2.

Es waren 4 Tage seit dem Tod von Lucy vergangen. Die Polizei kam mehrmals um mein Zimmer zu untersuchen und uns zu befragen. Ich war immer noch nicht in der Schule, weil ich doch immer noch so um meine Mutter trauerte. Sehr gut für mich, denn ich hatte genug Zeit, mir einen Plan auszudenken. Er war nicht sehr kreativ, jedoch musste ich nicht viel dafür vorbereiten. Aber ich musste meinen Vater so schnell wie möglich loswerden.
Es war kurz vor sieben Uhr abends. Ich zog die immer noch dreckigen Handschuhe aus meiner Tasche, legte sie auf meine Kommode und ging nach unten ins Wohnzimmer, wo mein Vater sich das Abendprogramm im Fernsehen anschaute. Er versuchte sich irgendwie abzulenken von dem schweren Schlag. Er hielt sich recht gut, dafür, dass seine Frau vor ein paar Tagen ermordet wurde. Aber bald durfte er ja zu ihr hinunter.
Verdammt, schlaf doch endlich ein, dachte ich mir. Er musste tief und fest schlafen, damit ich meinen Plan ausführen konnte. So ging ich alle zehn Minuten nach unten, um zu sehen, ob er schläft. Wenn ich sah, dass er immer noch wach war, ging ich leise wieder ins Zimmer und setzte mich an meinen Laptop. Ich wurde immer ungeduldiger. Dachte sogar schon darüber nach, ihn einfach von hinten mit einem Messer abzustechen. Aber es war zu riskant und zu verdächtig. Ich dachte weiter zielstrebig an meinen eigentlichen Plan. Um 19:50 Uhr ging ich nochmal nach unten. Über mein Gesicht stahl sich ein böses Lächeln, als ich sah, dass mein Vater eingeschlafen war. Schnell rannte ich noch einmal nach oben und zog mir die Gummihandschuhe an. Dann huschte ich schnell in die offene Küche, schob leise die Besteck-Schublade auf und nahm ein großes Küchenmesser heraus. Dann ging ich langsam und mit leisen Schritten hinüber ins Wohnzimmer, wo ich das Sofa sah, das gegenüber vom Fernseher stand. Mein Vater lag auf ihr und schnarchte leise. Ich näherte mich langsam von hinten, bis ich direkt hinter der Couch war. Ich bewegte meine Hand vor seinem Kopf, um sicher zu gehen, dass er tief schlief. Dann ging ich um die Couch rum und stand direkt vor ihm. Das Kissen neben ihm war bestimmt groß genug, also nahm ich es in die Hand und drückte es vorsichtig in sein Gesicht. Nur gut, dass sein Schlaf so tief war, sonst würde mein Plan warscheinlich nicht aufgehen. Ich hob das große Küchenmesser in der anderen Hand, hielt es an den Hals meines Vaters und atmete noch ein letztes Mal tief durch, bis ich loslegte. Ich musste schnell handeln, sonst würde es schief gehen.
Ich machte einen langen, tiefen Schnitt an der Halsschlagader meines Vaters. Er wachte schon auf, verdammt! So schnell wie ich konnte, machte ich auch auf die andere Seite einen Schnitt. Er wurde leider nicht so groß wie ich es wollte, denn mein Vater schrie vor Schmerzen auf und versuchte aufzustehen. Ich warf das Messer auf den Boden und drückte ihm das Kissen mit beiden Händen ins Gesicht, so stark ich konnte. Natürlich war er stärker und ich fiel zu Boden als er aufsprang und schrie. Unglaublich, dass dieser Mann so laut werden konnte. Ich fragte mich, ob er schon jemals so laut geschrien hat, ob er schon jemals solche starken Schmerzen erlitt. Genauso unglaublich war es, dass er so dumm war. Hielt sich nicht mal richtig die Wunden zu. Wusste er denn nicht, dass er sterben würde, wenn er zu viel Blut verlor? Dumm.
„Du... was hast du... getan?! Du kleines Monster... Du Miststück!“
„Jemand wie du, der sich nicht an die Regeln hält und illegale, böse Sachen tut, hat es nicht verdient, auf der Welt zu sein. Der Teufel hat es mir überlassen, dich und diese Schlampe zu beseitigen und hiermit habe ich meine Arbeit fast getan.“
„Womit... womit haben wir das... nur verdient?“
„Ihr seit einfach eine Schande für die Welt. Tschüss, und viel Spaß in der Hölle!“
Ich stand auf und lachte. Ich hatte sehr viel Spaß und ich bin nicht mal richtig dreckig geworden. Mein Vater fiel mit den Knien auf den Boden.
„Ich... werde müde...“
Natürlich wurde er müde. Er hat schon so viel Blut verloren, dass er in Ohnmacht fiel.
Da lag er nun, mit aufgeschlitztem Hals, auf dem Boden. Der schöne weiße Teppich, verschmutzt durch all dem Blut, das er verloren hat. Das Messer drückte ich ihm noch einmal fest in die Hand, sodass seine Fingerabdrücke hoffentlich darauf zu finden waren, und legte es danach neben seine Hand auf den Boden. Die Handschuhe warf ich wieder in meinen Rucksack, wo sie schon 2 meiner Schulhefte beschmutzt hatten.
Als ich meine Hände gewaschen habe, ging ich wieder nach oben in mein Zimmer, setzte mich an meinem Laptop und sah mir ein paar Videos an.
Nach einer halben Stunde ging ich wieder nach unten zu meinem Vater. Er atmete nicht mehr. Ich ging zum Telefon und rief die Polizei an. Keine zehn Minuten später waren sie im Haus.

