Es ist Weihnachtszeit.
In einem kleinen, tief verschneiten Dorf im romantischen Franken lebt Niklas, ein fünfjähriger Junge, mit seinen Eltern.
Niklas geht in den Kindergarten Sankt Nikolaus, doch zurzeit kann er leider nicht mit den anderen Kindern spielen und basteln, was Niklas sehr traurig macht.
Denn jetzt in der Vorweihnachtszeit werden im Kindergarten Weihnachtssterne gebastelt, Plätzchen gebacken und kleine Geschenke für die Eltern vorbereitet.
Doch Niklas ist schon längere Zeit krank und liegt im Krankenhaus auf der Kinderstation.
Er war immer so müde, war ganz blass im Gesicht und bekam oft Nasenbluten.
Wenn er sich nur ein bisschen gestoßen hatte, bekam er gleich blaue Flecken.
Niklas hat Leukämie, das ist eine schwere Blutkrankheit. Seit vier Wochen schon ist Niklas im Krankenhaus und darf nicht nach Hause, da die Gefahr besteht, dass er sich mit irgendeiner anderen Krankheit ansteckt. Aus diesem Grund muss er auch einen Mundschutz tragen.
Auch wenn Papa und Mama ihn besuchen, müssen sie so einen Mundschutz tragen. Papa schaut dann immer aus wie ein Professor mit seiner Brille und dem Schutz vor dem Mund.
Die Medikamente, welche er bekommt, haben seine Haare ausfallen lassen.
Niklas mit Glatze – könnt ihr euch das vorstellen? Ein fünfjähriger Junge mit Glatze?
Das schaut so lustig aus.
Das Zimmer, in dem Niklas liegt, wird heute weihnachtlich geschmückt und Niklas darf hier mit der Krankenschwester ein paar Weihnachtssterne basteln.
Er ist ganz vertieft und eifrig bei den Bastelarbeiten.
„So - fertig“, ruft die Krankenschwester! „Jetzt hängen wir die Sterne ans Fenster“.
Sogar eine Lichterkette wird oben an dem Fensterrahmen befestigt.
Schwester Monika, so heißt die Krankenschwester, schaltet die funkelnde Lichterkette an und die Sterne leuchten und glitzern wie Gold, Silber und funkelnde Diamanten.
„Schaut das nicht toll aus?“, fragt Schwester Monika.
Doch Niklas kann nur kurz lächeln und schaut ganz traurig.
Ein paar Tränen kullern an seinen Bäckchen runter.
Wie gerne wäre er jetzt zu Hause.
Schwester Monika sieht das und nimmt Niklas in den Arm.
„Ich habe noch eine Überraschung für dich“, sagt sie.
„Übermorgen ist der 1. Dezember, weißt du was da ist?“
„Nein“, antwortet Niklas.
„Da ist bei euch daheim in Reckendorf feierliche Krippeneröffnung vor der Kirche Sankt Nikolaus, da werden dann Weihnachtslieder gespielt und es gibt Lebkuchen.“
„Und soll ich dir noch etwas verraten?“
Du darfst an diesem Samstag mit deinen Eltern dabei sein und übers Wochenende nach Hause!“
Niklas‘ traurige Augen begannen plötzlich zu funkeln, er wischte sich seine Tränen aus dem Gesicht und schrie: „Hurra!“! „Ich darf nach Hause!“
Er tanzte im Zimmer umher und rief immer wieder: „Ich darf am Wochenende heim, ich darf am Wochenende heim!“
Er sprang zu Schwester Monika, umarmte sie ganz fest und gab ihr einen dicken Kuss auf ihre Wangen.
„Aber du musst deinen Mundschutz immer tragen und am Montag früh musst du wieder da sein.“
Da schaute Niklas wieder trauriger, denn er dachte, dass er für immer heim darf.
Schon wieder liefen ein paar Tränen.


