Eine Sprache, die verbindet
Sprache macht erst souverän
Familienstamm sich darin findet
Eigenart kann so bestehen

Sprache, die entwickelt sich
Sie ändert sich von Jahr zu Jahr
Doch keinesfalls gegen den Strich
Das war schon immer so, ganz klar

Dagegen krass im Unterschied
Teils gekünstelt, teils verschroben
Steht das, was sich jetzt unterschiebt
Pädagogisch abgehoben

Sprache lenkt die Menschenmassen
Herrschaft kündet Tag für Tag
Was darf ich sagen, muss ich lassen
Nicht, wie ich es freiweg mag

International versessen
Ist man außerdem erpicht
Die eigene Sprache zu vergessen
Dass jeder uniform nur spricht

Dieses elitäre „man“
Hat das Problem der Welt erkannt
Die auch verbal nicht bleiben kann
Wie man sie einmal vor sich fand

Vielleicht gilt altklug auch für mich
Für mein dichterisches Schreiben
Nur will ich den Umsturz nicht
Sondern bei Probatem bleiben

Zudem hat sich schon oft gezeigt
Gerad da beginnt die Diktatur
Wo man den Leuten nervig steigt
Auf ihre Sprachenklaviatur!


Bin ich Fischschwarm, der auf Kommando schwenkt?


© Widi58


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Beschreibung des Autors zu "Sprachenleere"

Zum "Tag der Muttersprache", über schulmeisterliche verbale Monokultur im 21. Jh.




Kommentare zu "Sprachenleere"

Re: Sprachenleere

Autor: Ulinik   Datum: 01.03.2024 8:33 Uhr

Kommentar: Wie sagte neulich eine Bekannte: "Meine Tochter sagt, ich würde altmodisch sprechen." Ich riet ihr, ihrer Tochter zu erklären, dass ihre Sprache noch reich sei, während die Sprache der jungen Generationen immer mehr verarme. Was mich persönlich erschüttert, ist die Tendenz, heute alles plattmachen zu wollen, was früher gesprochen wurde. Jede Sprachfarbe ist Dokument ihrer Zeit. Man muss das Vergangene nicht bekämpfen. Man muss es nicht ausradieren. Was wäre noch unsere Kultur, wenn wir einen Goethe, einen Lessing, einen Storm u. v. m. nicht pflegten? Und zwar auf lebendige Art, indem wir sie (auch) lesen und als Zeugen ihrer Zeit respektieren statt erbsenzählerisch alte Bücher zu durchforsten auf Begriffe, die man dem Feuer der Gegenwart zur Nahrung gibt. Extreme Auswüchse einer modern sein wollenden Gesellschaft, dabei weiß man doch, wohin das führen kann. "Leben und leben lassen" ist meine Devise. Aber auch "die Polaritäten besänftigende Achtsamkeit". Wir sind alle aus "Wurzeln" gewachsen, die wir nicht leugnen müssen, sondern aus denen wir uns alle weiterentwickeln. In friedlichem Miteinander - wenn wir alle wollen (was dann auch gelingen kann).

Re: Sprachenleere

Autor: Widi58   Datum: 01.03.2024 9:48 Uhr

Kommentar: "Worte der Wahrheit entfleuchten dem Gehege Ihrer Zähne und ergossen sich aus dem Kiele Ihrer Feder", sagt der alte Grieche...
Schönes WE!

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