Mein Name ist Johnathan McFlowered. Die Wächter sowie mein ehemaliger Zellengenosse nannten mich nur John- den Unschuldigen. Obwohl es absurd ist, habe ich beschlossen, dir meine Geschichte ins Hirn zu blasen. Ich hoffe sie wird dir gefallen. Mittlerweile sitze ich seit achtundvierzig Jahren in dieser Zelle. Ich habe hier nichts, bis auf eine schmale Matte und eine Toilette in der Ecke, wo es ganz schön stinkt. Ich weiss nicht wessen Schuld das ist. Die meine oder die meines ehemaligen Mithäftlings. War ein ganz netter Kerl muss ich sagen. Nur ein bisschen zu neugierig für meine, ja für unsere Verhältnisse. Doch ich glaube, das alles ist jetzt nicht so wichtig. Ich konzentriere mich nun, um dir meine Geschichte ins Hirn zu blasen. Sie kommt bestimmt gut an. Das tut sie eigentlich immer. Bei der letzten hat es auch geklappt. Ganz hervorragend sogar.

Nun. Am besten ich beginne mittendrin. Der Anfang ist beinahe unwichtig, abgesehen von der Tatsache, dass meine Mutter eine Frau war, die ich sehr ins Herz geschlossen hatte. Mit ihr fing alles an. Meinen Vater lernte ich nie wirklich kennen. Tatsächlich lebte er mit mir unter einem Dach, doch das einzige was ich von ihm wusste war, dass er die Flasche fast so sehr liebte wie meine Mutter. Er nahm mich oft bei der Hand und setzte mich auf einen Stuhl- direkt neben sein Bett. Dann drückte er mir eine Kamera in die Hand und befahl mir ihn dabei zu filmen wie er meiner attraktiven Mutter Flügel verleihen würde. Er war sehr laut. Sie aber auch. Nur wirkte sie nicht gerade glücklich über diesen Vorgang.

Irgendwann einmal, als ich wieder einmal mit dem Filmen meiner beiden Elternteile beim "Spass haben" fertig war, ich war circa dreizehn Jahre alt, ließ ich den Film auf der Kamera laufen und schaute mir alles genau an. Zuerst langweilte ich mich, doch dann sah ich mich in diesem Film lächelnd in der Ecke stehen. Ehrlich gesagt fand ich es irgendwie geil, dass ich auch mit drin war. Mir kam gar nicht erst der Gedanke, dass ich gar nicht hätte in dem Film auftauchen können, da ich ihn ja die ganze Zeit hinter der Kamera stand. Doch daran dachte ich gar nicht, denn sehr schnell und heftig stieg dieses Gefühl in mir hoch. Es war prickelnd und für einen pubertierenden Jungen wie ich einmal war etwas Neues, Aufregendes.

Entschlossen legte ich die Kamera zur Seite und ging in das Schlafzimmer meiner Eltern. Mein Vater war nicht mehr da, während meine Mutter nackt im Bett lag und eine Zigarette nach der anderen rauchte. Ich starrte sie fröhlich an, musterte sie von oben bis unten. Mein Blick legte sich auf den ihren für eine ganze Weile. Wie in Trance stand sie auf und kam auf mich zu. Ich spürte wie sie zitterte, fand es jedoch unheimlich klasse, dass ich sie mit meinem Blick beherrschte. Mein Grinsen wurde breiter und meine Hand glitt an ihren Beinen herab. Zuerst drehte ich mich um- und schloss die Tür. Jetzt waren wir beide alleine. Meine geliebte Mutter und ich.
Lange Zeit sah ich sie dann nicht mehr. Die arme Frau hatte sich in Luft aufgelöst und mein armer Vater litt so sehr darunter, dass er sein Jagdgewehr nahm, es sich in den Mund legte und mit Tränen in den Augen abdrückte. Ich gebe zu, ich habe nicht einmal den Versuch unternommen, ihn davon abzuhalten. Denn insgeheim habe ich gehofft, dass er es tun würde. Wahrscheinlich habe ich ihn meine Gedanken ins Gehirn geblasen.