Der Doktor kam zur Tür herein und sah das traurige Gesicht von Niklas.
Die Krankenschwester unterhielt sich kurz mit dem Doktor, der daraufhin Niklas in den Arm nahm und sagte:
„Schau Niklas! Du hast eine schwere Krankheit und deswegen musst du deine Medikamente bekommen. Das geht nun mal nur hier im Krankenhaus.
Du willst doch auch wieder gesund werden, oder?“

Niklas nickte und sah den Doktor traurig an.
„Onkel Doktor – werde ich dann wirklich auch wieder gesund?“
„Das hoffen wir doch alle, Niklas“, antwortete er.
„Wenn ich tot bin“, fragte Niklas, „werde ich dann ein Engel mit Flügeln und komme in den Himmel?“
Der Doktor machte ein ernstes Gesicht und fragte:
„Wie kommst du darauf, dass du sterben wirst?“
„Na, weil Papa und Mama immer so traurig sind und viel weinen“, antwortete Niklas.
„Wir versuchen, dich wieder gesund zu machen, Niklas“, sagte der Doktor.
„Aber, aber – wenn ich dann doch tot bin, komme ich dann in den Himmel?“
„Ja, dann kommst du in den Himmel und wirst ein süßer Engel werden.
Für die krebskranken Kinder gibt es ein eigenes Reich im Himmel, wo sie ihre Krankheit schnell vergessen werden.
Diese Kinder werden alle Engel und werden vom lieben Gott besonders verwöhnt.“
„Dann habe ich keine Angst mehr vor dem tot sein“, antwortete Niklas.
Nun bekam der Doktor auch feuchte Augen, drückte Niklas ganz fest an sich und sagte:
„Du bist ein sehr tapferer, kleiner Junge!“
„So, Niklas, jetzt legst du dich in dein Bett und schläfst ein bisschen“.
„Am Samstag darfst du ja erst mal übers Wochenende nach Hause und heute Abend kommen Mama und Papa dich wieder besuchen, freust du dich?“
„Ja“, antwortete Niklas und seine Augen waren schon ganz schwer, denn die Aufregung hat ihn sehr müde gemacht.
Am Abend kamen dann seine Eltern. Sie sprachen erst mit dem Arzt.
Der erzählte ihnen, was Niklas ihn heute gefragt hat.
Mama und Papa waren wieder ganz traurig und fingen an zu weinen.
Niklas sah dies, und sagte:
„ Nicht traurig sein, Mama und Papa.“
„Ich habe keine Angst, wenn ich in den Himmel komme, dann werde ich ein Engel und flieg immer zu euch runter.“
„Unser tapferer kleiner Junge“, sagte Papa und drückte Niklas ganz fest an sich.
Mama schaute sich im Zimmer um und sah die vielen gebastelten Sterne, die Lichterkette und Schwester Monika hatte noch mit Sprühschnee einen Nikolaus und einen dicken Schneemann an die Fensterscheibe gesprüht.
„Schön habt ihr das Zimmer geschmückt!“
„Schau Mama, die zwei Strohsterne habe ich gebastelt“, sagte Niklas und deutete auf die zwei Sterne neben den dicken Schneemann.
„Die sind wunderschön geworden“, antwortete Mama.
„Da sind wir richtig stolz auf dich mein Junge.“
Niklas spielte noch am Abend mit Mama und Papa.
Sie brachten ihn später noch ins Bett, wo auch ganz schnell vor lauter Erschöpfung eingeschlafen war.
Endlich war es Samstag und Niklas war schon den ganzen Vormittag richtig aufgeregt und sein blasses Gesicht hatte sogar ein klein wenig Farbe bekommen, vor lauter Aufregung und Vorfreude auf das Wochenende.
Endlich darf er mal nach Hause..



