Tölpel staunte nicht schlecht als man am Morgen des 1. April einen „Zeugen“ zu ihm brachte, der von einem Mord erzählte der eigentlich ein völlig absurder Unfall war. Er sollte sogar die Verhaftung einer Königin veranlassen.

„Du bist wohl völlig verrückt“ dachte der Kommissar, sagte aber: Bitte setzen sie sich und erzählen sie mir einmal die ganze Geschichte! Um einen Platz in der geschlossenen Abteilung einer psychiatrischen Einrichtung würden sich danach schon seine Untergebenen kümmern…

„Ich war wieder einmal auf dem Weg ins Paradies“, fing der vermeintlich Verrückte an zu berichten, „als ich im Vorraum zu diesem Bereich – es handelt sich dabei um ein graues Zimmer – eine kleine Gruppe Menschen auf einer Bank sitzen sah. Die junge Frau der Gruppe, bestehend aus einer Prinzessin und ihren beiden Bodyguards, hielt mich an und sah mir verblüfft ins Gesicht. Dann fragte sie mich ob ich mich hier auskenne, was ich bejahte, denn ich war öfter mal in diesem Durchgangsraum gewesen“.

Tölpel schüttelte den Kopf, dann fasste er sich an die Stirn um kurz darauf zu nicken. „Weiter“ sagte er mit rauer Stimme. Immerhin ist heute der 1. April sagte er sich. Warum also nicht?! Schließlich habe ich Humor!

Der Zeuge besann sich kurz, dann führte er weiter aus. „Wissen sie“ meinte die junge Frau, „ich glaube es handelt sich um einen Irrtum, daß wir hier sind. Ich bin eigentlich schwanger und habe noch viel auf der Erde zu tun“.

Tölpel hielt zwar an sich, konnte aber nicht verhindern, daß er unabsichtlich lachen musste. „Und dann?“ erkundigte er sich grinsend.

Dann schilderte ihm der „Zeuge“ den Vorgang der kuriosen Tat.
„Die 3 werden heute nachmittag mit dem Fahrrad auf der Autobahn unterwegs sein. Die Prinzessin fährt in der Mitte zwischen ihren Bodyguards auf dem Standstreifen. Wie sie sehen ist ja auch wunderbares Wetter. Sie lachen, sehen sich aber immer wieder um, so als glaubten sie verfolgt zu werden. Ahnt sie, daß ihre Schwangerschaft der alten Königin gar nicht in den Kram passt? Immerhin würde das neue Kind ja mit dem nächsten Thronfolger verwandt sein…
Nein, sie ahnt es nicht. Das gute Kind wird zwar gerade zum 3. Mal Mutter, aber vom realen Leben weiß sie so gut wie nichts. Dann überstürzen sich die Ereignisse!“

„Und das kommt heute quasi alles auf uns zu?“ Der Kommissar grinste schelmisch. Wozu sollte er sich denn noch beherrschen?! Das klang alles faszinierend nach Karneval, oder eben einem Aprilscherz.

„Warten sie doch bitte ab“, knurrte jetzt der kleine Mann mit dem Nostradamus-Komplex, bevor er aufstand und wie wild zu gestikulieren begann. „natürlich wird die Prinzessin erkannt, denn sie war dereinst mit dem derzeitigen Thronfolger des Landes verheiratet gewesen, dem sie 2 Prinzen gebar. Man fotografiert sie aus den vorbeifahrenden Autos heraus.“

An dieser Stelle nickte Tölpel verschwörerisch!

„Dann ging alles sehr schnell“, meinte der Zeuge eines Vorgangs der noch gar nicht stattgefunden hatte. „Das leise Sirren in der Luft war bisher noch nicht aufgefallen! Nun aber näherten sich, von metallischen Tönen untermalt, seltsame Teile aus dem Weltraum. Die Luft über der Autobahn war erfüllt mit messerscharfen und noch glühenden Bruchstücken eines Flugzeuges, oder dergleichen. Wenig später lagen, oder soll ich vielleicht >werden liegen< sagen, die 3 Radfahrer blutüberströmt am Boden“.