Um so älter ich wurde, um so mehr verlangte ich. Dazu habe ich eigentlich nie viel gebraucht, bis auf die Magie meines Blickes. Ständig las ich in den Zeitungen von irgendwelchen Frauen, die hier in der Nähe als vermisst gemeldet wurden. Und mir scheint es unvorstellbar, dass keine einzige, es waren ungefähr fünfundsechzig in den letzten drei Monaten je gefunden worden ist. Nur ein einziges Mal. Da hätten sie ihn beinahe erwischt. Denn sie hatte einen Schuh verloren. Caroline hieß sie. Oh ja, eine verdammt hübsche junge Frau. Noch besser als meine Mutter. Sie verstand es sich mit Händen und Füssen zu wehren, aber ihr Gegner, ihr Liebhaber, hielt sie fest umklammert und presste das Messer in sie hinein, nachdem er sich an ihr gesättigt hatte.

Eines Tages aber, da war ich 21, stand die Polizei vor meiner Tür und fragte nach meinen Eltern. "Meine Eltern sind umgezogen", antwortete ich ihnen, doch sie wollten mir nicht glauben und steckten mich wegen Mordverdachts ins Gefängins. Ich glaube, die Bullen wussten, dass mit meiner Familie etwas nicht stimmte. Sie sagten stets, dass ich ein armer Junge sei, der eine bösartige Eigenschaft vom Vater geerbt haben muss oder ähnliches. Wie dem auch sei, meine Zelle wurde meine neue Geschäftszentrale. Heimlich schlichen die Wärterinnen nachts in die Zelle. Sie konnten mir einfach nicht widerstehen und ich hatte immer einen Heidenspass. Doch mein Mithäftling hatte einmal Dinge gesehen, die böses Blut zwischen uns gebracht hätten. Er sah wie jemand in unserer Zelle Doktor Elisabeth McCannes wehtun wollte und mischte sich doch prompt ein. Miss Doktor Elisabeth McCannes und Erik, mein symphatischer Mithäftling tauchten nicht mehr auf. Auch seitdem sind bereits zwei Wochen vergangen. Und nun komme ich schnell zum Höhepunkt. Ich komme zum Ende meiner Geschichte. Meine Unschuld besteht darin , dass ich unfreiwillig der Erbe einer bösen Eigenschaft meines Vaters geworden bin. Meine Gefängniszelle befindet sich nicht im Knast sondern in einer psychatrischen Klinik im Süden Arizonas. Ich bin der einzig noch lebende Patient dieser Klinik und habe ein rundum Überwachungspersonal um mich herum, welches aus vierunddreizig ausgebildeten Sicherheitsleuten besteht. Nun gestehe ich, dass mir mittlerweile wieder langweilig wird in meiner schönen Zelle. Ich möchte, dass du sie auch kennen lernst, diese bequeme, wunderbare Gefängniszelle. Ich möchte sehen wie du dich hier drinnen befindest und feststellen musst, dass mein Gefängnis dein Gefängnis ist, weil ich jetzt mit dir spielen werde, Haha!

Mein Name ist Johnathan McFlowered. Ich bin neunundsechzig Jahre alt und sitze seit meinem einundzwanzigsten Lebensjahr hinter Gittern. Nun ist mir langweilig und ich möchte mit dir spielen. Meine Klinge liegt sicher in meiner rechten Hand. Und zu allerletzt möchte ich dir etwas gestehen, meine Hübsche.

In einem unterirdischem Keller im Norden Alaskas liegen neunundachtzig Frauen, darunter auch meine Mutter und warten sehnsüchtig darauf, dass ich sie wieder erwecke. Es wird an der Zeit der Polizei von Arizona mitzuteilen, dass meine Frauen ihren Johnny wieder brauchen, Baby. Denn ich heisse Johnathan McFlowered- und ich bin der Mörder meiner Mutter und achtundachtzig weiteren Frauen. Und das einzige was ich jetzt will, bist du Margereth. Komm zu mir Margereth. Ich weiss du brauchst mich. Komm zu Johnny!- Jetzt!!!


© Anya Delen, Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht auf Vervielfältigung, Verbreitung sowie Übersetzung


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