Mama und Papa holten ihn am Nachmittag vom Krankenhaus ab.
Zuhause angekommen, lief er gleich in alle Zimmer und rief immer wieder:
„Ich bin daheim, ich bin daheim“, und war überglücklich vor Freude.
Es sah so lustig aus, wie er mit seinen Mundschutz und Glatze durch die Wohnung wirbelte.
Alle Zimmer waren schon weihnachtlich geschmückt und ein ganz leckerer Duft stieg in seine Nase.
Es roch nach…..nach was denn?
Was riecht da so gut?
Plätzchen!!
Mama hat extra für ihren kleinen Jungen Plätzchen gebacken!
Und natürlich auch seine Lieblingsplätzchen!
Vanillkipferl, hmmmm….!
„Mama – darf ich gleich welche essen?“, fragte Niklas.
„Und ich will einen warmen Kakao dazu.“
„Natürlich mein Kleiner, soviel du möchtest!“
Niklas trank seinen warmen Kakao und naschte ein Vanillkipferl nach dem anderen.
Jetzt fühlte er sich pudelwohl.
Daheim sein bei Mama und Papa, frisch gebackene Plätzchen, alles ist schon weihnachtlich geschmückt und es stand sogar schon der Adventskranz auf dem Wohnzimmertisch.
Er duftete herrlich nach Tannengrün, vier rote Kerzen waren aufgesteckt, denn am Sonntag war ja schon der erste Advent und da darf man die erste Kerze anzünden.
Der Abend kam und sie machten sich auf dem Weg zur Sankt Nikolauskirche, denn da wird ja gleich die Weihnachtskrippe eröffnet.
Niklas musste natürlich seinen Mundschutz tragen, auf dem Kopf trug er eine rote Nikolausmütze mit einem kleinen Glöckchen dran und es waren sogar kleine Lichtlein aufgesetzt, die blinkten.
Der Schnee knirschte unter ihren Füßen und Frau Holle schüttelte ihre Betten aus. Kleine und große Schneeflocken fielen vom Himmel und tanzten wild umher.
Niklas versuchte die Flocken mit seinen Händen aufzufangen, doch durch die Wärme seiner Hände schmolzen sie gleich wieder weg.
„Papa, bauen wir morgen einen Schneemann“, fragte Niklas. „So einen richtig, schönen Dicken wie an dem Fenster im Krankenhaus“.
„Natürlich machen wir das“, sagte Papa.
Es haben sich ganz viele Leute vor der Kirche versammelt, auch einige Kinder aus seinen Kindergarten waren da, die sich natürlich freuten, Niklas wieder zu sehen.
Es roch nach Weihrauch, Glühwein, Kinderpunsch und Lebkuchen.
Die Musikanten haben sich schon aufgestellt und fingen an zu spielen.
Zuerst das Weihnachtslied Morgen Kinder, wird’s was geben, dann ihr Kinderlein kommet und dann noch Macht hoch die Tür, die Tor macht weit.
Der Pfarrer sprach ein paar Worte und dann wurde die Krippe eröffnet.
Es war ein Stall in dem ein Engel, Maria und Josef waren. Davor waren ein paar Schafe und ein Ochse.
Niklas bekam leuchtende Augen und freute sich, wie schon lange nicht mehr.
Der Pfarrer sah Niklas mit seinen Mundschutz, kam auf ihn zu und gab ihm seinen Segen, streichelte seine Wangen und sprach: „Gott sei mit dir, mein Sohn.“
Mama, Papa und Niklas aßen noch einen Lebkuchen, dann stapften sie durch den knirschenden Schnee wieder nach Hause.
Die Schneeflocken kitzelten auf Niklas‘ Nase und er versuchte einige Flocken mit seiner Zunge aufzufangen
Wieder zuhause angekommen, ging es Niklas aber gar nicht gut.
Ihm ist total schlecht geworden und er war wieder ganz blass im Gesicht.
Waren die leckeren Vanillkipferl von Mama doch zu viel für seinen Bauch?
Niklas war auch wieder total erschöpft und so müde, sodass ihn Mama auch gleich zu Bett brachte.
„Ich mache dir noch deine kuschelige Bärenwärmflasche warm und lege sie auf deinen Bauch“, sagte Mama und gab ihn einen Kuss auf seine Stirn.
Diese Wärmflasche ist ein flauschiger, hellblauer Bär mit einem dicken Bauch. Wenn man da warmes Wasser einfüllt, wird der Bauch vom Bär immer dicker, so als ob der Bär auch Bauchweh hätte.