Kommissar Tölpel staunte nicht schlecht! Das also soll nun bald stattfinden?
„Beruhigen sie sich, beruhigen sie sich“, redete er auf den originellen Besucher der Polizeistation 11 im 11. Bezirk von London ein. Dann winkte er ein paar Beamte herbei, die ihm helfen sollten falls der „Zeuge“ gewalttätig werden würde.
„Ich bitte sie inständig sich untersuchen zu lassen“ säuselte Tölpel tölpelhaft, aber der Mann verstand ihn nicht…er fiel einfach in Ohnmacht!

Als er im Bezirkskrankenhaus „Zum Erlöser“ wieder erwachte (er hatte eine Spritze bekommen) war es später Nachmittag. Sein Blutdruck stieg! Ebenso übrigens wie der von Kommissar Tölpel, der zur Ablenkung von den Strapazen des Arbeitstages soeben das Radio eingeschaltet hatte. Es kamen die Nachrichten und was der Sprecher von sich gab ließ den Kommissar aufhorchen:

„Heute, gegen 15 Uhr 35 ist Prinzessin Sunlight von Sunborogh, zusammen mit ihren beiden Bodygaurds, bei einem Fahrradunfall auf der Autobahn ums Leben gekommen. Die Gruppe wurde von abstürzenden Teilen des Telekommunikationssatelliten >Echo< erschlagen. Die Bodyguards waren sofort tot, die Prinzessin verstarb schließlich in einem Rettungswagen, der auf dem Weg ins Krankenhaus plötzlich wegen einem Motorschaden liegenblieb und seine Fahrt erst eineinhalb Stunden später wieder fortsetzen konnte“.

Tölpel begab sich sofort ins Krankenhaus um die Vernehmung des nunmehr tatsächlichen Zeugen fortzusetzen. Konnte er wirklich gewusst haben was der Menschheit bevorstand – oder weiß er auch was ihr noch alles bevorsteht?

Er fand den armen Menschen fixiert im Bett! Wer hatte denn das veranlasst?!

Zu seinem Erstaunen war er allerdings tot… Anscheinend hatte ihn der Schlag getroffen, nachdem er weder richtig angehört, noch für zurechnungsfähig gehalten worden war. Hielt er sich nun selbst im grauen Vorzimmer zum Paradies auf?

Daß sich die alte Königin inzwischen ins Fäustchen lachte, weil ihr Geheimdienst den künstlichen Himmelskörper zielsicher abstürzen ließ, war ihm inzwischen wohl ebenfalls klargeworden. „Die Wahnsinnigen regieren nach ihrem Gutdünken und die Normalen kriegen nie was mit, oder sie liegen fixiert in den Betten psychiatrischer Einrichtungen!“, dachte er noch, dann blieben sein Herz und sein Verstand stehen.

Tölpel jedoch schöpfte neue Kraft für die Zukunft und ging, kurz vor Dienstschluss, an seine ihn sehr befriedigende Arbeit heran. Optimistisch dachte er vor sich hin: Wenn alles auf dem Vorhandensein einer Vorsehung beruht, dann macht mir das Mut, dann macht mir das Mut – und alles wird gut!

Aus der Sammlung Kommissar Tölpel

© Alf Glocker


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Aus der Sammlung Kommissar Tölpel"

Re: Aus der Sammlung Kommissar Tölpel

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 17.11.2021 11:24 Uhr

Kommentar: Lieber Alf,
du kommst auf Ideen, Kommissar Tölpel, hihihi. Gern gelesen.
Liebe Grüße Wolfgang

Tipp: -Weiterlesen- funktioniert mal wieder nicht ... nehmt die Überschrift.

Re: Aus der Sammlung Kommissar Tölpel

Autor: Alf Glocker   Datum: 17.11.2021 12:29 Uhr

Kommentar: Danke für den Tipp, lieber Wolfgang!

Liebe Grüße
Alf

Re: Aus der Sammlung Kommissar Tölpel

Autor: Sonja Soller   Datum: 17.11.2021 14:01 Uhr

Kommentar: Eine schöne Geschichte, hahahahaa... lieber Alf.

Der letzte Absatz gefällt mir am besten, man braucht Mut, um in die Zukunft zusehen.

Herzliche Grüße aus dem mutigen Norden, Sonja

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