Das Bild verschwimmt schon vor deinen Augen. Zu lange hast du es gedankenverloren angestarrt und dich gefragt, wieso etwas so wahrhaft Schönes so schnell enden konnte. Von einer Sekunde auf die andere war es verschwunden - ohne viel Aufruhr, ohne irgendwelche Aufmerksamkeit auf Außenstehende zu lenken.
Deine Augen starren immer noch auf dieses Bild - emotionslos und völlig erkaltet. War es normal zu denken, dass etwas Schönes nicht einfach verfliegt? Du weißt es nicht. Ein Schleier bildet sich vor deinen Augen und du legst das Bild behutsam auf den Tisch. Mit zitternden Fingern streichst du dir durch deine kaum zu bändigende Mähne und wartest auf den Zeitpunkt, wo die heißen Tränen in deine Augen schießen und du dem kürzlich Verlorenen hinterher weinen kannst und deine Gefühle sich akklimatisieren. Dein unsäglicher Wunsch nach Tränen erfüllt sich jedoch nicht und verzweifelt lässt du deine Faust auf den Tisch niederfahren. Ein pochender Schmerz zieht von deiner Hand den Arm hinauf und betäubt den seelischen Schmerz immer mehr.
Doch dieser Schmerz ist vergänglich. Verflüchtigt sich schon, bevor du deine Finger zu bewegen beginnst. Was nun? Erneut nimmst du das Bild zur Hand und lässt dich in eine tiefe Besinnungslosigkeit sinken. Ein Bild kann mehr aussagen, als tausend Worte es könnten. Lächelnd gehen die meisten darauf ihrer Wege, doch es gibt auch diese kläglichen Ausnahmen - Ausnahmen, die sich anfangen zu häufen.
Und du, ja du, du hältst eins dieser Bilder in der Hand.


© GoldenShadow


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