„Gute Nacht Niklas und träum was Schönes“, hörte er noch Mama sagen, dann schlief er auch schon ein.
Am nächsten Morgen, es war Sonntag, der erste Advent, wachte Niklas erst um Neun Uhr auf.
Noch den halben Schlaf im Gesicht, wackelte er zum Küchentisch, wo Mama und Papa schon beim Frühstück saßen.
Am Adventskranz brannte die erste Kerze und aus dem CD-Spieler ertönte fröhlich das Lied:
„In der Weihnachtsbäckerei, gibt es manche Leckerei“.
Niklas setzte sich mit am Tisch, wo schon sein warmer Kakao stand und eine halbe Scheibe Brot mit ganz viel Schokoladencreme lag auf seinen Teller.
Er aß sein Brot nur halb und die Tasse Kakao war auch noch nicht leer.
„Werde ich wieder gesund?“ fragte er Mama und Papa.
„Wir glauben alle fest daran und beten jeden Abend zum lieben Gott, dass er unseren tapferen Jungen wieder gesund macht“, sagte Papa.
„Außerdem sind nächsten Sonntag alle Erwachsenen aus Reckendorf und Umgebung aufgerufen, ein bisschen Blut abzugeben um sich Typisieren zu lassen.“
„Was ist Tüpitisüren?“ fragte Niklas.
„Da werden von den Spendern ein paar Tropfen Blut abgenommen, das dann untersucht wird, ob es mit deinem Blut übereinstimmt, denn jeder Mensch hat eine andere Zusammensetzung seines Blutes. Wird jemand gefunden, der das gleiche Blut hat wie du, dann kann er eine Stammzellen- oder Rückenmarkspende dir geben, aus dem dann in dir wieder gesundes Blut gebildet werden kann. Dein Körper ist nämlich zu krank, um von sich aus gesundes Blut zu bilden“, erklärte ihn Papa.
„Wenn jemand gefunden wird, dann kannst du auch wieder richtig gesund werden.“
„Ich will auch zum lieben Gott beten, dass ich wieder gesund werde“, sagte Niklas.
Sie nahmen sich an die Hände und fingen an zu beten:
„Lieber Gott, bitte mache unseren kleinen Niklas wieder gesund und lass einen geeigneten Spender für unseren Jungen finden, Amen.“
„Kommt, lasst uns noch zum Gottesdienst in die Sankt Nikolauskirche gehen, um unseren Glauben noch zu stärken“, sagte Mama.
Niklas musste natürlich immer noch seinen Mundschutz tragen, damit er vor krankmachenden Keimen geschützt ist.
Auch in der Kirche war ein riesengroßer Adventskranz, wo auch schon die erste Kerze brannte.
Der Gottesdienst dauerte für Niklas fünfunddreißigzigtausend Stunden und er wurde immer unruhiger, als plötzlich der Pfarrer sagte:
„Liebe Gemeinde, wie ihr alle wisst haben wir in Reckendorf ein Leukämiekrankes Kind, den fünfjährigen Niklas, daher rufe ich alle erwachsenen Gemeindemitglieder auf, sich am nächsten Sonntag in der Schule Typisieren zu lassen, so dass der Familie und dem Jungen geholfen werden kann und wir einen geeigneten Spender finden“.
Zum Abschluss des Gottesdienstes wurde noch das Lied „Es ist ein Ros entsprungen, aus einer Wurzel zart“ gesungen.
Draußen auf dem Kirchplatz kamen ganz viele Leute zu Mama und Papa und sagten für nächsten Sonntag ihr Kommen zu.
Wieder daheim bereitete Mama das Mittagessen zu und Niklas saß am Küchentisch und malte ein Bild.
„Was malst du denn da schönes?“ fragte Mama.
„Ich schreibe einen Wunschzettel an das Christkind“, sagte Niklas.
Auf dem Blatt Papier war mit verschiedenen Buntstiften ein wildes Durcheinander von Strichen, Punkten und Krixel, Kraxel.
Mama musste lachen.
„Wollen wir zusammen einen Wunschzettel an das Christkind schreiben?“
„Na komm her, ich helfe dir“.
„Was wünschst du dir eigentlich vom Christkind?“
„Dass ich wieder ganz gesund werde“, antwortete Niklas.
„Das ist ein schöner Wunsch.“
„Und was wünschst du dir noch?“
Niklas überlegte – „eine Eisenbahn.“
„Oh, da hat das Christkind aber ganz schön zu tragen“, schmunzelte Mama.
„Zuerst müssen wir ja erst mal schreiben, wo das Christkind wohnt, damit der Brief auch dort ankommt.“