Ein Polizist fotografierte die Leiche, andere standen blöd da und taten so als würden sie über den Fall sprechen. Draußen erzählte ich einem Officer, wie ich um zwanzig vor neun nach unten gekommen sei, um mir etwas zu Essen zu machen. Ich erzählte, wie ich meinen Vater leblos vor der Couch liegen sah, in Tränen ausgebrochen war und die Polizei gerufen habe. Ich tat so als würde ich völlig aufgelöst und verwirrt sein, was auch verständlich war, weil innerhalb einer Woche meine Pflegefamilie durch Mord und Selbstmord starb. Nachdem die Officer alles untersucht und mich und die Nachbarschaft befragt hatten, habe ich meine wichtigsten Sachen eingepackt und einer der Männer hat mich in das nächste Waisenhaus gefahren. Er sagte, dass sie alles mit dem Amt klären würden und dass ich hier im Waisenhaus erst einmal aufgehoben bin, bis ich wieder in eine andere Familie komme.
Wie ich es satt hatte, immer von der einen zur anderen Familie zu ziehen. Bisher war ich in vier verschiedenen Pflegefamilien. Die erste ist bei einem Hausbrand ums Leben gekommen. Ich fand es gut, denn ich mochte diese Familie nicht. Die zweite Familie hat mich wieder an das Waisenhaus zurückgegeben, weil sie meinten, ich wäre verrückt und böse. Nur weil ich an den Teufel und an Dämonen glaube und nicht an ihren christlichen Scheiß, hielten sie mich für verrückt. Die dritte Familie, in der ich war ist auch größtenteils gestorben. Die kleine Tochter starb an Krebs, die Mutter und die zweite Tochter bei einem Autounfall und der Vater hat Selbstmord begangen. Als einziger blieb der kleine Sohn übrig, der mit mir in das Waisenhaus gebracht wurde. Irgendwann wurde er von irgendeiner anderen Familie abgeholt und ich sah ihn nie wieder. Dann wurde auch ich irgendwann in eine neue Familie geholt. Lucy und John, meine neuen Eltern. Knapp ein halbes Jahr war ich bei ihnen und es war wie in allen anderen Familien. Alle waren in irgendeiner Weise kriminell, Betrüger, dumm. Entweder sie betrogen andere, arbeiteten mit der Mafia, brachten illegale Sachen ins Land oder erpressten andere. Sie wurden alle mit dem Tod bestraft, von dem Teufel. In der Hölle durften sie heute schuften.
Nur die letzte Familie musste ich selber beseitigen.
Warum? Ich glaubte immer an den Teufel und habe ihm geholfen, Menschen eine tödliche oder schmerzvolle Lektion zu erteilen. Ich war sozusagen die Botschafterin von ihm. Ich habe seine Dämonen heraufbeschworen, um ihnen mitzuteilen, wer es verdient hatte und warum. Manchmal habe ich auch persönlich zu ihm gesprochen. Aber dass ich jetzt selber Hand anlegen musste, war schon irgendwie eine Ehre für mich. Ich hatte nie daran gedacht, Menschen umzubringen, aber jetzt, wo ich es getan hab, fühlt es sich gut an. Denn dank mir gibt es jetzt zwei nutzlose, kriminelle Menschen weniger auf dieser Welt.


© DebakelchenJess


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Beschreibung des Autors zu "Wenn dich der Teufel regiert #2"

Im zweiten Kapitel geht es auch wieder etwas härter zu, aber die nächsten Kapitel werden etwas ruhiger.

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