Muss am Tage,
er spart den Doktor und ist kerngesund.
Dem stimm ich zu, ganz sicher, ohne Frage,
doch passt ein Apfel nicht in meinen Mund.

Ich achte immer streng auf meine Linie,
und folge stets der neuesten Diät.
Drum bin ich schlank und rank wie eine Pinie,
und das bereits seit meiner Pubertät.

Zum zweiten Frühstück esse ich ne Bulette
und ab und zu, da sind es auch mal zwei.
Die hol ich mir am Imbiss bei Annette,
dazu gibt’s noch ne kleine Nascherei.

Zu Mittag mag ich Pommes/Mayonnaise,
ne Bratwurst nehm ich immer gern dazu.
Und zusätzlich noch Nudeln dick mit Käse,
ach, essen könnt ich wirklich immerzu.

Ich stell mich jeden Morgen auf die Waage
und kontrolliere strengstens mein Gewicht.
Dann plane ich den Einkauf je nach Lage,
so verlier ich keinesfalls die Übersicht.

Beim Kaffee dürfen Kekse niemals fehlen,
ne Prinzenrolle schaff ich auch allein.
Meine süße Neigung kann ich nicht verhehlen,
zum Abschluss darf es gern ein Riegel sein.

Den Abend start ich meist mit einer Suppe,
da halt ich mich am Anfang noch zurück.
Die Suppe reicht oft für ne ganze Truppe,
doch Suppe pur führt nicht zu meinem Glück.

Ich bin gesund und ungemein zufrieden,
mein Stoff, der wechselt überraschend schnell.
Im Sommer fahr ich gerne in den Süden,
das Essen dort gleicht meinem Naturell.

Wenn ich dann später vor der Glotze sitze,
und mich der Film nur mäßig intressiert,
dann spüre ich vorn an der Zungenspitze,
dass sie Vergnügen anders definiert.

Ich wühl in jedem Schrank, in jeder Lade,
ob sich nicht noch ein Rest dort finden lässt.
Kartoffelchips, ein Stückchen Schokolade,
vielleicht auch noch ein Keks vom letzten Fest.

Andre haben mit dem Essen Schwierigkeiten,
ich versteh das nicht, wie kann denn so was sein?
Ich hab höchstens kleine Unannehmlichkeiten,
und die löse ich dann mit ner Flasche Wein.

Ich esse gern, das wird ein jeder wissen,
zudem besitz ich einen süßen Zahn,
Ich bin verliebt in jeden Leckerbissen
und komme einfach nicht dagegen an.


© Ulrich Kusenberg


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