An das Christkind
Kirchplatz 3
97267 Himmelstadt

Liebes Christkind,
mein größter Wunsch an dich ist, dass ich wieder ganz gesund werde, damit ich wieder in den Kindergarten gehen kann.
Wenn dieser Wunsch nicht zu schwer für dich ist, dann wünsche ich mir noch eine elektrische Eisenbahn für mich, aber nicht für Papa!

Da mussten beide laut lachen.

„So, nun noch dein Absender“, sprach Mama.

Niklas Klein
Am Paradies
96182 Reckendorf

„Jetzt noch den Brief in einem Briefumschlag und dann gebe ich ihn morgen bei der Post ab.“
„Warum nicht jetzt?“ fragte Niklas.
„Weil heute Sonntag ist und da hat keine Post auf.“
„Das ist doch doof“, sagte Niklas.
Zum Mittagessen gab es ein knuspriges Hähnchen mit Pommes und ganz viel Ketschup, Niklas‘ Lieblingsessen.
Er aß so viel, dass sein Bauch bald platzte.
Am Abend fuhren sie dann wieder ins Krankenhaus. Niklas weinte ein bisschen und war wieder ganz traurig.
Mama und Papa besuchten ihn wieder jeden Tag und blieben abwechselnd immer ein paar Stunden bei ihm, denn er bekam wieder Infusionen und danach geht es ihn immer sehr schlecht, so schlecht, dass er auch erbrechen muss.

Die nächsten Tage vergingen schnell und ruck-zuck war es Donnerstag, der 6. Dezember.
Ist da was Besonderes an diesem Tag?
Da war doch irgendwas!
Ach ja – Heute ist ja Nikolaustag!
Am Nachmittag waren alle Kinder der Krebsstation im Aufenthaltsraum versammelt und sie sangen mit den Krankenschwestern und Pflegern das Lied „Sei gegrüßt, lieber Nikolaus, wieder gehst du von Haus zu Haus“, als es an der Tür dreimal laut anklopfte.







Ein bärtiger Mann mit rotem Mantel, Rute und Bischofsmütze kam ins Zimmer herein und sagte mit tiefer, brummiger Stimme:

„Von draußen vom Walde komm ich her;
Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
All überall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein sitzen;
Und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor;
Und wie ich so strolcht' durch den finstern Tann,
da rief es mich mit heller Stimme an:
Knecht Ruprecht, rief es, "alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan“………

Die jüngeren Kinder, darunter auch Niklas, bekamen große Augen und manche fürchteten sich gar.
Der bärtige Mann hatte einen großen Sack dabei, der prall gefüllt war.
Er ging zu jedem Kind und fragte, was sie sich denn vom Christkind wünschen.
Dann kam Niklas an der Reihe.
„Und welchen Wunsch hast du an das Christkind“, fragte er brummig.
„Ich wünsche mir, dass ich wieder richtig gesund werde“, antwortete er mit zittriger, ängstlicher Stimme.
„Ja Niklas, ich denke das wünschen sich alle Kinder hier!“
„Welchen Wunsch hast du noch?“
„Ich wünsche mir noch eine elektrische Eisenbahn, aber nur für mich, nicht für Papa!“
Der Nikolaus, die Schwestern und Pfleger mussten alle lachen.
„So, meine lieben Kinder, nun habe ich noch für jeden von euch ein Geschenk dabei.“
Er langte in den großen, prall gefüllten Sack und übergab jeden eine Geschenktüte, die gefüllt war mit Nüssen, Mandarinen, Äpfel und einen großen Nikolaus aus Schokolade.
Als sich der bärtige Mann wieder verabschiedete, sangen sie noch das Lied „Lasst uns froh und munter sein.“
Wieder in seinem Krankenzimmer, riss Niklas gleich den Weihnachtsmann aus Schokolade
auf und biss herzhaft hinein, so dass man ihn richtig schmatzen hörte.
Mama und Papa kamen abends noch und brachten ebenfalls noch ein Päckchen vom Nikolaus mit, das auch mit Naschereien gefüllt war.
Aufgeregt erzählte er, was alles an diesem Tag war.

Es war Sonntag, der Tag zum Spendenaufruf für Niklas.
Ihr könnt euch das nicht vorstellen:
Schon früh morgens kamen die Leute aus dem ganzen Umkreis, um sich ein paar Tropfen Blut abnehmen zu lassen. Sie standen sogar Schlange.
Mama und Papa waren auch in die Schule gekommen und trauten ihren Augen kaum, ja sie bekamen sogar feuchte Augen vor lauter Rührung.
Bis in den späten Abendstunden wurde die Menschenschlange nicht weniger.
Mama und Papa nahmen sich in die Arme und beteten zum lieben Gott: „Bitte lass einen Spender für Niklas dabei sein!“



Zehn weitere Tage vergingen, Niklas war immer noch in der Kinderklinik auf der Krebsstation, bekam weiterhin seine Medikamente.

Am 17. Dezember, Papa und Mama saßen gerade beim Frühstück, als das Telefon klingelte.
Der Doktor von Niklas war am Telefon und sagte:
„Herr Klein, ich habe eine schöne Überraschung für Sie!“
„Wir haben einen Spender für Niklas gefunden!“
Papa Klein rutschte das Herz vor lauter Freude in die Hose und er schrie ganz laut „Hurra“!
Mama Klein fragte verdutzt, was denn los sei.
„Es wurde ein passender Spender für Niklas gefunden!“ „Unser Junge kann wieder gesund werden!“
Mama und Papa Klein umarmten sich und fingen vor lauter Freude an zu weinen.
Sie sprangen und tanzten durch das Wohnzimmer wie zwei Hampelmänner, nahmen sich an die Hände und sagten mit ganz zittriger Stimme: „Danke, lieber Gott, Danke, Danke, Danke!“
Am Nachmittag nach der Arbeit fuhren sie gleich ins Krankenhaus, um diese wunderschöne Nachricht Niklas zu erzählen und das weitere Vorgehen mit den Ärzten zu besprechen.
Niklas wusste nicht so richtig, was das jetzt für ihn bedeutet, dazu war er ja auch noch zu jung.
Papa und Mama sagten dann nur: „Du wirst wieder gesund mein Junge, es wurde jemand gefunden der das gleiche Blut hat wie du.“
Er sprang auf und hüpfte durch das Krankenzimmer, durch den Flur, ins Schwesternzimmer und rief immer wieder: „ich werde gesund, ich werde gesund!“
Es dauerte noch ein paar Tage, bis alles nötige für die Transplantation vorbereitet wurde.
Am 24. Dezember, Heiliger Abend, durfte Niklas erst mal über die Weihnachtsfeiertage nach Hause, was ihn natürlich sehr freute.
Daheim angekommen, wollte er ins Wohnzimmer gehen, doch die Türe war zugeschlossen!
„Mama, warum ist die Türe abgesperrt?“
„Da ist das Christkind drin, Niklas“.
„Und, und – was macht das Christkind da drin?“ Fragte er ganz aufgeregt.
„Es schmückt den Weihnachtsbaum und bringt die Geschenke“.
Sein Herz klopfte immer lauter und er bekam rote Bäckchen.
Vorsichtig versuchte er durch das Schlüsselloch zu gucken, doch außer Dunkelheit konnte er nichts erkennen.
„Mist!“! Sagte er ganz leise!
Mama stand auf der Treppe und beobachtete ihn schmunzelnd.
In der Hand hielt sie eine weiße Feder und Engelshaar, ging noch ein paar Stufen höher die Treppe hinauf, so dass Niklas sie nicht mehr sehen konnte, hielt die Feder und das Engelshaar hoch und blies es an.
Es schwebte hinunter und tanzte ganz sanft durch die Luft, bis es vor Niklas auf dem Boden viel.
Niklas erschrak und seine Backen glühten richtig, dann flüsterte und stotterte er:
„Mama, ddd ddd das Kk kkk Christkind hat eine Feder und ein paar Haare verloren!“
Mama flüsterte zurück: „ja, da musst du jetzt ganz leise sein und von der Tür weg gehen, damit es nicht gestört wird!“
„Komm, wir ziehen uns an und gehen in die Kindermette, Papa ist schon fertig angezogen“.
Die Plätze in der Kirche waren schon alle fast besetzt und es herrschte ein Getuschel und Gezappel unter den Kindern, weil ja alle ungeduldig und total aufgeregt waren.
Die Schulkinder führten wie jedes Jahr das Krippenspiel auf.
Am Ende gingen die Lichter in der Kirche aus, jeder zündete eine Kerze an und stimmten das Weihnachtslied „Stille Nacht“ an.
Mama und Papa nahmen sich an die Hand und jeden der beiden liefen wieder die Tränen über die Wangen.
Als die Kindermette aus war, wollte Niklas noch zur Krippe, die ja vor der Kirche aufgebaut war.
Maria und Josef waren im Stall und sogar das Christkind lag in seiner Krippe, der Engel, die Hirten, Schafe und der Ochse waren davor aufgebaut.
„Mama, Papa, schaut mal – das Christkind, es liegt in seiner Krippe!“
Plötzlich wurde Niklas ganz stumm, faltete wie zum Beten seine Hände, schloss die Augen und sagte:
„Danke liebes Christkind, dass du mich wieder gesund werden lässt, Danke, Danke!“
Endlich wieder daheim, wurde Niklas immer zappliger vor lauter Ungeduld, wann denn das Christkind endlich die Wohnzimmertür aufmacht.
Er saß mit Mama am Küchentisch, als eine Glocke klingelte.
Jetzt ist das Christkind fertig, sagte Sie.
Niklas sprang auf und rannte zum Wohnzimmer.
Zögerlich öffnete er die Tür.
Mitten im Zimmer stand eine große Blautanne mit blauen und silbernen Kugeln, vielen leuchtenden und flackernden Kerzen.
Seine Augen wurden immer größer und auf seinen Backen hätte man Spiegeleier braten können, so rot und heiß waren die.
Er war so fasziniert von dem leuchtenden Tannenbaum, dass er zuerst gar nicht sah, was darunter aufgebaut war.
„Eine Eisenbahn!“ kreischte er.
Voller Freude ging er gleich drauf los, denn das Christkind hatte schon alles aufgebaut, mit Figuren, Häuser und allem was dazu gehört.
„Papa, spielst du mit mir?“
Mama lachte, umarmte ihr großes und ihr kleines Kind und sagte:
„Das ist unser schönstes Weihnachtsfest!“

Niklas musste nach den Feiertagen wieder ins Krankenhaus, wo dann auch die Transplantation Anfang Januar stattfand.
Er wurde wieder vollständig gesund und aus ihm wurde ein kräftiger junger Mann.

Das Örtchen Reckendorf, mit seiner Sankt Nikolauskirche und den Kindergarten
Sankt Nikolaus gibt es wirklich.
Kommt doch mal in der Weihnachtszeit vorbei und besucht Niklas, er würde sich freuen.

Frohe Weihnachten Euch Allen.


© Karl-Heinz Dütsch


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